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Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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dann hilft dir ein Messer auch nicht. Das nützt ihnen höchstes noch.«
    »Sagt das deine Mo m ?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Mein Onkel Tilo. Er ist Bulle. Weißt du, was er dir raten würde?«
    »Was denn?«
    »Pfefferspray.«
    »Sag bloß! Auf die Idee bin ich ja noch gar nicht gekommen.«
    Sie warf mir einen seltsamen Blick zu, aber ich lächelte sie einfach nur an. Dass Alice das unschuldigste Lächeln auf diesem Planeten hatte und es sich sehr gewinnbringend einsetzen ließ, hatte ich bereits geschnallt. Ich schwang mich auf das Motorrad. »Was tust du eigentlich hier?«
    Aber sie antwortete nicht, stand einfach nur mit offenem Mund da. »Wer bist du und was hast du mit meiner Freundin gemacht?«, fragte sie schließlich.
    Mein Körper verwandelte sich in einen Eisblock. Verdammte Scheiße! Ich starrte sie an, der Unterkiefer fiel mir herab wie bei einem Fisch, und schließlich rang ich mir ein »Wie bitte?« ab.
    »Das Motorrad! Ich nehme alles zurück, was ich übers Nachhausegehen gesagt habe. Aber mal ehrlich: Haben dich irgendwelche Aliens einer Gehirnwäsche unterzogen? Ich dachte, du hasst diese Dinger.«
    »Ach so, ja … Tue ich auch. Oder besser gesagt: habe ich. Das habe ich überwunden.«
    »Dann hast du Noah also nur aufgezogen?«
    Ich durchforstete mein Gehirn nach den Informationen, die ich in den letzten Tagen gespeichert hatte. Noah war in der Schublade »Exfreund« abgelegt. Offensichtlich hatte er ein Motorrad besessen. Und mir hatte das offensichtlich nicht gefallen. »Vielleicht war ich bei ihm ein bisschen überempfindlich«, entgegnete ich und versuchte, so zu klingen, als würde ich eine größere Charakterschwäche zugeben. »Außerdem war er viel zu leichtsinnig. Sicherheit ist mir total wichtig.« Dass ich keinen Helm hatte, zeigte eigentlich deutlich, was für eine faustdicke Lüge das war.
    Gracie fiel das jedoch gar nicht auf. »Das war er wirklich. Und seine Harley war dermaßen laut!«
    Mein Exfreund hatte eine Harley gehabt? Alice war wohl doch cooler gewesen, als ich gedacht hatte. Außerdem bewegten wir uns gerade in gefährlichen Gewässern, schließlich wusste ich so gut wie nichts über Alice’ Freund. Aber als ich mich anschickte loszudüsen, protestierte Gracie heftig.
    »Ich dachte, wir könnten zusammen was unternehmen«, gestand sie mir.
    »Was denn?«
    »Feiern.« Sie grinste. »Komm schon! Lass das Motorrad stehen und fahr mit mir mit. Ich erzähle es dir unterwegs.«
    Ich hatte keinen blassen Schimmer, worum es sich bei diesem »Es« handelte, und mein Bauchgefühl empfahl mir heimzufahren, bevor ich einen größeren Schnitzer machte und mich verriet. Aber mein Bauch wurde einfach übergangen. Tatsache war nämlich, dass ich Gracie mochte. Und auch wenn mir bewusst war, dass mich Kontakte mit Alice’ Freunden in Schwierigkeiten bringen könnten, wollte ich mit ihr losziehen. Und Gracie sah ich schließlich eh jeden Tag im Pub. Ob es mir nun gefiel oder nicht: Sie war dauerhaft Teil meines Lebens. Also konnte ich das auch genießen.
    »Na gut«, sagte ich, glitt vom Motorrad und folgte ihr zum Ende der Gasse, wo ihr alter klappriger Chevy Nova zwei Plätze vor einer Parkuhr einnahm. Als ich einstieg, fiel mir kurz eine dunkle Gestalt auf, die sich in der Nähe des Pubs herumdrückte. Ich behielt sie auch noch im Auge, als sie in einen Wagen stieg, doch dann bog Gracie ab, und ich konnte sie nicht mehr sehen.
    Ich klappte die Sonnenblende herunter, um den nachfolgenden Verkehr im Auge zu behalten. Um Viertel nach elf waren nur noch wenige Autos unterwegs, und glücklicherweise blieb keins davon länger als ein oder zwei Blocks hinter uns. Auf der Schnellstraße kamen wir zügig voran, und ich konnte wieder leichter atmen. Entweder hatte ich mir nur was eingebildet, oder mein Schatten hatte angenommen, dass ich wohl kaum mit Gracie an meiner Seite auf Dämonenjagd gehen würde.
    »Also, was feiern wir?«, fragte ich fröhlich und versuchte, mich in die richtige Stimmung zu bringen.
    »Sie haben mir den Job nicht direkt angeboten, aber ich glaube echt, ich habe ihn. Ich bin dir so dankbar, dass du mich ihnen empfohlen hast.«
    »Habe ich doch gern gemacht«, erwiderte ich und wechselte schnell das Thema. Ich wollte nicht in die blöde Situation kommen, zugeben zu müssen, dass ich keine Ahnung hatte, wer »sie« waren.
    Also redeten wir vor allem über die Gäste und über Egan, wobei die meiste Zeit eigentlich Gracie redete und ich so tat, als hätte ich

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