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Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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bist.«
    »Rose!«, sagte ich nachdrücklich. Den Ausdruck Schlampe ließ ich ihm durchgehen, besonders, weil er recht passend schien. »Nicht ihrem Vater.«
    »Ich hab’s kapiert! Und jetzt scher dich zum Teufel.«
    »Die Freude war ganz meinerseits.« Ich schob ihm einen Dollar rüber. »Für den Schokoriegel.«
    Ich wollte schon gehen, da fiel mir noch etwas ein. »Hast du Lilys Motorrad angefasst?
    Er zögerte, hatte es also versucht. Ich hatte es allerdings gut gesichert, bevor ich mit dem Bus zu Johnsons Absteige gefahren war.
    »Vergiss es«, winkte ich ab.
    »Ich hole mir jemanden, der die Kette durchsägt und mir einen neuen Schlüssel macht«, verkündete Jeremy. »Es ist doch sinnlos, wenn der Hobel dauernd nur in der Gasse steht und niemand damit fährt.« t »Da hast du recht, Jeremy. Völlig sinnlos.«
    Auf dem Weg durch den Laden biss ich zweimal von dem Riegel ab. Dass er mir nachschaute, war klar. Der Hintereingang war mit roten Aufklebern zugepflastert, die warnten, die Alarmanlage würde loslegen, wenn man die Tür öffnete. Ich stieß sie auf. Kein Alarm. So viel zum Thema Werbung und Wahrheit.
    Meine uralte Triumph Tiger stand immer noch da, von einer schweren Kette gesichert. Normalerweise kette ich mein Motorrad nicht an, aber normalerweise lasse ich es auch nicht hinter dem Laden stehen. Samstagabend allerdings hatte ich es gut abgeschlossen. Ob aus besonderer Vorsicht oder wegen einer Vorahnung, könnte ich nicht sagen. Jetzt war ich um meine Weitsicht froh. Ich griff unter das Schutzblech und holte eine magnetische Metalldose hervor, in der zwei Schlüssel lagen. Die Kette hatte ich in null Komma nichts abmontiert.
    Ich stieg auf die Maschine, die sich zwischen meinen Beinen warm und vertraut anfühlte. Ich steckte gerade den Schlüssel in die Zündung, als Jeremy aus der Tür lugte. »Das Motorrad gehört dir nicht.«
    »Jetzt schon. Hast du ein Problem damit?«
    Er überlegte. Wahrscheinlich rechnete er den möglichen Erlös aus dem Verkauf der Maschine gegen das langfristige Einkommen aus seinen Raubkopien gegeneinander auf. Wenn ich ihn deswegen verpfiff, war sein kleiner Nebenverdienst verloren.
    Jeremy war vielleicht langsam, aber er war nicht blöd. Nach ein paar Augenblicken des Nachdenkens und Abwägens nickte er und knallte die Tür hinter sich zu.
    Ich gab Gas und ließ das Motorrad aufheulen, genoss das angenehme Schnurren des Motors. »Jetzt komm, Baby!« Ich legte den ersten Gang ein und schoss die Gasse hinunter, nur um gleich wieder schleudernd abzubremsen, als plötzlich ein Bekannter vor mir aus dem Schatten trat.
    Clarence.
    Scheiße aber auch

10
     
    »Sieht aus, als müssten wir ein paar Dinge besprechen«, sagte Clarence, sobald ich an den Straßenrand gefahren war und den Motor ausgestellt hatte.
    »Ich habe mich an die Regeln gehalten.«
    »Du solltest dich von deiner Schwester fernhalten!«
    Ich schüttelte den Kopf. »Von wegen! Ich habe versprochen, ich würde ihr nicht die Wahrheit sagen. Und überhaupt: Wie kommst du eigentlich dazu, mir nachzuspionieren?«
    »Ich betrachte das lieber als Schutz unserer Investition. Ich will mich überzeugen, dass das Abkommen, das wir getroffen haben, Hand und Fuß hat.«
    Ich hob die Arme. »Ich habe mich buchstabengetreu an die Gesetze gehalten und bin nicht einen Millimeter vom rechten Pfad abgewichen. Das weißt du ganz genau!«
    Er presste die Lippen aufeinander. Offensichtlich wägte er meine Worte ab. Langsam kochte Zorn in ihm hoch. Ich hatte recht. Formal gesehen hatte ich vollkommen recht. Wenn man das Ganze jedoch sinngemäß betrachtete …
    Nun, vielleicht bin ich einen Mi k ro m illimeter abgewichen.
    »Schön, dass du es zugibst«, sagte er.
    »Ich musste sie sehen!«, verteidigte ich mich. Das war die Wahrheit, und ich hoffte, sie reichte ihm.
    Nachdenklich legte Clarence eine Hand auf den Mund und betrachtete mich so lange, dass ich schon ganz kribblig wurde. Schließlich schüttelte er den Kopf. »Du musst dich klüger anstellen, Kleine. Du bist unser Ass im Ärmel, vergiss das nicht.«
    Ich nickte, fragte mich allerdings, was das eine mit dem anderen zu tun hatte.
    Er stieß einen lang anhaltenden Seufzer aus. »Was glaubst du eigentlich, was der kleinen Rosie passiert, wenn irgendein hundsgemeiner Dämon herausfindet, wer du bist? Glaubst du, er wird auf dich losgehen?«
    »Vielleicht«, erwiderte ich, aber meine Stimme hatte einiges von ihrer Überzeugungskraft verloren. Ich hatte so eine Vorahnung, worauf

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