Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
Vom Netzwerk:
streckte mir ein Zeremonienmesser entgegen. Aber auf so etwas war ich vorbereitet, und ich würde nicht zögern, ihn notfalls in der Mitte durchzuschneiden, wenn ich anders nicht an seinen Meister rankam - um ihn und die Schatulle zu vernichten.
    Ich schwang das Schwert, legte meine ganze Kraft hinein und stieß zu. Doch im nächsten Moment krampfte mein Körper vor Schmerz. Schwert und Messer fielen mir aus der Hand, und als ich an mir herabsah, war vorn in meinem T-Shirt ein Loch, wobei das Blut auf dem schwarzen Stoff kaum zu erkennen war.
    Als ich wieder hochsah, ließ der Priester, dem ich die Brust aufgerissen hatte, den Arm sinken, als ob etwas Schweres daran hing. Bevor ich zu Boden ging, blieb mir nur noch Zeit für einen einzigen vernünftigen Gedanken: Schusswaffe.

37
     
    Schwärze.
    Stille.
    Und dann irgendetwas.
    Nadelstiche aus Licht.
    Gemurmel.
    Gebrabbel. Stimmen. Unsinn.
    Beschwörungsformeln.
    Mit einem Schlag kam ich wieder zu mir, und alles war wieder da. Die Dämonen. Die Zeremonie. Die Schusswaffe.
    Und, natürlich, die Pforten zur Hölle.
    Ich ließ die Augen geschlossen und überlegte, in welcher Situation ich mich befand. Ich lag auf etwas Hartem, Kaltem. Vermutlich der Boden, zumal ich in der Nähe meines Kopfes Füße schlurfen hörte. Auf meinem Bauch spürte ich etwas Schweres, das ich mir wahnsinnig gern angesehen hätte. Aber ich ließ es. Bevor ich handelte, musste ich erst nachdenken, denn ich war mir sicher - verdammt sicher -, dass ich nur eine einzige Chance bekommen würde, doch noch den Sieg für mein Team einzuheimsen.
    Mein größter Vorteil war ganz offensichtlich, dass sie mich für tot hielten. Aber schon bald würde irgendjemand merken, dass meine Wunde verheilt war und mein Herz schlug.
    Ich lauschte und war mir sicher, dass ich nach wie vor nur drei Stimmen hörte. Der verletzte Vasall stand bei meinen Füßen, sein Atem ging schwer. Der kräftige Vasall stand in der Nähe meiner rechten Hand, der Priester in der Nähe meiner linken, und sie murmelten etwas in einer Sprache, die ich nicht verstand.
    Mein Messer lag irgendwo auf dem Boden, aber im Knöchel-holster hatte ich ein weiteres. Und ich hatte das Überraschungsmoment auf meiner Seite.
    Was ich nicht hatte, war Zeit. Und da ich nicht noch mehr davon vergeuden konnte, öffnete ich die Augen und haute mit dem rechten Arm den Vasallen zu meiner Rechten um, während ich gleichzeitig mit der anderen Hand versuchte, an meinen Knöchel zu kommen. Das gelang mir nicht. Doch stattdessen schnappte ich mir das Zeremonienmesser, das der Vasall hatte fallen lassen, und rammte es ihm in die Kehle. Blut spritzte heraus, lief über meine Hand und reizte meine Sinne.
    Ich warf die Athame fort und streckte den Arm nach meinem Messer aus, wobei ich mir das Blut des Vasallen an meiner Jeans abwischte. Um die Schatulle zu zerstören, brauchte ich mein eigenes Blut, nicht das eines Dämonendieners.
    Links von mir hatte sich der Priester nach vorn statt nach hinten geworfen, um die Schatulle von Shankara zu packen, die, wie mir plötzlich klar wurde, das schwere Ding auf meinem Bauch war.
    Ich schnappte sie mir, rollte mich zur Seite und über den blutigen toten Dämon hinweg und sprang auf. Sofort stürzten sich sowohl der Hohepriester als auch der verletzte Vasall auf mich.
    Meine Hand war bereits verheilt, und so blieb die Schatulle unbeschädigt. Ich warf sie zu Boden und jagte meine Klinge durch meine Handfläche und mitten durch die Schatulle. Der Hohepriester schrie protestierend auf.
    »Tu das nicht!«, schrie der Vasall und stürzte auf mich zu, die Augen auf die Schatulle gerichtet. Ich zog das Messer aus meiner Hand, ohne auf den Schmerz zu achten, und schlug ihm mit der Schatulle den Schädel ein. Noch während ich das tat, fiel sie auseinander, als würde goldener Staub durch meine Finger rieseln - ein antikes Überbleibsel, dessen Zeit gekommen war.
    Befriedigt wandte ich mich dem Hohepriester zu.
    »Es ist vorbei!«, sagte ich. »Du hast verloren.«
    Er starrte mich an, die Augen trüb, die Haut faltig und ledrig. Er sagte nur ein Wort, wiederholte es wieder und wieder, wobei er den Kopf von einer Seite zur anderen bewegte: Nein.
    Das Messer angriffsbereit in der Hand bewegte ich mich auf ihn zu. Diese Sache war noch nicht vorbei. Ich wollte mehr. Ich wollte ihn.
    »Bitte«, flüsterte er.
    »Bitte?«, wiederholte ich. »Du glaubst, wenn du Bitte sagst, lasse ich dich am Leben? Du hast versucht, die Pforten zur Hölle zu

Weitere Kostenlose Bücher