Erwachende Leidenschaft
verstehen konnte. Sie wußte, daß Nathan glaubte, Colin hätte sich von Sir Richards wieder breitschlagen lassen.
Colin erklärte ihm Alesandras Meinung, was ihr Erbe betraf, und auch, daß sie sich übergangen fühlte, weil sie beide gewillt gewesen waren, Saras Geld zu nehmen, das ihre aber ablehnten.
»Es ist genau der Betrag, den Sara erhalten hätte, wenn unser gieriger Herrscher ihn nicht für sich behalten hätte«, schloß Colin.
Nathan schüttelte den Kopf. »Alesandra, dein Geschenk für Joanna war schon genug«, sagte er. Er warf einen Blick auf das wundervolle goldene Modell der Emerald, sein Lieblingsschiff, das auf dem Kaminsims stand.
Colin hatte ebenfalls das Geschenk betrachtet. Er lächelte, weil Nathan es dort plaziert hatte. »Es ist wunderschön, nicht wahr?«
»Ich kann nicht aufhören, es anzustarren«, erwiderte Nathan mit einem Grinsen. »Wir nehmen es auch mit nach Hause.«
»Schön, daß es dir gefällt«, sagte Alesandra. Sie wollte gerade Colin den Vorschlag machen, ein zweites zu bestellen, damit sie auch eins hätte, als Nathan ihren Gedankengang unterbrach. Er sagte ihr, daß weder er noch Colin Geld von ihr brauchten, da sie inzwischen finanziell gesund genug seien.
»Steck das Geld lieber in das Stadthaus, das Colin für dich erworben hat«, schlug er vor.
Sie schüttelte den Kopf. »Mein Mann hat mit dem Geld, das er aus der Versicherung bekommen hat, eine große Anzahlung geleistet, und das Schloß braucht keine große Investition. Ich wünschte, ihr könntet es euch von innen ansehen, bevor ihr abreist. Es ist nur einen Block von unserem jetzigen Haus entfernt und wunderbar groß und geräumig.«
Colin entzog dem Schiff seine Aufmerksamkeit und wandte sich seiner Frau zu. »Das ist kein Schloß, Liebling.«
»Oh, aber doch«, sagte sie beharrlich. »Es ist unser Heim, und daher unser Schloß, unsere Festung.«
Er konnte ihr ihre seltsame Logik nicht übelnehmen. »Also habe ich jetzt zwei Schlösser«, meinte er lachend. »Und eine Prinzessin.«
Er streckte die Beine aus und zog seine Frau in seine Arme. Nathan wollte weiter über das Geld streiten, aber er brauchte nicht lange, um zu erkennen, daß Alesandra keinesfalls mit sich reden lassen wollte.
Schließlich akzeptierte er seine Niederlage. »Verdammt«, murmelte er.
»Was ist?« fragte Colin.
»Wenn ich von dem Zuschuß aus dem Erbe deiner Frau gewußt hätte, hätte ich niemals vorgeschlagen, Aktien zu verkaufen. Hast du schon herausgefunden, wer die Anteile erworben hat? Vielleicht können wir sie zurückkaufen.«
Colin schüttelte den Kopf. »Dreyson sagt nichts«, erklärte er. »Er behauptet, er würde das Vertrauen seines Klienten damit brechen.«
»Laß mich mit ihm reden«, schlug Nathan vor. »Gib mir einfach nur ein paar Minuten mit dem Mann allein, und ich verspreche dir, er wird uns alles sagen.«
Alesandra beeilte sich, Nathan zu besänftigen. »Dreyson hat einen hohen Ehrbegriff. Mein Vater hätte nie mit ihm Geschäfte gemacht, wenn er ihn nicht für einen absolut vertrauenswürdigen Menschen gehalten hätte. Ich bin die Tochter meines Vaters, Nathan, und ich trete daher in seine Fußstapfen. Auch ich habe vollkommenes Vertrauen in seine Integrität. Ich wette jede Münze, die ich habe, daß es dir nie gelingt, sie zu erschüttern. Du kannst es also gleich von vornherein lassen.«
»Colin und ich. haben ein Recht zu erfahren, wer der Besitzer ist«, wandte Nathan ein.
Colin schloß die Augen und gähnte herzhaft, während er dem Gespräch lauschte. Doch eine Bemerkung seiner Frau machte ihm plötzlich schlagartig wieder wach.
Sie war die Tochter ihres Vaters! Colin öffnete die Augen und wandte sich langsam nach dem Schiffsmodell um.
Sofort mußte er an das Schloß denken, das auf dem Kaminsims im Haus seines Vaters stand … und an den liebevollen Streich, den Alesandras Vater ihm gespielt hatte, als er die Schuldscheine darin verbarg.
Und dann wußte er es. O ja, sie war die Tochter ihres Vaters. Die Aktien waren in dem Schiff versteckt. Colin wandte sich wieder seiner Frau zu, und seine Miene drückte Überraschung aus.
»Stimmt irgend etwas nicht, Colin?«
»Du würdest mich nie belügen, nicht wahr, Liebling?«
»Nein, natürlich nicht.«
»Wie hast du es angestellt?«
»Was angestellt?«
»Dir gehören die Aktien nicht, ich habe Dreyson gefragt, und er sagte nein. Genau das hast du mir auch bestätigt.«
»Stimmt. Aber warum in Gottes Namen …«
Sie brach ab, als Colin
Weitere Kostenlose Bücher