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Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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Alarm ging los und brüllte in die Nacht hinaus, als die schwere Metallt ü r aufsprang und ich ins Freie glitt. Naserümpfend sog ich den widerlichen Gestank verfaulter Lebensmittel ein, der im kühlen Herbstwind lag. Ich befand mich in einer Gasse, und sobald sich meine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, rannte ich auch schon nach rechts zur Straße hin, wo ich sicher sein würde.
    Erst als die Gasse in die mir unbekannte Straße mündete, blieb ich kurz stehen und schaute zurück. Alles ruhig. Keine Monster. Keine Kreaturen. Kein Butzemann, der mir auf den Fersen war.
    Die Straße war ebenfalls ruhig. Keine Menschen, kein Verkehr. Die Straßenlaternen flackerten. Es ist spät, dachte ich. Der nächste Gedanke war: Renn weiter! Und das hätte ich auch getan, wenn ich nicht zu Boden geschaut und meine Füße im gelben Licht der Lampen gesehen hätte.
    Verwirrt blinzelte ich. Das sah so gar nicht nach meinen Füßen aus. Und wo ich jetzt schon mal darüber nachdachte, galt das Gleiche auch für meine Hände und Beine. Alles kam mir falsch vor. Der Blutfleck auf dem weißen Kleid gab mir endgültig den Best, was, wenn man die Umstände in Betracht zog, doch allerhand aussagte. All das war so was von abgefahren, dass ich dafür nur eine Erklärung fand: Jemand hatte mich unter Drogen gesetzt, und ich befand mich mitten in einer Monsterhalluzination.
    Vielleicht war aber auch die einfachste Erklärung die richtige: Ich verlor den Verstand.
    »Nein, tust du nicht.«
    Ich wirbelte herum und schaute auf ein untersetztes Männchen hinab, das einen grünen Mantel und einen verbeulten Filzhut trug. Er war mindestens einen Kopf kleiner als ich und warf mir einen Blick zu, der durchaus ernst hätte wirken können, wenn mich seine Augen nicht derart an einen Lurch erinnert hätten.
    »Du verlierst deinen Verstand nicht«, präzisierte der Froschmann, was mir wiederum den Verdacht aufdrängte, dass ich es doch tat. Den Verstand verlieren, meine ich. Immerhin hatte dieser merkwürdige kleine Mann soeben meine Gedanken gelesen.
    Er prustete los. »Deshalb bist du noch lange nicht verrückt. Bloß ein Mensch.«
    »Und wer zum Teufel bist du?«, fragte ich, überrascht, dass meine Stimme funktionierte, wenn sie auch ein wenig matt klang. Ich schaute die Straße rauf und runter, schätzte meine Chancen ab, mich aus dem Staub machen zu können. Bestimmt war ich schneller als dieser …
    »Kein Grund wegzurennen«, sagte er. Dann machte er einen Schritt vom Bürgersteig auf die Straße. Als hätte jemand auf dieses Zeichen gewartet, fuhr eine glänzende schwarze Limousine vor. Der Froschmann öffnete die hintere Tür und nickte. »Steig ein.«
    Ich wich zurück. »Verzieh dich, du Saftsack!«
    »Jetzt komm schon, Kindchen, wir müssen uns unterhalten. Mir ist schon klar, wie müde du nach so einem Wahnsinnstag sein musst.« Er nickte zur Gasse hin. »Du hast dich da drin gut geschlagen. Aber vergiss nächstes Mal nicht, dass du ihnen keine Kopfschmerzen einjagen, sondern sie töten sollst. Capisce ? «
    Von capisce konnte keine Bede sein. »Das nächste Mal?« Ich deutete die Gasse hinunter. »Du hattest etwas damit zu tun? Vergiss es!« Ich trat einen weiteren Schritt zurück. »Hörst du: Vergiss es!«
    »Du hast jede Menge zu verdauen, ich weiß.« Er zog die Autotür weiter auf. »Warum steigst du nicht ein, Lily? Wir müssen uns wirklich unterhalten.«
    Mein Name hallte durch die Nacht. Argwöhnisch schaute ich mich um, aber da war nichts. »Ich will Antworten, du Scheißkerl!«
    Er schüttelte den Kopf. Ich konnte mir lebhaft vorstellen,
    wie er innerlich missbilligend vor sich hinmurmelte. »Schwer zu glauben, dass der ganze Zirkus wegen dir veranstaltet wird, aber der große Boss wird schon wissen, was er tut, nicht wahr?«
    Ich schaute verständnislos drein.
    »Du starrst mich an, als würde ich babylonisch reden. Wahrscheinlich tue ich das in deinen Augen sogar. Du bist erschöpft, nicht wahr? Ich kann dir sagen, jemanden von jetzt auf gleich auf die Probe zu stellen … Also ich halte das nicht für die beste Methode.« Erneut schüttelte er den Kopf, und diesmal war sein Missfallen deutlich zu erkennen. »Aber mich fragt ja keiner. Wer bin ich schon? Der gute alte Clarence, stets zur Stelle, wenn Not am Mann ist. Da soll man keinen Minderwertigkeitskomplex kriegen.« Er klopfte mir auf die Schulter, ehe ich zurückzucken konnte. »Mach dir keine Sorgen. Morgen ist auch noch ein Tag.«
    »Welche Probe? Was ist

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