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Erwacht

Erwacht

Titel: Erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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untersuchte meine Venen in dem dämmrigen Licht. Sie hatten nun eine stählerne aquamarinblaue Farbe. Er fuhr mit den Fingern über die komplizierten Muster und studierte sie, bis ich mich ein bisschen unwohl zu fühlen begann. Ich wand mich. »Ähm, Linc. Das war nur ein Witz. Kann ich meinen Arm wieder zurückhaben?«
    Er ließ meinen Arm los. Ich hielt ihn – ein wenig verlegen – dicht an meinen Körper und rieb die Stelle, an der er mich gepackt hatte.
    »Ist das heute passiert?« Er klang besorgt, und ehrlich gesagt war ich das jetzt auch. Die Unterhaltung nahm nicht die Richtung, die ich geplant hatte.
    »Ich glaube schon. Mach dir keine Sorgen, es ist nichts.«
    »Wahrscheinlich hast du recht«, sagte er. Sein Blick wanderte über meinen übrigen Körper. Er biss sich auf die Unterlippe und fuhr sich mit den Fingern durch das Haar. Fasziniert sah ich ihn an. Normalerweise war er nicht gerade der nervöse Typ.
    »Also«, begann er, offensichtlich wollte er das Thema wechseln. »Ich weiß, du wolltest kein Geburtstagsgeschenk …« Er bemerkte meinen panischen Gesichtsausdruck und hob die Hand, um den Protest, der gerade aus meinem Mund kommen wollte, im Keim zu ersticken. »Also, ich schenke dir nicht direkt etwas. Aber … es könnte sein, dass ich eine neue Espressomaschine in der Lagerhalle aufgestellt habe.«
    Ich konnte meine Begeisterung nicht verbergen. Das Einzige, was ich noch öfter tat, als ihn zu drängen, endlich eine ordentliche Kaffeemaschine zu kaufen, war, ihn damit zu nerven, mich eine seiner Wände anmalen zu lassen. Ohne nachzudenken warf ich mich in seine Arme. »Oh, mein Gott, ich liebe dich!«
    Instinktiv schlang er die Arme um mich, aber ich spürte, wie er sich anspannte, sobald er meine Worte registrierte. Und da war er nicht der Einzige. Mein Magen machte einen Sprung, der sich anfühlte wie der Schleudergang einer Waschmaschine. Hatte er es gehört? Natürlich hatte er es gehört! Diese Worte hört jeder.
    Er zog sich aus der Umarmung zurück. Seine faszinierenden grünen Augen ruhten auf mir und suchten nach der Bedeutung meiner Worte. Ich tat das Einzige, was ich tun konnte; ich schaute ihn ebenfalls direkt an und tat so, als hätte ich das niemals gesagt. Seine Hände glitten auf meine Hüften und verweilten dort. Durch den dünnen Stoff meines Kleides konnte ich seine Wärme fühlen. Mein Atem beschleunigte sich, während ich still hoffte, betete, flehte, dass er nicht losließ. Aber als ich mich an ihn drängte, fielen seine Hände plötzlich von meinen Seiten, und umgehend war die undurchdringliche Mauer um Lincoln wieder intakt.
    »Keine Ursache«, sagte er freundlich, aber zugleich grausam, und ignorierte damit den verbalen Ausrutscher, von dem wir wussten, dass wir ihn beide gehört hatten.
    Meine Wangen brannten und ich schaute weg. Ich spürte, wie Lincoln zurückwich und auf Distanz ging.
    Mein Blick fiel auf einen Typ an der Bar. Er sah nicht viel älter aus als ich, aber ich konnte ihn nicht so gut erkennen. Er war ganz in Schwarz gekleidet und schien irgendwie mit dem dämmrigen Licht zu verschmelzen. Jedes Mädchen in seiner Nähe schien sich in seine Richtung gedreht zu haben, aber anscheinend kümmerte ihn das wenig. Er beobachtete mich unverwandt. Einen Augenblick lang war ich wie hypnotisiert, als er seinen Drink ganz leicht in meine Richtung neigte. Ich wurde noch röter. Ich wurde immer verlegen, wenn Fremde mich anschauten, wirklich anschauten, wie dieser Typ.
    Ich wandte mich zu Lincoln um. Steph hatte recht – ich musste die Situation unter Kontrolle bekommen, bevor sie mich verrückt machte. Ich sprang auf, packte ihn an der Hand und zog ihn zur Tanzfläche.
    »Was soll das?«, fragte er.
    »Ich möchte tanzen. Ich …« Ich stolperte über meine hohen Absätze.
    Lincoln packte mich am Ellbogen, um mich zu stützen. »Du bist schrecklich betrunken«, sagte er, konnte sich aber ein kleines Lächeln nicht verkneifen.
    Ich versuchte, ein ernstes Gesicht zu machen. »Ich bin nur beschwipst«, verbesserte ich ihn. »Und heute ist mein Geburtstag und ich will tanzen. Komm schon, Linc, das wird dich schon nicht umbringen.«
    Als wir auf die Menschenmenge trafen, die die Tanzfläche umringte, bemerkte ich wieder den Fremden an der Bar, der regungslos dasaß und mich studierte. Mein Halsansatz prickelte.
    Die Tanzfläche war überfüllt, aber wir schafften es durch das Gewühl von Menschen bis zur Mitte. Die Musik hatte einen guten Beat und es machte Spaß, ihm

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