Erwacht
Schritt voraus, atmete tief die kühle Luft ein und versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen. Genug Verwirrung.
»Linc, du kannst nach Haus gehen!«, schnauzte ich ihn an. »Ich brauche keinen Babysitter. Du hast jetzt frei.«
Er trat vor mich und versperrte mir den Weg. »Warum machst du das? Warum wirfst du dich diesem … Kerl an den Hals. Er hätte dir etwas antun können!« Er spuckte mir die Worte praktisch entgegen.
Jetzt reichte es. »Ich habe getanzt, Lincoln, ich habe mich ihm nicht an den Hals geworfen ! Ich habe mich amüsiert.«
Er stieß ein humorloses Lachen aus. » Das nennst du also sich amüsieren? Er hatte seine Hände überall!«
Ich wurde rot. Er hatte übertrieben, aber ich wusste auch, dass ich über die Stränge geschlagen hatte. Es war seltsam, aber ich hatte mich tatsächlich außer Kontrolle gefühlt. Nicht dass ich das vor Lincoln zugegeben hätte, der vor mir stand, als würden ihm gleich die Sicherungen durchbrennen.
»Wenn du es genau wissen willst, ich wollte ihn gerade wegstoßen, als du dir in den Kopf gesetzt hast, einzugreifen und mich zu behandeln wie eine Siebenjährige«, sagte ich, und dann konnte ich es mir einfach nicht mehr verkneifen: »Und außerdem, was ist schon dabei, wenn er seine Hände überall hatte? Was geht dich das an?«
Bitteschön. Die Frage. Nun ja, zumindest so weit ich mich an sie annähern konnte.
Lincoln starrte mich aus seinen grünen Augen an, die sich im Dunkeln zu einem Smaragdgrün vertieften. Ich starrte zurück und weigerte mich, wegzuschauen, auch wenn ich spürte, wie sich mein Atem beschleunigte und mein Herz anfing zu jagen.
Ich wartete eine Ewigkeit, bis er sagte: »Vi, ich … du … tu das nicht.«
Ich fühlte, ich sah förmlich, wie seine Zurückweisung hier auf der Straße auf mich zukroch. Er hatte recht. Das konnte ich nicht.
»Ja, ja, gute Freunde. Vergiss es, Linc.«
Ich konnte nicht fassen, dass ich mich von Steph dazu hatte überreden lassen, mich in so eine Situation zu bringen. Lincoln hatte kein Interesse an mir. Und jetzt hatte ich ihn im Grunde dazu gebracht, es für uns beide auszusprechen. Bravo, Vi.
Ich drängte mich an ihm vorbei. Er packte meine Hand und wirbelte mich zu sich herum. Dann drückte er mich gegen eine Hauswand und … küsste mich.
Er strich mit dem Daumen über meine Kieferpartie und meine Kehle entlang, seine Hüften pressten mich an die Mauer. Er küsste mich langsam und mit Nachdruck, und als ich erst mal über den lähmenden Schock hinweggekommen war und begriff, was da gerade geschah, war es unglaublich. So war ich noch nie zuvor geküsst worden. Wir verschmolzen ineinander. Auf jede meiner Bewegungen ging er irgendwie perfekt mit seinen eigenen Bewegungen ein. Mein Herz schlug so heftig, dass ich wusste, er konnte es spüren, und ich war mir sicher, dass meine Knie nachgaben, aber er hielt mich fest und drückte mich noch fester an die Wand.
Ich griff ihm mit der Hand ins Haar und erinnerte mich an all die Male, als ich genau davon geträumt hatte. Ich ließ die Hand seinen Rücken hinunterwandern und zog ihn noch näher zu mir. Alles passierte so schnell. Ich merkte, wie er ein tiefes Brummen ausstieß und sich an mich lehnte. Seine Hand strich an meinem Bein hinunter bis zu meiner Kniekehle, mit der er mich an sich zog. Ich stöhnte und spürte, wie er sich anspannte. Plötzlich ließ er mich so schnell los, dass ich mich verdammt schnell mit den Händen auf meinen Knien abstützen musste, um nicht hinzufallen.
Er drehte sich um und ging weg, wobei er sich mit den Händen durch das Haar fuhr. Ich war froh, dass ich nicht die Einzige war, die einen Augenblick brauchte, um sich wieder zu sammeln. Schließlich wandte er sich zu mir um.
»Es tut mir leid, Vi. Ich hätte besser nicht … ich konnte einfach nicht … sehen, wie du …« Er wedelte mit der Hand in meine Richtung. »Dieses Kleid. Und dann zu sehen, wie dich dieser widerliche Typ berührt hat. Ich … verdammt! Es tut mir leid.«
Schwer zu wissen, ob ich jetzt glücklich oder traurig sein sollte. »Mir nicht. Ich meine, mir tut es nicht leid. Ich weiß, dass es ernst gemeint war.«
»Ich kann nicht mit dir darüber reden.«
»Linc, bitte , sag mir, dass ich nicht verrückt bin.«
Er schaute mich an und lächelte beinahe schmerzlich. »Du bist nicht verrückt. Wir … es geht einfach nicht.«
»Warum?« Ich schaute ihn an und meine Blicke flehten darum, dass er mich noch einmal so hielt. Ich war mir sicher, dass auch er
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