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Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manu Ungefrohrn
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von Sicherheit machte sich in mir breit.
    Ich schloss die Augen und sah mich wieder auf dem Hocker vor dem Spiegel meiner Großmutter sitzen. Ich öffnete die Augen und sah hinein, doch ich blickte nicht auf meine eigene blasse Erscheinung, sondern sah die Gestalt des Jungen, der mich in seinen Armen hielt, in dem Spiegel.
      „Mein Mädchen“, hörte ich meine Großmutter sprechen. „Besinne dich auf deine Magie. Verstecke sie, nutze sie weise. Lass dich niemals mehr von deinem Vater verletzen!“
    Emrys verschwand in dem Spiegel und ich sah meine Eltern, die mich traurig anblickten und enttäuscht ihre Köpfe schüttelten, darin.
      „Sie muss weg!“ sagte mein Vater angewidert.
      „Die von Rosewood Hall holen sie morgen ab!“ bemerkte meine Mutter kalt.
    Die alte Verzweiflung lähmte mein Herz, als der Spiegel mir zeigte, wie Gestalten mich packten und in der schwarzen Kutsche deportierten.
    Das war das letzte Mal gewesen, dass ich meine Eltern gesehen hatte.
    Ich verschloss meine Augen vor dem Spiegel und konzentrierte mich auf den Atem des Jungen, der mich immer noch hielt.
    Man hatte mich hierher gebracht, als ich sieben Jahre alt gewesen war.
    Es war ein großes, dunkles Schloss – Rosewood Hall.
    Die kalten, groben Steinmauern hatten mich zunächst das Fürchten gelehrt, doch ich durfte mich hier vollkommen frei bewegen.
    Bei meiner Ankunft war ich in eine große Halle geführt worden, deren Mauern mich willkommen zu heißen schienen.
    Kostbare Gobelin verhingen die groben Steine und ein riesiger Kronleuchter hing von der schwarzen Decke.
      „Carys Olwyn Parker“, tönte eine warme Stimme.
    Voller Ehrfurcht blickte ich auf die große, dünne Gestalt einer bleichen Frau mit weißblondem, fast bodenlangem Haar.
    Lächelnd breitete sie die Arme aus und sagte:
      „Willkommen auf Rosewood Hall, kleine Carys Olwyn Parker!“ Die schöne Frau schritt langsam auf mich zu und streckte mir ihre schlanken Hände entgegen. „Du brauchst dich nicht zu fürchten! Komm, ich zeige dir dein Zimmer! Und später werden dir die anderen Kinder den Rest deines neuen Heims zeigen!“
    Ein Geräusch ließ mich ängstlich zusammenzucken und ich wandte meinen Kopf nach oben.
    Auf der Galerie stand ein blasser Junge mit schwarzem Haar und düsteren Augen und sah mit einem verächtlichen Gesichtsausdruck auf mich herab.
      „Das ist mein Sohn Emrys“, bemerkte die große Frau freundlich. „Emrys, begrüße unseren Neuankömmling Carys Olwyn!“
    Doch er schwieg und wandte sich ab, dann war er verschwunden.

  „Warum bist du hier?“ fragte ein rothaariges Mädchen, das mir beim Essen an der riesigen Tafel gegenübersaß und mich mit ihrer großen Zahnlücke anlächelte. Ihre Sommersprossen schienen auf der Nase zu tanzen, wenn sie sprach.
      „Meine Eltern wollten es so“, antwortete ich leise und mit piepsiger Stimme.
    Mit mir saßen neun weitere Kinder in meinem Alter am Tisch und man hätte vermuten sollen, dass es laut einherging, doch dem war nicht so.
    Keiner sprach, alle schienen auf ihre Teller konzentriert zu sein. Doch der Schein trog, denn ich spürte ihre Neugier auf meine Person fast schon körperlich.
    Das Mädchen mit den roten Haaren, das Constance hieß, zuckte die Achseln. „Das ist bei uns allen so. Aber warum bist du hier? Was hast du angestellt?“
    Meine Eingeweide wanden sich schmerzhaft und ein dicker Kloß in meinem Hals ließ mich nicht sprechen.
    Ein brünettes, hübsches Mädchen, das Ceridwen hieß, sah mich freundlich an. „Lass dich nicht von Conny ausfragen!“
      „Niemand nennt mich Conny !“ zischte Constance und starrte Ceridwen wütend an.
    Diese lächelte. „Conny ist hier, weil sie das Haus ihrer Familie angezündet hat. Sind alle tot.“
    Constance sprang von ihrem Stuhl auf und wollte sich auf das brünette Mädchen stürzen, doch plötzlich hielt sie in ihrer Bewegung inne.
      „Setz dich, Constance!“ befahl Mrs. Caughleigh, die große, dünne Frau, die dieses Heim leitete, leise. „Ceridwen, bitte provoziere die anderen nicht ständig!“ Mrs. Caughleigh setzte sich an den Kopf der Tafel und sah mich lächelnd an. „Carys Olwyn, du wirst im Laufe der Zeit feststellen, dass alle Kinder hier etwas Besonderes sind. Doch nicht jetzt, jetzt wird gegessen!“
    Constance schenkte mir keinerlei Beachtung mehr.
    Das unscheinbare Mädchen, das neben Ceridwen saß und Isobel hieß, flüsterte Ceridwen etwas zu und kicherte. Es klang gemein.
    Ceridwen zog ihre

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