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Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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öffnen!«
    »Nein!« Das schien gar nicht von dem Priester selbst zu kommen, sondern überall um mich herum zu ertönen, als würden die Dämonen, die ich abgeschlachtet hatte, lauthals protestieren.
    Der Priester starrte mich mit wilden, weit aufgerissenen Augen an. »Nein, nein! Du verstehst nicht! Ich werde nicht…«
    »… zu Ende führen, was du angezettelt hast«, beendete ich seinen Satz, während ein letztes Nein durch den Raum hallte. Ich beachtete es nicht weiter, und meine Klinge fuhr dem Priester ins Herz und bohrte sich hinein wie in weiche Butter. Mit ungläubigem Gesichtsausdruck brach er zusammen.
    Tja, glaub es ruhig, Bruder.
    Mein Körper krampfte, und ich holte tief Luft. Unsägliche Trauer über einen nicht zu Ende gebrachten Auftrag erfüllte mich, und gleichzeitig hatte ich das gute, sichere Gefühl, dass - egal was passierte - am Ende das Licht die Finsternis besiegen würde. Dieses Gefühl wärmte mich, beruhigte mich und - ehrlich gesagt - verwirrte mich. Ich spürte nicht die rasende Wut, die normalerweise von mir Besitz ergriff, wenn ich einen Dämon tötete. Dieses Mal empfand ich so etwas wie Frieden. Reue, das schon auch. Aber noch etwas anderes. Das Gefühl, dass letztendlich das Gute die Oberhand behalten würde.
    Dieses Gefühl konnte ich nur als Glauben bezeichnen.
    Das war, da war ich mir sicher, meine Belohnung. Der Beweis, dass ich die Pforte gesichert hatte. Die Engel, dachte ich, singen.
    Ich wollte dieses Gefühl genießen. Wollte mich darin sonnen wie jemand, der sich in einer Höhle verlaufen hat und schließlich ans Tageslicht zurückfindet.
    Aber dazu blieb mir keine Zeit. Stattdessen sa h ich ein Messer aufblitzen, das genau auf meinen Kopf zukam. Und ich sah den Mann, der es schwang. Deacon.
    In diesem Moment begriff ich, von wo das letzte Nein gekommen war. Nicht von dem Dämonenpriester, sondern von Deacon. Der jetzt Rache üben wollte.
    Bevor ich reagieren konnte, presste er die Spitze seines Messers gegen meine Halsschlagader, wobei er mich fest umklammert hielt. Es war fast schon eine intime, sexuelle Umarmung, und plötzlich bedauerte ich alles Mögliche, vor allem aber, dass ich so blöd gewesen war. Dass ich einem Dämon getraut hatte, noch dazu einem Tri-Jal.
    »Wenigstens weiß ich jetzt, dass du nicht stirbst wie jeder andere«, flüsterte er. »Du warst das beim Rufer! Dich zurückzulassen und zu glauben, du seist tot, war eindeutig falsch. Ich hätte dir den Kopf abschneiden sollen. Diesen Fehler werde ich kein zweites Mal machen. Ich mag es nicht, wenn man mich benutzt, Lily. Und dass man mich belügt, mag ich noch viel weniger.«
    Ich schloss die Augen und versuchte, tapfer zu sein. »Tus doch!«, zischte ich, als er die Klinge stärker gegen meinen Hals drückte. »Immerhin kann ich mir sicher sein, dass die Pforten zur Hölle geschlossen bleiben.«
    Er hielt mich weiter fest gepackt, das Messer an meiner Kehle, sein Unterarm wie ein Schraubstock unter meinen Brüsten. Dann gab sein Arm plötzlich nach, und das Messer verschwand.
    Ich schnappte nach Luft und merkte erst jetzt, dass ich den Atem angehalten hatte. Er schubste mich zu Boden. Ich blickte hoch und sah, dass er meine Armbrust auf mich gerichtet hielt.
    »Wenn du dich bewegst, bist du tot«, sagte er. »Wenn mir nicht gefällt, was du sagst, schneide ich dir den Kopf ab und begrabe deine Leiche.«
    Ohne mich zu rühren, beobachtete ich ihn. Sein Körper war so angespannt, dass an seinen Händen und Armen die Sehnen hervortraten. Er war die fleischgewordene Wut, und es hätte mich nicht im Geringsten überrascht, wenn er sich in ein wirbelndes Flammenmeer verwandelt hätte, bereit, alles zu zerstören, was sich ihm in den Weg stellte. Und nicht nur das: Er w ollte alles zerstören.
    Er atmete - mindestens drei Minuten lang tat er nicht mehr als das, und es waren die längsten Minuten meines Lebens. Er atmete, und langsam, ganz langsam, entspannten sich seine Muskeln. Er brachte seine Wut unter Kontrolle, als würde er ein wildes Pferd zähmen. Dann schauderte er, als wolle er etwas Schreckliches abschütteln.
    »Rede!«, forderte er mich auf, und diesmal klang seine Stimme nicht mehr so zornig. »Was hast du gemeint, als du davon gesprochen hast, die Pforte geschlossen zu halten?«
    »Was ich damit gemeint habe?«, wiederholte ich ungläubig. »Du verlogenes Arschloch, du weißt doch ganz genau, was ich damit gemeint habe! Wir haben schließlich darüber geredet. Zum Teufel, du hast doch

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