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Ertränkt alle Hunde

Ertränkt alle Hunde

Titel: Ertränkt alle Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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Jetzt wirst du zerstückelt. Und eins kann ich dir sagen: wenn sie dich hier oben finden, kommen sie vielleicht dahinter, daß ich es getan habe, aber höchstwahrscheinlich wird sich kein Mensch dafür interessieren. Hast du nie gehört, daß Gerechtigkeit die Sanktionierung der etablierten Ungerechtigkeit ist?«
    »Ich sag’s dir doch, ich war es nicht! Ich habe Father Kelly nicht angerufen, und deine Brenda habe ich auch nicht getötet!«
    »Und ich sage dir, du lügst. Clink heißt mein Spiel, Kamerad. Und das habe ich nun schon seit Jahren gegen dich und die Jungs gespielt, wie du ja siehst. Du wirst sterben, Mann - und ich, ich werde vor Freude brüllen, als säßen wir uns drüben auf der anderen Seite an einem Glink -Brett gegenüber, und ich bin’s, der deinen Lügen auf die Schliche kommt oder sogar den besten aller Züge bei einer schönen Partie Glink deichselt, daß du nämlich eine Wahrheit als Lüge siehst und eine Lüge als Wahrheit.«
    »Gnade! Ich flehe dich an -!«
    »Wo ist jetzt dieses Herz aus Stahl, Kamerad?«
    »Ich schwöre ab - allem!«
    »Nae, deinem selbstgewählten Schicksal kannst du nicht entrinnen. Gnade kannst du nicht erwarten. Erbarmen aber schon. Was sagst du dazu?«
    »Dann eben dein Erbarmen. Bitte...«
    »Ich werde darüber nachdenken. Aber fürs erste trittst du mal ein paar Schritte von mir zurück. Genau so, tritt einfach weit genug zurück, damit ich mit dem Messer hier vernünftig auf dich losgehen kann. Bist du jetzt soweit?«
    »Erbarmen -!«
    »Weiche zurück, wenn’s sein muß, ich komme jetzt! So ist schön, geh weiter, weiter. Sieh nicht hinter dich. Aber stell dir die Ehre vor, von einer dieser herrlich grünen Klippen im Westen des Landes zu springen, sauber in den großen Teich. Ein poetischer Tod für einen Burschen mit stählernem Herzen, findest du nicht auch...?
    So, und da gehst du nun hin... Lebewohl einem weiteren von euch überhaupt nicht netten H. O. S .-Arschlöchern.«

18

    Das Abendessen wurde in dem kleineren der beiden Eßzimmer eingenommen. Das größere im Erdgeschoß war vermutlich groß genug für einen Ball und ganz sicher für einen rechteckigen Tisch in der Mitte des Raumes. Unser Eßzimmer im zweiten Stock war da intimer - bot gerade mal genügend Platz für ein Bankett von etwa zwanzig Gästen.
    Ich konnte mir mühelos einen kleinen Jungen vorstellen, der in einem netten, großen irischen Zuhause mit Spitzengardinen wie diesem aufwuchs statt in einer Mietskaserne in Hell’s Kitchen. Leider war nicht ich der Junge, den ich mir vorstellte.
    Mir gefiel der Raum sehr. Die Wände waren mit dunkelgrünem Filz bespannt und besaßen Wandleuchter aus Messing. Es erinnerte mich an die Wände von Bibliotheken in vornehmen Herrenclubs, wie ich sie schon in New York gesehen hatte. Zwei handgeschnitzte eichene Blumenkörbe standen auf dem Sims des elfenbeinfarbenen Marmorkamins, ein Kronleuchter hing tief über dem Tisch aus Walnußholz. Dann war da noch ein Servierwagen aus Mahagoni, auf dem Flaschen Burgunder, Port, Scotch sowie ein Eiskübel mit Champagner standen.
    In eine Ecke des Raumes war ein Speiseaufzug eingebaut, und ich mußte mir einfach wieder diesen Jungen vorstellen, der während seiner Kindheit viele glückliche Tage verbracht hatte, zur
    Melodie von Moiras Flüchen darin rauf und runter zu fahren. Ferner waren da noch zwei weitere Gemälde aus Onkel Liams Sammlung italienischer Kunst, die er in Beantwortung von Rubys Frage als Girolamo Ferraboscos etwa 1640 entstandenes Porträt eines eleganten Mannes und Francesco Furinis etwa 1630 entstandenes St. Sebastian identifizierte. Während er uns dies sagte, warf Ruby mir einen Blick zu, der vielleicht bedeutete: Ich will’s nicht wissen.
    Snoody war immer zugegen. Genaugenommen wie das Schwarze auf der Kohle. Seit er von einer Erledigung im Dorf zurückgekehrt war und unsere behutsame Salonplauderei unterbrochen hatte, ließ er Liam und mich nicht mehr aus den Augen. Ich hatte weder Gelegenheit gehabt, Ruby das Rätsel meines Onkel weiterzuerzählen, noch mit ihr über das merkwürdige Unbehagen zu sprechen, das mich bei allem und jedem im Haus meines Onkels beschlich.
    Liam und ich - und Ruby in einer bauschigen, roten Seidenbluse sowie dazu passender Hose und Pumps mit hohen Absätzen, wodurch sie meine Größe erreichte - waren nur wenige Minuten allein, um mit dem Champagner zu beginnen. Zu diesem Zeitpunkt spielte Snoody den Butler, füllte Weinpokale und holte Platten mit Speisen

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