Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
Vom Netzwerk:
wieder gern ein Nickerchen machen würdest, aber du brauchst es eigentlich nicht. Nicht mehr. Nicht, solange du dich nicht ernsthaft verletzt.«
    Ich zog die Augenbrauen hoch. »Wirklich?«
    »Schlaf ist angenehm, ein Luxus. Was dein Körper braucht und was er sich wünscht, sind zwei völlig verschiedene Dinge. Hab ich nicht recht, Zane?«
    Entgeistert drehte ich mich um und sah einen Mann aus dem Dunkeln auftauchen. Bis dahin hatte ich ihn nicht bemerkt, deshalb nahm ich an, er sei durch eine Seitentür hereingekommen. Denn einen Mann wie ihn hätte ich nicht übersehen. Nicht in einer Million Jahren.
    Seine Brust fesselte mich zuerst. Nackt, nur eine Handvoll Härchen. Die Haut hatte die Farbe von Milchkaffee und schien selbst in der schwachen Beleuchtung zu schimmern. Diese makellose Brust wurde schmaler, wo die Bauchmuskulatur sich dem grauen Stoff der Jogginghose näherte. Sie hing ihm tief auf den Hüften, und ich konnte nicht umhin, die feinen Härchen zu bemerken, die pfeilgerade abwärts zeigten auf das, was darunter verborgen lag.
    Als er auf mich zukam, musste ich schlucken. Mein Blick wurde magnetisch von der Ausbuchtung zwischen seinen Schenkeln angezogen. Ich zwang meine Augen, ihre Vergnügungsreise fortzusetzen. Mein Blick wanderte über seine muskulösen Beine, bis ich ein ledernes Holster mit einem Messer entdeckte, mit dem man einen Elefanten hätte ausweiden können.
    Ich atmete tief durch, rief mir in Erinnerung, weshalb ich eigentlich hier war. Dann trat ich innerlich einen Schritt zurück und musterte nun nicht mehr seinen Körper, sondern das Gesicht. Zerfurcht, starke Kieferpartie, durchdringende grüne Augen. Er hatte den Kopf kahl rasiert, und der silberne Diamantknopf in seinem linken Ohr funkelte, wenn er sich bewegte, barfuß, lautlos.
    Eine Katze, dachte ich, korrigierte mich aber gleich wieder. Katzen verbindet man mit Weiblichkeit, dieser Mann aber hatte so gar nichts Weibliches an sich. Ich konnte sein Testosteron förmlich riechen, und jeder Funken Weiblichkeit in mir reagierte darauf.
    Er war groß, hielt sich kerzengerade, wie ein Soldat, die Muskeln angespannt. Bestimmt konnte er ohne Weiteres einen Kleinlaster durchs Zimmer werfen.
    Unmittelbar vor mir blieb er stehen und ließ seinen Blick über mich gleiten, vom Kopf zu den Füßen und wieder zurück. Ich vibrierte. Zu behaupten, das Gefühl hätte mir bloß gefallen, wäre die Untertreibung des Jahres. Aber irgendwoher aus den Tiefen dieses sinnlichen Wirbelsturms kämpfte sich ein Hauch von gesundem Menschenverstand nach oben. Das bin nicht ich. So extrem reagierte ich nicht auf jeden attraktiven Mann, der mir über den Weg lief. War das Alice? Lag es an ihm? Oder hatten mir meine neuen Lebensumstände nicht nur unerwünschte Gefahren, sondern auch unerwartete Freuden beschert?
    »Womit?«, fragte Zane Clarence über meinen Kopf hinweg. Widerstrebend schob ich jegliches Lustgefühl beiseite. Mir wurde klar, dass er den Baum in wenigen Sekunden durchquert hatte, während ich scheinbar eine Ewigkeit in seiner Männlichkeit geschwelgt hatte. Natürlich hatte er auf Clarence’ Frage reagiert, eine Frage, die ich schon wieder vergessen hatte.
    »Mit unserer Lily«, wiederholte Clarence dankenswerterweise.
    »Ich habe ihr gerade erklärt, dass es einige Dinge gibt, die ihr Körper begehrt, aber nur wenige, die er wirklich braucht.«
    Der Mann trat einen weiteren Schritt auf mich zu; seine Katzenaugen nahmen jeden Zentimeter von mir in sich auf.
    Gelüste. Oh ja, damit kannte ich mich aus!
    Ich spannte die Muskeln an und zwang mich, nicht wegzusehen und ruhig zu atmen, obwohl mein Blut unter seinem Blick brodelte, als hätte er mich berührt. Als wären seine glühend heißen Fingerspitzen über meine Haut getanzt.
    »Oui, rna cherie«, sagte er mit starkem Cajun-Einschlag. »Aber schenk dem alten Trottel nicht allzu viel Beachtung.« Er beugte sich vor, ich spürte seinen Atem, als er mir ins Ohr flüsterte: »Du bist am Leben, oder etwa nicht? Und manchmal erfüllt das einen Wunsch ebenso wie ein Bedürfnis.«
    Zane schaute wieder zu Clarence. »Sie ist in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Bist du dir sicher, dass sie die Bichtige ist?«
    Der lüsterne Schleier, der sich über mich gelegt hatte, löste sich langsam auf. Von Zane durchdringend begutachtet zu werden, war das eine. Etwas ganz anderes war es, wenn eine solche Musterung nicht aus lasziven, sondern aus rein praktischen Gründen erfolgte.
    »Ich bin mir sicher«,

Weitere Kostenlose Bücher