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Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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behauptet, du hättest mich in einer Vision gesehen! Übrigens ein netter Versuch. Schmeichle dich bei dem Mädel ein und bring sie dazu, dir ihre Geheimnisse anzuvertrauen.«
    »Sag es mir!«, entgegnete er mit bedrohlich tiefer Stimme. »Erklär mir genau, wieso du hier bist.«
    Es war lächerlich, aber nachdem er derjenige war, der die Armbrust auf mich gerichtet hielt, gehorchte ich. »Ich bin gekommen, um genau das zu tun, was ich getan habe: Um deinen kleinen Dämonenfreund da drüben zu töten, der versucht hat, die Neunte Pforte zur Hölle zu öffnen. Du kannst mich gern umbringen, immerhin sterbe ich in dem Wissen, dass ich ihn getötet habe und die Pforte zur Hölle fest verschlossen ist, wie sich das gehört. Und dagegen kannst du nicht das Geringste tun.«
    »Verschlossen«, wiederholte er und ließ die Armbrust ein wenig sinken. »Verschlossen? Hast du auch nur ansatzweise eine Ahnung, was du da getan hast? Du hast den einzigen Mann getötet, der wusste, wie man die Neunte Pforte zur Hölle schließen kann, wie man sie fest versiegelt. Die Dämonen kommen noch immer, Lily. Und das alles wegen dir.«

38
     
    »Nein!« Ich schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein!«
    Er hatte die Armbrust sinken lassen, hielt sie aber weiter fest. »Er ist ein Priester, Lily.«
    »Vielleicht in der Hölle«, widersprach ich, allerdings nicht mehr so überzeugt.
    »Verdammt, Lily, bist du blind? Das war ein Mensch. Ein Priester. Ein sehr alter Priester, der sein ganzes Leben nichts anderes getan hat, als nach einer Möglichkeit zu suchen, wie man die Neunte Pforte schließen und versiegeln kann.«
    Mir wurde schwindlig. »Schließen?« Das konnte nicht wahr sein. Konnte es einfach nicht. Ich hatte den Engel gesehen. Ich hatte Dämonen getötet. Verdammt, ich arbeitete für Gott.
    »Ja«, entgegnete er und klang dabei wütend und erschöpft zugleich. »Um sie zu schließen. Die Pforte steht bereits offen. Ich habe es dir doch erzählt. Sie steht seit Tausenden von Jahren offen, und wie es aussieht, bleibt sie das auch noch weitere tausend. Schlimmer noch: Sie wird bei Konvergenz offen stehen. Nur noch ein paar Wochen, dann kommen sie hindurch. Die Horde sammelt sich bereits auf der anderen Seite. Sie warten dort. Und jetzt lassen sie dich hochleben.« Er hielt inne, und sein Gesicht verzerrte sich vor Wut. »Man hat dich verarscht, Lily. Man hat dich zum Narren gehalten.«
    Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen, die plötzlich ganz trocken waren. »Das kann nicht sein. Ich wurde gesandt. Man hat mich gesandt, um zu verhindern, dass die Pforte sich öffnet. Um die Scheißapokalypse zu verhindern.« Noch während ich sprach, wurde mir klar, wie hohl meine Worte klangen. Genauso hohl wie die Lügen, die Clarence mir aufgetischt hatte. Lügen. Alles Lügen. Ich wusste es. Konnte spüren, wie die Wahrheit von Deacons Worten durch meinen Körper floss, verborgen im Wesen des toten Priesters.
    Ohne Deacon hätte ich es niemals spüren können. Ich hätte angenommen, dass das warme, vertrauensvolle Gefühl einfach aus einem gut zu Ende gebrachten Job entstanden war. Aber jetzt, wo ich Bescheid wusste, konnte ich spüren, was dahintersteckte. Und ich konnte es sehen, konnte es wahrnehmen.
    »Sie haben mich benutzt«, flüsterte ich. »Sie haben behauptet, ich täte Gottes Werk. Ich würde die Welt retten.« Ich hielt den Blick gesenkt. Ich konnte Deacon nicht in die Augen schauen.
    »Du arbeitest nicht für den Himmel, Lily«, sagte Deacon. »Du bist eine Auftragsmörderin der Hölle.«
    Er beugte sich herab und berührte mich. Ich riss die Arme nach hinten und ruderte wie wild, um von ihm wegzukommen. Erfolglos schlug ich wie blöd auf ihn ein, auch noch, als mir Tränen die Wangen hinunterliefen. »Oh Gott, oh Gott, oh Gott!« Dann klammerte ich mich an ihn und bat wortlos um Trost.
    Er zog mich an sich und hielt mich fest. Und in dem Moment, dort neben dem toten Priester, brach ich heulend in Deacons Armen zusammen.
    Er ließ mich eine Zeit lang vor mich hin weinen und strich mir mit seinen kräftigen Händen über das Haar. Doch viel zu bald löste er sich von mir, und damit war auch die Illusion von Sicherheit dahin. »Wir müssen los! Es kann sein, dass sie dich suchen. Wenn du jetzt verschwindest, sehen sie nur das Ergebnis und sind zufrieden. Sie werden denken: Den Job hat Lily prima erledigt, jetzt sitzt sie vermutlich irgendwo in einer Kneipe und feiert. Aber wenn du bleibst, dann …«
    »Ich bringe sie

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