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Erwacht

Erwacht

Titel: Erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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Auge, das ich unter dem Bett verstaut hatte.
    Ich zog es hervor und verstreute den Inhalt auf meinem Bett. Als ich es umkippte, entdeckte ich auf der Unterseite eine Inschrift, die ich noch gar nicht bemerkt hatte.
    Evelyn bar Semangelof
    Magen of Will
    Ich nahm die Babyhalskette mit dem kleinen Amulett in die Hand. Dad hatte mir erzählt, dass das Amulett eine Art Glücksbringer sei, den ein Baby in den ersten zwanzig Tagen tragen sollte. Für alle Fälle hatte er es mir sechs Monate lang jeden Tag angelegt.
    Ich hielt das Amulett in der Hand. Darauf waren drei Gestalten abgebildet, die mit ausgestreckter Hand dastanden. Hinter ihnen konnte ich die schwachen Umrisse von Flügeln sehen. Ich drehte es in meiner Hand um und entdeckte auf der Rückseite eine weitere Gravur. Sie war klein und verblasst, ich konnte sie kaum erkennen.
    S.S.S. Protect
    Abgesehen davon, dass es klang wie der Name eines Kriegsschiffes, hatte ich keine Ahnung, was das bedeuten sollte.
    War meine Mutter wirklich ein Grigori gewesen? War alles eine Lüge? Hatte sie Dad überhaupt geliebt? Oder mich?
    Ein Klopfen an der Tür ließ mich zusammenzucken.
    »Kaffee ist fertig«, rief Phoenix. Offensichtlich war er immer noch sauer. Ich holte tief Luft und fuhr mir mit den Händen durch das Haar, ein vergeblicher Versuch, Stress abzubauen.
    Ich legte alle Dinge wieder zurück in das Kästchen, wobei ich versuchte, das silberne Armband nicht mehr als unbedingt notwendig zu berühren. Ich brauchte keine weitere ungewollte Attacke der Sinne. Einen Augenblick hielt ich den Umschlag mit dem Brief meiner Mutter in der Hand, bevor ich ihn ebenfalls in das Kästchen legte, das ich wieder unter das Bett schob. »Komme gleich«, schrie ich.
    Als ich nach der Türklinke griff, bemerkte ich meine Arme und stolperte erschrocken zurück. Meine Venen hatten sich wie ein dünnes Armband um mein Handgelenk gewickelt. Ich schaute mir die Umrisse genauer an und merkte, dass das gar nicht meine Venen waren – es war etwas anderes. Die Farbe war fast grau oder sogar … metallisch ?
    Ich atmete ein und schloss die Augen. Einatmen, ausatmen, ganz ruhig. Einatmen, ausatmen, ganz ruhig. Ich rief mir ins Gedächtnis, dass ich eine Meisterin
    Ich rief mir ins Gedächtnis, dass ich eine Meisterin darin war, Dinge in den »Darum kümmere ich mich später«-Bereich meines Gehirns zu verdrängen. Das hier war auch nichts anderes.
    Der Geruch frischen Kaffees stieg mir in die Nase, als ich die Küche betrat. Ich trug ein langärmliges T-Shirt über meiner Schlabberjeans. Nicht gerade mein bestes Outfit.
    »Darin wirst du schwitzen«, sagte Phoenix, fast ohne aufzublicken.
    »Es geht schon.«
    Er schaute mich an und zog die Augenbrauen nach oben. Ich bemühte mich, so ruhig und gefühlsneutral zu bleiben wie möglich. Seine Augenbrauen stiegen noch höher, aber zu meiner großen Erleichterung sagte er nichts.
    Ich trank den Kaffee, den Phoenix für mich zubereitet hatte. Ich war mir sicher, dass das an diesem Tag nur der erste von vielen sein würde. Ich dachte an die vergangene Nacht und die Entscheidung, die ich getroffen hatte. Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte ich das Gefühl, ein bisschen die Kontrolle zurückzugewinnen. Seit jenem Tag bei Lincoln hatte ich mich Stück für Stück selbst an die panische Angst vor alldem verloren. Diese Wahrheit hatte jede Ausgeglichenheit zunichtegemacht, aber ich würde nicht zulassen, dass die Vorstellung, die jemand anderes von meinem Schicksal hatte, ruinieren würde, wofür ich so hart gearbeitet hatte. Was auch immer noch kommen würde, das war das Richtige für mich. Was machte es schon, wenn ich ein paar komische Zeichen auf dem Arm hatte? Damit konnte ich leben.
    »Du machst dir selbst etwas vor«, sagte Phoenix aus dem Nichts heraus und unterbrach dadurch meine Aneinanderreihung positiver Gedanken.
    Ich schmollte, fest entschlossen, mir diesen Moment nicht verderben zu lassen. »Hör auf, meine Gedanken zu lesen. Das ist unhöflich.« Ich tänzelte zum Kühlschrank und holte einen Becher Joghurt heraus.
    »Ich kann es nicht ausblenden, wenn du deine Gefühle auf diese Weise zur Schau stellst«, fuhr er mich an. Er war nicht glücklich, aber ich glaube nicht, dass meine Fröhlichkeit der Hauptgrund für seine Angst war.
    Ich verlor langsam die Geduld wegen seiner schlechten Laune. »Schau mich nicht so an. Ich habe meine Entscheidung getroffen. Wenn du mich wirklich magst, dann wirst du das respektieren. Es sei denn natürlich, du

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