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Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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Blick auf der Suche nach ihm durch den Baum schweifen. Als ich ihn nirgendwo entdecken konnte, zog sich mein Magen vor Enttäuschung zusammen. Gut. Ich würde mich jetzt nämlich beruhigen und einen netten Abend mit meinen Freunden verbringen. Kein Deacon in Sichtweite war etwas außerordentlich Gutes.
    Ich hatte eigentlich vorgehabt, kurz an unserem Tisch vorbeizugehen und Gracie Bescheid zu sagen, dass ich gleich wiederkäme, aber Aaron und sie waren intensiv in ein Gespräch vertieft, und Brian saß nicht mehr in der Nische. Da ich die beiden nicht stören wollte, ließ ich den Tisch links liegen und ging gleich auf die Toilette.
    Die Toiletten waren ganz hinten, direkt neben einem Notausgang, und offensichtlich hatten die Besitzer nicht damit gerechnet, dass das Lokal mal so viele Leute anziehen würde. Acht Frauen standen in der Warteschlange. Ich beschloss, lieber nach draußen zu gehen. Trotz eines roten Warnschilds mit der Aufschrift: Nicht öffnen! Alarm ist eingeschaltet! hatte jemand die Tür aufgemacht, ohne dass irgendein Alarm zu hören war.
    Ich trat hinaus und fand mich in einer kleinen Gasse wieder.
    Ich wusste nicht, ob es an Alice’ Ausstrahlung lag oder an dem Hallo-ich-bin-eine-Mörderin— Schild auf meiner Stirn, jedenfalls schien ich mich in letzter Zeit ziemlich viel in dunklen Gassen herumzutreiben. Morgen, dachte ich mir, fahre ich mal ein bisschen ins Grüne.
    Ich holte tief Luft und wünschte mir fast schon, ich würde rauchen. Das wäre zumindest ein netter Zeitvertreib, während ich Gracie noch ein paar Minuten mit ihrer Neuerwerbung allein ließ.
    Hinter mir fiel die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss. Ich drehte mich um und hoffte, dass sie nicht verschlossen war; ich hatte wirklich keine Lust, um den ganzen Block zu laufen. Aber solche Unannehmlichkeiten waren mein geringstes Problem. Nicht, dass ich das gleich gemerkt hätte. Stattdessen stand ich nur da, und meine angeblich so hochsensiblen Sinne versagten kläglich. Nichts warnte mich vor dem drahtigen Wesen, das hinter einer Mülltonne hervorkam und sich auf mich stürzte.
    Es war klein und rundlich und offensichtlich völlig elastisch. Es rammte mir den Kopf in den Bauch, dass ich zu Boden ging und mir der Atem wegblieb.
    »Und jetzt«, krächzte es, »wirst du, denke ich, sterben.«

23
     
    Aus der Bauchlage heraus versuchte ich, an das Messer in der Innentasche meines Mantels zu kommen - aber das Biest schlug es mir einfach aus der Hand. Es glitt unter einen Stapel Paletten. Ich streckte den Arm aus, um es mir wiederzuholen.
    Das war eindeutig die falsche Bewegung. Während ich nach dem Messer angelte, beugte sich das kleine Monster über mich und versenkte seine Zähne tief in mein Handgelenk. Ich heulte auf, riss den Arm hoch und schlug ihn so fest auf den Boden, dass es ekelhaft krachte. Doch die Zähne ließen nicht locker, genauso wenig wie der restliche Körper des Dämons.
    Während der Dämon nagte und kaute und grunzte und meinen Arm hin und her schlenkerte wie ein Hund einen Knochen, knallte ich den Arm wieder und wieder auf den Boden, um dem hässlichen Biest den Kopf einzuschlagen. Aber Dämonen sind außerordentlich widerstandsfähig, und mir war nicht sonderlich viel Erfolg beschieden. Da ich keine weitere Waffe bei mir trug, schlug ich meinen Arm - und den Dämonenkörper - gegen die Wand, dann gab ich ihm mit der Hacke einen Tritt gegen den Hals.
    Er klappte den Mund auf, und auf meinem Handgelenk blieben blutige Zahnabdrücke zurück. Ich riss den Arm weg, bevor er erneut zubeißen konnte, und zog auch das Bein ein. Das Ding fiel zu Boden und schnappte durch seine zerschmetterte Luftröhre nach Luft. Seine schwarze, ölige Zunge hing heraus, und dann packte es knurrend und zischend mit seinen Klauenfingern meinen Knöchel.
    Ich fiel auf den Rücken und versuchte, den Dämon wegzutreten, aber es gelang mir nicht. Der Druck seiner Hände nahm zu und schnürte mir das Blut ab. Gleich würde er mir die Knochen brechen.
    Ich zuckte zusammen, schließlich war ich gegen Schmerz nicht immun, auch wenn der Herr mir jede Menge Kraft verliehen hatte. Verzweifelt sah ich mich nach etwas um, das ich als Waffe einsetzen könnte, und entdeckte zweierlei: eine zerbrochene Bierflasche, für die ich eine gute Verwendung wusste, und drei dunkle Gestalten, die von der Straße her auf mich zurasten. Sie trugen zwar nicht ihre todschicken Ich-bin-ein-böser-DämonT-Shirts, aber dass sie es auf mich abgesehen hatten, wusste

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