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Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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Kopfschmerzen - die, davon war Gracie überzeugt, aufhören würden, sobald ich was zu essen bekam.
    »Ich wette, du hast heute Abend noch nichts gegessen«, sagte sie und klang dabei dermaßen wie eine fürsorgliche Mutter, dass ich lächeln musste. Alles in allem war das Gespräch locker und freundlich, und ich glaube, ich war die ganze Zeit nicht ein einziges Mal in Gefahr, enttarnt zu werden.
    Als sie von der Schnellstraße runterfuhr, wurde mir bewusst, dass ich keinen blassen Schimmer hatte, wo wir waren. Ich wollte sie gerade fragen, als sie wendete und dann vor einem Restaurants parkte, das seinen Namen Thirsty in hellgrünen Neonbuchstaben bekannt gab, also »durstig«. Was für ein Zufall, dachte ich, ich war nämlich ziemlich durstig.
    Die lärmende Atmosphäre fühlte sich vertraut an, und ich folgte Gracie zu einer Nische im hinteren Teil. Auf halbem Weg fiel mir auf, dass wir gar nicht erst die Bedienung nach einem freien Platz gefragt hatten. »Ich habe mit Aaron ausgemacht, dass wir uns hier treffen. Ist das in Ordnung?«
    »Aaron?«
    Sie drehte sich zu mir um. »Ich habe dir doch von ihm erzählt. Der Typ, den ich im Fitnessstudio kennengelernt habe.«
    »Ach ja. R ichtig.«
    »Und Brian habe ich auch Bescheid gesagt.«
    Diesen Namen kannte ich von Alice’ Anrufbeantworter. Abrupt blieb ich stehen. »Moment mal. Was soll das?«
    Sie zuckte mit den Schultern und lächelte mich unschuldig an. »Ihr würdet echt gut zusammenpassen, Alice, da bin ich mir sicher.«
    Ein abgekartetes Spiel. Ein Doppel-Date! Und ich war einfach darauf reingefallen. »Ich weiß nicht«, erwiderte ich und trat einen Schritt zurück. Alice im Pub zu spielen oder manchmal in Gracies Gegenwart war die eine Sache - aber Alice spielen gegenüber einem Typen, der auf sie abfuhr, war eine ganz andere. Das war nun wirklich keine gute Idee.
    Gracie sah mich mit einem Hundeblick an und sagte bettelnd: »Ach komm schon. Wenn du nicht dabei bist, führe ich mich mit Aaron immer ganz komisch auf. Und das mit Brian ist wirklich unverbindlich. Er weiß, dass du dich gerade erst von Noah getrennt hast. Und Freunde seid ihr doch sowieso schon. Na los, Alice. Lass mich nicht hängen.«
    Ich warf einen Blick über ihre Schulter und sah mir die beiden Männer in der Nische hinten im Eck an. Sie wirkten eigentlich ganz nett, wie Jungs, die man in der Schule kennenlernt oder bei einem Spiel der R ed Sox. Die Sorte Mann, die weder über den Preis von Ecstasy im Straßenverkauf Bescheid weiß noch in der Lage ist, ein Schloss zu knacken. Die Sorte Mann, mit der ich nicht die geringste Erfahrung hatte.
    Sie unterhielten sich angeregt - vermutlich über Sport - und hatten uns noch nicht bemerkt. Doch dann blickte einer von ihnen zu uns her und erkannte mich offensichtlich, denn er lächelte und winkte. Nachdem ich nun also ertappt war, lächelte ich zurück und ergab mich in mein Schicksal. Wie es aussah, würden wir uns wohl zu den Jungs gesellen.
    Ich redete mir ein, so schlimm würde es schon nicht werden. Und sollte ich das Gefühl kriegen, dass ich überhaupt nicht wie Alice rüberkam, konnte ich mich immer noch verdrücken.
    Gracie ging voran, und wir brachten die üblichen Begrüßungen und Umarmungen hinter uns. Sie setzte sich zu dem Typen mit dem kurzen roten Haar, der aussah wie der nette Junge von nebenan. Musste wohl Aaron sein. Brian, der mit seinen dunklen Haaren und seinem Drei-Tage-Bart äußerst sexy wirkte, rutschte zur Seite, um mir Platz zu machen. Ich setzte mich und lächelte ihn - wie ich hoffte - unverbindlich an.
    Glücklicherweise wurde ich nicht sofort in ein Gespräch verwickelt, weil die Bedienung an unseren Tisch kam, die aussah, als wäre sie höchstens vierzehn. Ich bestellte ein Bier und eine Portion Pommes frites, dann lehnte ich mich zurück, um die Atmosphäre in mich aufzunehmen, während die anderen bestellten.
    Überall um uns herum saßen Pärchen oder Gruppen und lachten und tranken. Es herrschte eine heitere, gesellige Stimmung. Hierher kam man, um Freunde zu treffen. Um mit Leuten abzuhängen, die man mochte. Einfach so zum Zeitvertreib.
    Hatte ich jemals solche Freunde gehabt? Klar war ich mit Leuten weggegangen. Wir hatten rumgehangen, hatten getrunken, uns vielleicht etwas nicht ganz Legales reingepfiffen. Und manchmal hatten wir uns auf irgendjemandes Bude verzogen und waren zusammen im Bett gelandet. Aber als Freunde hätte ich die Leute nicht bezeichnet. Über Lucas Johnson hatte ich mit keinem von

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