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Erwacht

Erwacht

Titel: Erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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sagte, ergänzen sich unsere Fähigkeiten, unsere Seelen beeinflussen sich. Grigori-Partner können niemals zusammen sein … auf diese Weise. Es ist zu gefährlich. Es schwächt unsere Kräfte, macht uns Verbannten gegenüber verwundbar.« Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Deshalb habe ich immer versucht, Distanz zu wahren, fernzubleiben, professionell zu sein. Aber jetzt …«
    »Jetzt was?«, fragte ich, während ich versuchte zu verarbeiten, was er sagte. Wir konnten niemals zusammen sein? Jedenfalls nicht , wenn ich ein Grigori werde ... sein? Jedenfalls nicht, wenn ich ein Grigori werde …
    Er schüttelte den Kopf. »Jedes Mal, wenn ich dich jetzt anschaue, kann ich sehen, dass du meine Anwesenheit nicht ertragen kannst, und ich kann es nicht einmal in Ordnung bringen.«
    Ich schwieg. Ich sagte ihm nicht, dass das nicht stimmte, dass ich ihm eigentlich unbedingt nah sein wollte. Dass ich mir nichts sehnlicher wünschte, als die Kraft zu haben, ihn einfach … gehen zu lassen.
    »Wirst du mir je vergeben?«, fragte er.
    Meine Mutter hatte mich in ihrem Brief um genau dasselbe gebeten. Es verstehen; das konnte ich versuchen. Vergeben schien immer schwieriger zu sein.
    »Ich glaube, meine Mutter war ein Grigori«, sagte ich und wich damit seiner Frage aus.
    »Was?« Er schien ehrlich überrascht zu sein, was eine Erleichterung war. Ich hatte ihm das nicht zuletzt deshalb noch nicht gesagt, weil ich Angst hatte, er könnte auch das bereits gewusst und vor mir geheim gehalten haben.
    »Dad gab mir ein Kästchen, das sie mir zu meinem siebzehnten Geburtstag hinterlassen hatte. Es war das gleiche wie deines und darin lag eines der Silberarmbänder und … ein Brief.«
    »Himmel. Das wusste ich nicht, ich schwör’s dir. Ich habe noch nie von einem anderen Grigori gehört, dessen Mutter oder Vater Grigori war. Was stand in dem Brief?«
    »Dass es verschiedene Mächte auf dieser Welt gibt und sie manchmal zurückgeschickt werden müssen … und dass ich ihr verzeihen soll.«
    »Oh.«
    Das Schweigen sprach Bände, bis Lincoln es schließlich brach. »Ich weiß, dass ich dein Vertrauen enttäuscht habe. Wenn du deine Zusage hinter dir hast und ein Grigori bist, werden keine Geheimnisse mehr notwendig sein. Ich verspreche dir, dass ich dann nie wieder etwas für mich behalten werde.
    »Tut mir leid, Lincoln, aber hast du verdammt noch mal den Verstand verloren? Glaubst du wirklich , ich will ein Grigori werden? Nach alldem, was gerade passiert ist? Was wird mit mir, wenn ich mich tatsächlich auf diese Zusage einlasse? Ich komme ja jetzt schon nicht zurecht!«
    Er runzelte die Stirn. »Was soll das heißen?«
    »Ich sags dir noch einmal ganz klar und deutlich: Ich – will – kein – Grigori – sein. Ein für allemal! Es tut mir leid, dass du so großartige Pläne hast, aber ich möchte einfach nur zur Schule gehen und mein Leben leben. Einfach nur mein normales, menschliches Leben.« Während ich es sagte, merkte ich, dass das stimmte.
    Er stand auf und begann, auf und ab zu gehen. Ich stand ebenfalls auf. »Das geht nicht, Vi. Du bist nicht wie alle anderen. Selbst Phoenix hat das gesagt. Deine Macht erregt zu viel Aufmerksamkeit. Du musst lernen, wie du deine Grigori-Macht nutzen kannst, damit du sicher bist.«
    »Nein, muss ich nicht. Ich habe meine Entscheidung getroffen. Denk daran – freier Wille. Du kannst es Griffin ausrichten.«
    Er ging vor mir in die Hocke, den Kopf in die Hände gestützt, dann sank er auf die Knie. »Violet, bitte. Ich kann nicht einfach danebenstehen und zuschauen, wie sie dir wehtun. Du kannst mich für immer hassen, aber bitte tu das nicht. Sie werden dich finden und … sie werden dich umbringen.«
    Wow. Es geht doch nichts über eine Todesdrohung, wenn man die Nacht ein bisschen heller scheinen lassen will.
    Ich stand auf, während er zu meinen Füßen hocken blieb. In diesem Moment kam mir das ironisch vor. Sonst hatte ich immer ihm zu Füßen gelegen, ihn verehrt.
    »Das Risiko geh ich ein.«
    Er starrte zu Boden, aber als er sprach, klang seine Stimme fest. »Glaubst du wirklich, dass dich dieser Verbannte beschützen kann? Bist du sicher, dass er nicht vielmehr genau das ist, wovor du weglaufen solltest?«
    Fast hätte ich gelacht. »Das klingt nach Eifersucht, Lincoln.«
    Er blickte nicht auf. »Natürlich. Ist es nicht das, was du wolltest?«
    Es wäre einfacher gewesen, mir selbst mit dem Zahnstocher ins Auge zu pieksen, als mich zu zwingen, mich umzudrehen und

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