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Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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das war nicht das, was so furchteinflößend wirkte.
    Was so furchteinflößend wirkte, waren die fünf weiteren Dämonen, die die Gasse hinaufgerannt kamen.
    »Nur zu«, flüsterte ich und fühlte mich auf dumme und verzweifelte Weise zuversichtlich.
    »Schlampe«, brüllte der Dämon in Menschengestalt und ließ den Morgenstern los. Er flog in einem Bogen genau auf mich zu.
    Ich tauchte nach unten ab, doch die Kugel kam mir immerhin so nah, dass mir die Stacheln das Haar kämmten. Ich machte eine Rolle vorwärts und sprang wieder auf, das Schwert nach wie vor in der Hand. Ohne meine Zeit mit irgendeiner überflüssigen Bewegung zu vergeuden, rammte ich es dem menschlich aussehenden Dämon in den Hals und hob ihn dann daran hoch bis über meinen Kopf.
    Der auf dem Schwert aufgespießte Körper des Dämons zuckte und wand sich. Blut lief aus der Wunde und meinen Arm hinab, während das Biest sein Leben aushauchte. Der kupfrige Geruch des Bluts stieg mir in die Nase, machte mir Lust auf mehr und ließ mich kräftiger werden.
    Mit einer Hand am Schwertgriff und einer an der Hüfte des Dämons schlenkerte ich den Körper als Warnung an die anderen Dämonen über meinem Kopf herum.
    Dann warf ich ihn auf den Boden, und eine graue Wolke stieg hoch. Eine Wolke, die Augen und Zähne und einen Mund zu haben schien, der in stiller Wut schrie und einen dunklen Rachen entblößte, der aussah, als könne er die ganze Welt verschlingen. Der Körper wand sich am Boden und starrte mich aus trüben blauen Augen an. Der Mund stand offen, und von den Lippen tropfte Blut. Er stieß ein Wort hervor, »Hilfe«, dann blieb er leblos liegen.
    Verwirrt und überwältigt schüttelte ich mich. Ich war mir nicht sicher, was sich da gerade abgespielt hatte. Ich wusste nur, der Körper war tot und die Wolke verschwunden, und beides hielt ich für eine gute Sache. Aber die fünf Dämonen waren immer noch da, und das war ganz und gar nicht gut. Ich stellte mich breitbeinig hin und starrte meine fünf neuen Feinde nieder. »Greift mich nur an«, rief ich. »Ich habe ja so dermaßen Bock auf mehr.« Ich konnte spüren, wie das Blut durch meinen Kopf rauschte, mich wild machte und nach einem Kampf gieren ließ.
    Der Dämon direkt vor mir sah mir in die Augen, und einen Moment lang glaubte ich wirklich, wir würden aufeinander losgehen. Doch dann steckte er zwei Finger in den Mund, stieß einen Pfiff aus, und schon stoben die anderen davon.
    Ich trat über meine dämonische Trophäe hinweg, um ihnen nachzurennen, beschloss dann aber, es lieber zu lassen. Ich war erschöpft. Ich war mit den Nerven am Ende.
    Und ich war nicht scharf darauf, Dämonen durch die Straßen von Boston zu jagen.
    Ich hätte mich nicht entspannen sollen. Ich hätte auf der Hut bleiben müssen.
    Denn genau in dem Moment streckte der Anführer der fünf Dämonen den Arm aus, und zum Vorschein kam eine Armbrust, die er unter seiner Jacke versteckt hatte. Ich sah sie eine halbe Sekunde zu spät - seine andere Hand war inzwischen ebenfalls vorgeschossen und stützte die Waffe -, und als ich mich zu Boden werfen wollte, ließ er den Pfeil fliegen.
    Der Pfeil traf mich in die Brust. Alles um mich herum wurde rot, das Blut dröhnte mir in den Ohren, und unter der Spitze des Pfeils explodierte mein Herz.
    Meine nutzlosen Glieder klappten unter mir zusammen, und ich fiel zu Boden. Mit weit aufgerissen Augen starrte ich auf den Dämon, den ich eben erst dorthin geworfen hatte. Er war bereits tot.
    Und ich würde ihm in Kürze Gesellschaft leisten.
    Verzweifelt schnappte ich nach Luft, aber statt Sauerstoff kam nur blutige Spucke.
    Die toten Augen des Dämons starrten mich an, während das letzte bisschen Leben aus mir entwich. Ihre Botschaft war eindeutig: Wir sehen uns in der Hölle, sagten sie. Und zwar bald.

24
     
    »Eins, zwei, drei, atmen. Eins, zwei, drei, atmen. Eins, zwei, drei, atmen.« Schwärze.
    »Verdammt! Ich brauche den Defibrillator. Wo ist der .’..« Schlangen. Wanden sich um mich herum. Um meine Beine. Um meine Arme.
    »Laden!«
    Zogen mich nach unten. Zerrissen mich. »Los!«
    Ihre Augen leuchteten rot. Kawumm.
    Gegabelte Zungen schössen heraus. »Nichts. Noch mal.« Schmeckten mich. »Laden!« Wollten mich. »Los!« Nein! Kawumm. Nein!
    »Warte mal, ich glaube … ja, ich habe einen Puls. Schwach, aber eindeutig. Nein!
    »Alice, Alice, können Sie mich hören ? Drücken Sie meine Hand. Machen Sie die Augen auf.«
    Ich drückte. Dann öffnete ich die Augen, und

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