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Ertränkt alle Hunde

Ertränkt alle Hunde

Titel: Ertränkt alle Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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chemische Analyse machen lassen...«
    »Was zum Teufel war drin, Mann?«
    »Vaseline und Kokain.«
    Die Uniformierten kicherten wieder los.
    Mulcahy kniff die Augen zusammen und sagte: »Ich merke mir, daß Sie unkooperativ sind.«
    »Zur Kenntnis genommen.«
    Er sah uns beide an, grinste wieder hämisch und sagte: »Vielleicht haben wir hier ja zwei echte Politikertypen, was?«
    Dazu mußte Ruby ihre Meinung äußern. »Ich will ja nicht für den Gentleman hier sprechen, aber ich bin ganz bestimmt kein Politiker«, sagte sie. »Constable, wissen Sie, warum ein Politiker eine Gehirnzelle mehr hat als ein Pferd?«
    »Nein. Warum denn?«
    »Damit er bei Paraden nicht auf die Straße scheißt.«
    »Jetzt reicht’s!« fauchte Mulcahy. Er stand auf, war wütend auf uns beide, weil wir ihm sein Verhör verpfuscht hatten, und noch wütender auf das Feuer in seinem Hintern. Diskret schob er eine Hand hinter sich. »Wir werden Sie jetzt zur förmlichen Vernehmung bezüglich Ihrer verdammten Politik zu Keegan persönlich bringen.«
    Was, wie ich schon sagte, geschlagene zwei Stunden her war.
    Den größten Teil dieser Zeit hatten wir ohne unsere Pässe in einem kleinen, geschlossenen Raum mit einer Sitzgarnitur, bestehend aus einer Couch und zwei Sesseln, sowie einem Tisch verbracht, auf dem sich Aschenbecher, lauwarmer Tee in einer geblümten Keramikkanne und die Dubliner Tageszeitungen befanden. Dann war da noch ein Spiegel entlang der oberen Hälfte einer Wand.
    »Ich erkenne einen Beobachtungs- und Arrestraum, wenn ich einen sehe«, flüsterte ich Ruby ins Ohr. »Wahrscheinlich haben die hier auch Wanzen versteckt. Wir sollten über irgendwas reden, nur nicht über Politik.«
    »Besser wir reden gar nichts, und Punkt - bis wir einen Anwalt sehen oder doch wenigstens irgendwen von der amerikanischen Botschaft«, sagte Ruby. »Also werde ich ab sofort meinen Mund halten. Später werde ich schreien. Ich schlage vor, du machst es genauso.«
    Guter Rat, stimmte ich zu. Denn immerhin waren wir beide ein Pärchen zwielichtiger Ausländer in den Augen desjenigen, der uns von der anderen Seite des Spiegels beobachtete. Also tranken wir die meiste Zeit Tee, brachten uns auf den aktuellen Stand der Nachrichten und blieben cool. Und wirkten dadurch schuldig wie nur was, wie ich es bei den ruhigen, coolen und gefaßten Typen immer vermutet habe, die ich selbst in ähnlichen Zimmern schmoren ließ.
    Schließlich wurden wir in Keegans Büro geführt. Das war vor zehn Minuten, und seitdem saßen wir die ganze Zeit auf den mickrigen Stühlen und wurden von ihm ignoriert, während er einen kleinen Stapel Papiere überflog, die ein Assistent auf seinem Schreibtisch ausgebreitet hatte.
    Jetzt knipste Chief Keegan die Spitze einer Zigarre ab und zündete sie an. Mir bot er keine an. Das süßliche Aroma von kubanischem Tabak mischte sich angenehm unter die anderen Gerüche des Raumes: alte Bücher auf den Regalen hinter Keegan, auf seinen Hängebacken schimmerndes Pimentöl, Lanolin, mit dem er sein schütter werdendes schwarzes Haar zurückgeschniegelt hatte.
    Er schaute auf und sah über den Schreibtisch Ruby an. »Madam, was genau ist die Natur Ihrer Beziehung zu Mr. Hockaday?«
    »Detective Hockaday.«
    Keegan lächelte sie an, allerdings nicht aus Freundlichkeit einem Touristen gegenüber. Meine Vermutung lautete, daß er ihr die Unverschämtheit am liebsten aus dem Gesicht geschlagen hätte. »Wie Sie meinen«, sagte er zu Ruby.
    »Hock und ich, wir tanzen einen langsamen Tanz«, antwortete Ruby.
    Der Chief blätterte durch Papiere und schüttelte sein gewaltiges, glänzendes Haupt. Seine Augen verengten sich zwischen schwammigen, schweren Lidern, und er sagte zu Ruby: »Das ist eine äußerst amüsante Antwort, Madam. Ich dachte schon einen Moment lang, Constable Mulcahy würde übertreiben, aber jetzt sehe ich selbst, daß Sie zur unkooperativen Sorte gehören.«
    Dann wendete sich Keegan mir zu. »Versuchen wir es mit Ihnen, Hockaday. Haben Sie eine Ahnung, was heute in der O’Connell Street passiert ist?«
    »Ist das eine berufsmäßige Frage?«
    »Vielleicht.«
    »Wie kommen Sie darauf, daß ich eine berufsmäßige Antwort habe?«
    Keegan lehnte sich in seinem Sessel zurück und paffte an der Zigarre. »Wir hatten genügend Zeit, gewisse Nachforschungen anzustellen - Detective.«
    »Das ist ja nett«, mischte sich Ruby ein.
    »Sie meint, es ist nett, daß Sie mich Detective nennen«, erläuterte ich Keegan. »Sie meint allerdings

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