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Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manu Ungefrohrn
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geschlossenen Augen.
    Ich hob meinen Kopf und vergrub mein Gesicht in seiner Achselhöhle. Seine Ernsthaftigkeit machte mich traurig.
      „Carys“, flüsterte er mit tiefer Stimme.
    Ich wollte nichts hören und reagierte nicht.
      „Das hier mit uns muss heute enden.“
    Ich hatte ihn kaum verstanden, so leise war er geworden.
    Er drückte mich fest an sich. „Du wirst nie wieder diese Träume von deinem Vater haben, das verspreche ich dir, Carys!“ Ich versteifte mich in seiner Umarmung, doch er ließ mich nicht los. „Versprichst du mir auch etwas?“
    Ich rückte ein wenig von ihm ab und sah ihn durch einen Tränenschleier an, als ich zaghaft nickte.
      „Bleib so, wie du bist, Carys!“
    Erneut nickte ich.
      „Alles Gute zum Geburtstag, Carys Olwyn Parker!“ Dann drückte er mir einen sanften Kuss auf die Stirn, ehe er sich von mir löste und sich aus meinem Bett schwang.
    Ohne mich ein weiteres Mal anzusehen, verließ er mein Zimmer.

Der Platz mir gegenüber blieb leer, als wir uns zum Frühstück an die Tafel setzten.
    Mr. Hartscombe, Mrs. Caughleighs Stellvertreter, setzte sich auf ihren Platz und sagte:
      „Mrs. Caughleigh verabschiedet ihren Sohn. Emrys hat entschieden, Rosewood Hall für die nächste Zeit den Rücken zu kehren.“
    Isobel schluchzte auf, was mir sofort eine unerklärliche Übelkeit bescherte. Die beiden hatte mehr verbunden, als mir lieb war – das erkannte ich nun wahrhaftig.
      „Es ist kein Grund Trübsal zu blasen“, bemerkte Mr. Hartscombe und lächelte mich an.   „Carys Olwyn feiert heute ihren fünfzehnten Geburtstag. Dies bedeutet, dass auch ihre Wandlung nicht mehr fern ist.“
    Ceridwen nahm meine Hand und flüsterte nah an meinem Ohr:
      „Scheiß auf Isobel! Emrys kehrt irgendwann zu dir zurück.“
    Ich musste schmunzeln und erwiderte den Druck ihrer Hand. „Danke, Ceridwen!“

Mr. Hartscombe unterrichtete uns in allen Fächern außer in Pflanzenkunde und Geschichte – diese Fächer lehrte Miss Woodrow.
    Jetzt wäre eine Stunde Latein dran gewesen, doch Mr. Hartscombe hatte den Stundenplan vorerst ausgesetzt, weil er mit uns über unsere Zukunft sprechen wollte, da wir alle uns bald wandeln würden.
    Ceridwen und ich schmollten ein wenig, denn wir waren die einzigen, die das Fach Latein liebten.
      „Rosewood Hall wird immer euer Heim, euer Zuhause sein – wenn ihr es wirklich wünscht“, begann Mr. Hartscombe.
    Der Lehrer war groß und sah für einen waschechten Hellprint mit seinem dunklen Haar und den hellen, leuchtenden blauen Augen ungewöhnlich gut aus.
    Mrs. Caughleigh hatte uns alles gelehrt, was man über uns magische Wesen lehren konnte. Sie hatte die Sexualität in den Vordergrund gestellt und uns schonungslos darüber aufgeklärt, dass Orgien und Blutbäder bei vielen Zirkeln alltäglich waren.
    Rosewood Hall beherbergte ebenfalls einen Zirkel, den wir aber erst kennenlernten, wenn wir uns für Mrs. Caughleigh als Königin und Rosewood Hall entschieden.
    Emrys‘ Mutter war eine Thrylia – sie vereinte das Licht, die Dunkelheit und den Schutz. Es gab niemanden, der mächtiger war als sie.
    Sie erklärte uns, dass Lichtgestalten – so voller Licht und Unschuld, voller Liebe und Güte – unter dem Schutz aller zu stehen hatten.
    Lichtgestalten jedoch, die freiten und herumhurten, sich allen hingaben und sich alles nahmen, die verwandelten sich in Lichtsäcke. Und Lichtsäcke waren vogelfrei, zur Jagd freigegeben. Vielen blieb dann nur die Flucht durch magische Hexenportale, die sie in andere Dimensionen retteten, wo sie nicht gejagt wurden. Doch dieser Frieden war trügerisch, denn diese Portale funktionierten wie Russisches Roulette – manchmal kam man rechtzeitig zum Essen: als Hauptgang.
    Lichtgestalten waren von innen und von außen schön, Lichtsäcke hatten diesen Glanz verloren.
    Abris, die Hüter des Lichts, sahen aus wie Engel, wenn sie ihre wahre Gestalt offenbarten. Mit ihren Flügeln konnten sie fliegen und wie Lichtgestalten konnten sie auch ihr inneres Licht als Waffe einsetzen und andere damit lähmen oder verbrennen.
    Abris waren nicht so hübsch wie Lichtgestalten, ihnen fehlte dieser besondere Glanz.
    Hellprints hingegen machten den Glanz mit ihrer Düsternis wett. Sie waren nicht alle schön, aber meistens recht hübsch. In ihrer wahren Gestalt waren sie grau und hatten riesige Fangzähne, die sie lüstern in ihre Opfer schlugen, um deren Blut und das darin enthaltene Licht auszusaugen.
    Hellprints konnten nicht

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