Ertränkt alle Hunde
echter coup de grâce«-, sagte Detective Kerry Devlin vom Lucan Revier. »Die wollten ihn erniedrigen. Die Mörder haben ihm im Bett das Herz herausgeschnitten, die Leiche dann aus dem Haus geschleppt und aufgehängt. Anschließend haben sie einen Union Jack über den Leichnam drapiert und ihm ein bösartiges Schild umgehängt, das unserer Auffassung nach mit Lord Fitzgeralds eigenem Blut beschriftet wurde.«
Auf dem Schild stand: »Wir wollen in Frieden das Land bestellen, doch unsere Furchen müssen wir ziehen mit dem Schwert.«
Weiterhin sagte Detective Devlin: »Ich wette, das ist das Werk der Peep o’Day Boys. Alles trägt ihre extrem brutale Handschrift. Bei Tagesanbruch erhielten wir einen anonymen Anruf, mit dem wir über einen Toten in einer Seitenstraße der Bloor Street informiert wurden. So haben wir ihn gefunden.«
Barrister Fitzgerald, ein treuer Anhänger des Parliament in Westminster während der...
»Lord Fitzgerald? Das ist mein Großvater. Mein Gott, er ist gelyncht worden...!«
»Und der verfluchte Union Jack war sein Leichentuch«, fügte Gunston hinzu und rieb sich wieder die Hände. »Wirklich faszinierendes Material.«
Ich trat vom Computermonitor zurück. Genaugenommen stolperte ich fast zurück. Ich mußte aufhören zu lesen, um Luft zu holen, denn das Atmen fiel mir plötzlich sehr schwer. Außerdem mußte ich den leichten Geschmack von Erbrochenem aus dem Mund bekommen, was mir gelang, indem ich den Rest meines Whiskeys trank.
»Wußten Sie das nicht?« fragte Gunston.
»Wo ich aufgewachsen bin, da hat man nicht besonders viele Fragen nach der Herkunft der Leute gestellt, mich selbst eingeschlossen.«
»Und doch sind Sie in einem Beruf gelandet, in dem Fragen das A und O sind?«
»Was soll ich sagen? Ironie ist wie die Schwerkraft, sie ist ein Naturgesetz.« Ich kehrte zum Computer zurück und überflog einige weitere Absätze. Zum größten Teil handelte es sich dabei um Hintergrundinformationen über Gavan Fitzgerald und die
Politik seiner Zeit. Das alles konnte ich auch später noch eingehend studieren. »Könnten Sie mir einen Ausdruck machen?« fragte ich Gunston.
»Aye, und Sie können auch alles andere bekommen, was Sie brauchen, wenn ich dafür die größere Story exklusiv erhalte. Das hier ist doch eine große Sache, oder?«
Ich nickte mein Einverständnis und sagte wieder: »Es steckt viel dahinter... viel mehr, als ich mir je vorgestellt habe.«
Ich las weiter, suchte nach dem Namen meines Vaters. Da war er, im letzten Absatz:
Lady Beatrice, die Ehefrau des Lords, wurde von Nachbarn in das Sisters of Mercy Hospital gebracht, wo derzeit ihr Schock behandelt wird. Ihre Tochter Mairead konnte nicht ausfindig gemacht werden. Es war zu erfahren, daß sie gestern morgen vom Hafen in Dún Laoghaire mit einem Schiff nach New York abgereist ist. In Begleitung von Miss Fitzgerald befand sich ihr Verlobter Aidan Hockaday.
»Geben Sie jetzt das andere ein«, sagte ich kläglich. Ich fühlte mich, als wäre ich meilenweit gewandert.
»Gut.« Während er die Worte »Dublin Men’s Society of Letters« sprach, tippte Gunston sie gleichzeitig ein.
Es gab nur eine einzige Fundstelle in einer Gesellschaftskolumne vom 22. Mai 1936:
Literarischer Club
veranstaltet Fest
zu Ehren von W. B. Yeats
Die als Dublin Men’s Society of Letters bekannte Vereinigung des Trinity College freut sich, für Sonntag in vierzehn Tagen ein abendliches Fest anzukündigen, zu dem alle Freunde und Bewunderer des Dichters und politischen Aktivisten William Butler Yeats herzlich eingeladen sind. Mr. Yeats wird aus speziell ausgewählten Werken lesen. Die Veranstaltung findet im Pub Ould Plaid Shawl statt.
Eintrittskarten und weitere Informationen sind erhältlich über Professor Peadar Cavanaugh am Fachbereich für irische Literatur des Colleges.
Später, wenn ich vielleicht nicht mehr das Gefühl hatte, mein Kopf sei in einer Glocke gefangen, würde ich alles in mein Notizbuch schreiben. Im Augenblick jedoch brauchte ich einen Spaziergang. Und daher gab ich Gunston eine Liste von Dingen, die er durch seinen Computer jagen konnte, und kehrte auf die Grafton Street zurück. Fosdick schnarchte leise, als ich im Foyer an ihm vorbeikam.
Ich war froh über die Menschenmenge und den Lärm auf der Einkaufsstraße. Und dankbar für die Aufgabe, eine Bank zu suchen, in der ich meine amerikanischen Dollar in irische Pfund tauschen konnte. Ich sehnte mich nach prosaischen Ablenkungen, wie sich ein
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