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Erwacht

Erwacht

Titel: Erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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Betonboden.
    Ein Arm umfasste meine Taille, hielt mich hoch, als ich mich noch weiter nach hinten krümmte. Hände umfassten mein Gesicht, hielten mich still. Ich spürte, wie ich fortglitt, mich selbst an die Sinneswahrnehmungen verlor. Ich versuchte, mich zu konzentrieren, mich daran zu erinnern, was Phoenix mir gesagt hatte. Gefühle. Ich musste meine Gefühle unter Kontrolle bringen. Oder sie mit etwas ablenken, das mich voll und ganz verzehren könnte.
    Ich hoffte, dass es Lincolns Arm war, der um meine Taille griff.
    »Küss mich«, flüsterte ich.
    Die Hände auf meinem Gesicht erstarrten. Eine weitere Welle der Empfindungen rollte durch mich hindurch.
    »Küss mich, bitte!« Dieses Mal schrie ich es hinaus.
    Er stürzte sich auf mich, durchbrach die Barrikaden. Sein Mund passte sich so perfekt meinem an, er drückte meine Lippen auseinander und … wir verschmolzen. Die gleiche kühle, reine Brise, die ich gespürt hatte, als Lincoln mich berührte, während ich gleichzeitig das Armband in der Hand hielt, durchzuckte meinen Körper, meine Seele. Wie Wind in einem Feld wehte sie den überwältigenden Duft von Blumen fort. Ich fühlte, wie der Apfelgeschmack verblasste, bis ich nur noch seinen sehr realen Mund schmecken konnte. Mein Körper goss die kalte Hitze und die summende Energie in ihn, bis er alles aufgesogen hatte. Die Vögel umflatterten uns und flogen in die Ferne.
    Er zog mich an sich. Er kniete vor mir, küsste mich leidenschaftlich und es fühlte sich … richtig an. Morgen und Abend glitten davon. Es gab nur noch uns. Stille umgab uns. Mein Herz machte einen Sprung und ich küsste ihn ebenfalls, weil ich so sicher wusste, dass ich ihn liebte. Mein Herz weinte und ich zog mich zurück, weil ich so sicher wusste, dass er mich betrogen hatte.
    Ich fiel zu Boden.
    Er fiel zu Boden.
    Ich weinte.
    Er schrie.
    Langsam rückten der Raum und die Menschen um uns herum wieder ins Sichtfeld. Griffin war an meiner Seite, stellte mir eine Million Fragen, die nicht zu mir durchdrangen. Ich wusste nicht, ob der Schmerz, der sich durch mich hindurchwälzte, real war oder nicht. Ich schaute zur Seite und sah die leblosen Körper, die um mich herumlagen. Es war, als wäre ich einer von ihnen.
    »Lincoln?«, krächzte ich. »Ist er okay?«
    Magda hatte sich über Lincoln gebeugt, der am Boden lag. Ich kroch das kurze Stück zu ihm hinüber. Mir entging der anklagende Blick nicht, den sie mir zuwarf, bevor sie zur Seite ging. Bei all der Gewalt, die gerade durch meinen Körper gerauscht war, musste ich gegen die vorübergehende Lust ankämpfen, ihr Gesicht mit meiner Faust zu zerschlagen.
    »Linc.« Meine Stimme bekam Risse, als ich versuchte, meine Tränen unter Kontrolle zu halten.
    Er schaute mich zitternd an.
    »Bist du verletzt? Habe ich dir wehgetan?«
    Sein Atem ging schnell. »Eher überlastet. Ich habe so etwas noch nie erlebt … Violet, dein …« Er wandte sich von mir ab, um Griffin anzuschauen, der nun ebenfalls neben ihm kniete. »Hast du das gesehen? Irgendetwas davon gespürt?«
    Griffin war ruhig. »Ich habe es gesehen, aber nicht gespürt. Sag es mir.«
    Lincoln schaute mich an. »Kann ich?«
    Wenigsten hatte er mich um Erlaubnis gefragt. Ich nickte schweigend. Ich konnte nicht weiterhin so tun, als würden diese Dinge nicht passieren.
    »Ich habe alle fünf gespürt, Griff. Ihre Zusage hat noch nicht einmal stattgefunden und sie hat alle fünf Sinneswahrnehmungen, jede davon stärker als alles, was ich jemals gespürt habe. Als ich sie berührte, gab sie sie an mich weiter. Ich habe sie in ihrer ganzen Macht gespürt. Es ist, als ob sie … sie fühlt sie nicht nur, sondern … wird zu ihnen.«
    Ja, ich bin so was wie besessen!
    Griffin schwieg, dann fragte er: »Warum der Kuss?«
    Gute Frage. Lincoln schaute mich an.
    Bitte zwing mich nicht dazu, zu versuchen, es zu erklären.
    »Ich glaube, weil sie es nicht unter Kontrolle hatte, es nicht stoppen konnte. Als ich sie küsste, entstand eine Art Leitung. Als könnten wir die Sinneswahrnehmungen teilen und ihnen einen Weg weisen. Als sie erst mal durch mich hindurchgegangen waren, verschwanden sie.«
    Griffin schaute mich neugierig an. »Es muss dich also nur jemand küssen, damit du es kontrollieren kannst?«
    Ich sah Lincolns Augen aufblitzen, als er auf meine Antwort wartete. Ich wusste, dass er sich fragte, ob ich diese Theorie zuvor schon einmal ausprobiert hatte.
    »Nein.« Ich wurde rot. Ich konnte nicht sagen, was ich wusste. Konnte nicht

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