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Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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zerquetscht zu werden.
    Nicht sonderlich selbstbewusst, oder?
    Wirklich nicht, das muss ich zugeben. Ich zwang mich, meine Angst und mein Zögern abzuschütteln und mich der Tatsache zu stellen, dass ich das hier schaffen konnte. Ich hatte es bereits oft genug unter Beweis gestellt, und mit jeder Aufgabe waren meine Kräfte gewachsen. Ich war vielleicht nicht die eleganteste Kämpferin der Stadt, aber auf der Straße hatte ich mir schon einen Namen gemacht. Außerdem hatte ich ihre Wachmannschaft aus dem Weg geräumt und in Zanes Ring einer Menge Dämonen den Arsch versohlt.
    Einer gegen eine - da hätte ich keine Zweifel gehabt.
    Aber sechs gegen eine …
    Dafür brauchte man mehr als Kraft und geile Waffen. Wenn ich das überleben wollte, musste ich mir was einfallen lassen. Ich schlich über den Hof und suchte nach Dingen, mit denen ich mein Arsenal vergrößern könnte.
    Das Grundstück war von einem Eisenzaun umgeben. Zwar gelang es mir nicht, eine der pfeilartigen Spitzen abzubrechen, dafür aber, einen ganzen Pfosten rauszureißen - eine Eisenstange mit einem tödlich spitzen Ende, die mir perfekt in der Hand lag und genau das richtige Gewicht für einen guten Wurf hatte.
    Mit meinem behelfsmäßigen Speer in der Hand durchforstete ich das Gelände, sammelte ein paar Steine auf und stopfte sie in die Tasche meiner Jeans. Das musste reichen. Ich ließ meinen Mantel am Fuß einer Engelsstatue liegen, nahm die Armbrust in die eine und den Speer in die andere Hand und schlich mich um das Gebäude herum zum Hintereingang.
    Die Tür war nicht verschlossen. Ich öffnete sie und schob mich hindurch, schwer bewaffnet und sehr, sehr gefährlich.
    Ich fand mich in einem nicht besetzten Empfangsraum wieder, der voller Stühle und Tische stand. Am anderen Ende des Raums war die Tür, hinter der die entscheidende Zeremonie in vollem Gang war. Die Tür stand offen.
    Mir blieb keine Zeit, Pläne zu entwerfen - ich musste mich ranhalten.
    Ich tastete mich an der Wand entlang, bis ich mich direkt neben der Tür befand, dann hob ich mein Messer und benutzte seine glänzende Oberfläche als Spiegel, um in den Raum zu sehen, ohne entdeckt zu werden.
    Der Dämon im Priestergewand bewegte sich im Kreis und berührte jeden der knienden Dämonen mit einem Silberstab am Kopf. Dabei murmelte er irgendwelche Beschwörungsformeln. Ich wartete, weil ich wusste, dass ich die Schatulle zerstören musste. Noch konnte ich sie nicht sehen, also hielt ich den Atem an und wartete darauf, dass das Herzstück der Zeremonie enthüllt würde.
    Lange musste ich nicht warten.
    Der Hohepriester hielt die Hand über die Mitte des Kreises, und aus dem Boden schoss eine schlanke blaue Flamme, in deren Zentrum die Schatulle schwebte. Dann erlosch die Flamme, und die Schatulle sank langsam zu Boden.
    Showtime! Es war so weit. Ich schnitt mir in die Handfläche, um Blut zur Verfügung zu haben, dann huschte ich durch die Tür. Ich warf den Eisenpfosten, und während mein behelfsmäßiger Speer den Rücken eines der knienden Dämonen durchbohrte, stand ich schon schussbereit mit der Armbrust im Anschlag da. Der Dämon fiel, alle viere von sich gestreckt, zu Boden. Seine Brüder sprangen auf. Ich zielte und schoss, und der Pfeil traf den nächsten Hurensohn direkt ins Auge. Er stolperte, schrie auf und fiel zu Boden. Die drei verbliebenen Vasallen stellten sich schützend vor den Hohepriester, der jetzt die Schatulle in der Hand hielt.
    Ich konnte ihn hinter den Dämonen nach wie vor singen hören. Das hier war noch lange nicht vorbei, und ich musste mich verdammt beeilen. Ich legte einen neuen Pfeil in die Armbrust, doch sie wurde mir von einer Lederpeitsche aus der Hand gerissen.
    Ich schnappte nach Luft. Meine Hand brannte, und einer der Vasallen sagte mit steinernem Gesicht: »Das wird dir nicht gelingen. Unser Streben ist rechtschaffen.«
    »Zur Hölle mit eurem Streben!«, erwiderte ich und holte ein paar Steine aus meiner Tasche. Ich warf sie, was die Vasallen auseinanderstieben ließ, und zog mein Schwert aus der Scheide. Mit dem Schwert in der Rechten und dem blutigen Messer in der Linken stürzte ich mich auf sie. Einem schlitzte ich die Brust auf, und kaum roch ich sein Blut, fing mein Körper an zu vibrieren. Das spornte mich noch mehr an, und ich jagte dem nächsten mein Messer ins Herz. Das Gefühl, dass sein Tod mein ureigener Verdienst war, durchflutete mich wie ein Rausch.
    Der letzte der Vasallen war vor seinem Meister stehen geblieben und

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