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Ertränkt alle Hunde

Ertränkt alle Hunde

Titel: Ertränkt alle Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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es ihm gleich. Er schenkte nach und verstaute die Flasche dann wieder in der Schublade. »Und was haben Sie herausgefunden, was Sie vorher nicht wußten?« fragte er.
    »Werde ich hier interviewt?«
    »So was entscheide ich immer erst später.«
    »Dann sind Sie also ein Journalist mit Verstand?«
    »Das ist nicht weiter ungewöhnlich«, sagte Gunston und lachte wieder. »Befremdlich vielleicht, aber nicht ungewöhnlich. Die Wahrheit ist, ich bin erheblich interessierter an Stories als an Zeitungen. Können Sie das verstehen?«
    »Vielleicht wenn ich nicht Detective, sondern Zeitungsreporter wäre.«
    »Aye, dann werden Sie wahrscheinlich den Sinn verstehen. Vielleicht wie G. K. Chesterton ihn verstanden hat.«
    »Der englische Romancier, der über Father Brown geschrieben hat, den Priester und Detektiv?«
    »Genau der. Und wußten Sie auch, daß er früher Journalist war?«
    »Nein.«
    »Er hat die Branche ziemlich verachtet. Als er die Nase davon voll hatte, brach er alle Brücken hinter sich ab, indem er schrieb: »Journalismus besteht weitgehend darin, Menschen zu sagen, Lord Jones ist gestorben, Menschen, die Lord Jones zu seinen Lebzeiten nicht kannten.< Verstehen Sie jetzt, was ich meine?«
    »Ja, ich denke schon. Ich glaube, wenn Sie mir helfen wollen, Gunston, dann werden Sie feststellen, daß ich nur ein sehr kleiner Teil einer Story bin, die sich wahrscheinlich als viel zu groß für Ihre Zeitung herausstellen wird.«
    »Nun denn, ich glaube, ich habe schon ziemlich lange darauf gewartet, daß Sie vorbeikommen, Detective Hockaday.« Gunston trank sein zweites Glas aus und rieb sich die Hände. »Und? Womit kann ich Ihnen helfen?«
    »Sie haben gefragt, was ich über meine Eltern herausgefunden habe. Damit könnten wir anfangen. Der Name meines Vaters war Aidan Hockaday, und er war so durchschnittlich wie Leitungswasser. Er kommt aus dem County Carlow. Meine Mutter stammte aus einer vornehmen Dubliner Familie - Mairead Fitzgerald von den -«
    Gunston unterbrach mich. »Von den Bloor-Street-Fitzgeralds?«
    »Genau die.«
    »Was hat Ihr Vater gemacht, als er hier in Dublin war?«
    »Er hat studiert. Neunzehnfünfunddreißig hat er auf dem Trinity College sein Examen mit summa cum laude bestanden. Und er war Mitglied eines Vereins namens Dublin Men’s Society of Letters.«
    »Gut, damit läßt sich schon mal was anfangen«, sagte Gunston. Er rollte seinen Stuhl vom Schreibtisch zum Computer. »Ich werde die Katakomben anzapfen«, sagte er, als er sich zu mir umdrehte, nachdem er das Gerät eingeschaltet hatte. »Womit ich das Archiv hier im >Guardian< meine.«
    Ich sagte ihm, ich kenne selbst die eine oder andere Katakombe.
    Gunston gab den Namen meines Vaters ein, und sofort erschien Aidan Hockaday in orangefarbenen Buchstaben auf dem grauen Computermonitor. Dann wurde auf dem Bildschirm eine Auswahl von Befehlen angeboten. Gunston wählte Namenssuche. Sekunden später informierte uns der Computer, daß exakt zwei >Guardian<-Artikel gespeichert seien, die den Namen meines Vaters enthielten.
    »So einfach ist das...?«
    Oliver Gunston, ein Mann mit einer leeren Stelle, verstand die
    Frage richtig. »Ist es«, sagte er, »wenn man erst mal entschieden hat, daß sein alter Herr eine Nachricht wert war. Wie sieht’s aus?«
    »Lassen Sie sehen.«
    »Bereit oder nicht, jetzt kommt’s«, sagte Gunston und griff auf FUNDSTELLE NR. I zu. Als die Verlobungsankündigung meiner Eltern auf dem Bildschirm erschien, zweieinhalb oder drei Zentimeter in sehr kleiner Schrift gesetzter Text, sagte Gunston: »Hier haben wir die Veröffentlichung des Aufgebots. Nicht besonders aufschlußreich. Wollen Sie es trotzdem lesen?«
    »Machen Sie mit Nummer zwei weiter«, sagte ich.
    Als FUNDSTELLE NR. 2 eingegeben war, sagte Gunston: »Na, was haben wir denn hier Faszinierendes?« Ich erhob mich von meinem Stuhl und las über Gunstons Schulter mit:

    Ehemaliger Chef der Dublin Garda erhängt aufgefunden
    - Ermittlungsbeamte verdächtigen >Peep o’Day Boys< -

    von Patsy Converse
    [14. Oktober 1937]

Lord Gavan Fitzgerald, der prominente Barrister und während der letzten drei Jahre britischer Herrschaft über die Republik Chef der Dublin Garda, ist offenbar einem dreisten politischen Attentat zum Opfer gefallen. Am frühen gestrigen Morgen wurde sein ausgeweideter Leichnam gefunden; er war an den Füßen an einem Strauch in der Andienungsstraße hinter seinem Haus an der vornehmen Bloor Street aufgehängt worden.
»Das war ein

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