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Erwacht

Erwacht

Titel: Erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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Geschwindigkeit im Vergleich zu mir. Oben an einer Treppe hielten wir an. Griffin und Phoenix standen vollkommen still da, als würden sie sich auf etwas konzentrieren, was ich nicht sehen konnte.
    »Was macht ihr da?«, fragte ich.
    »Nach ihnen suchen«, murmelte Griffin und konzentrierte sich. Ich wandte meine Aufmerksamkeit Phoenix zu und sah, dass seine Augen sich, wenn auch kaum wahrnehmbar, ein wenig weiteten. Er hatte etwas gespürt, was ihn überraschte.
    Obwohl ich keine Ahnung hatte, was ich da tat, beschloss ich auszuprobieren, ob ich Lincoln spüren konnte. In dem Moment, in dem ich mich auf ihn konzentrierte – auf seine durchdringenden Augen, den Duft, den nur er an sich hatte –, fühlte ich ein Ziehen. Ich kämpfte gegen ein kurzes Schwindelgefühl, aber ich wusste genau, wo er war. Ich verstand zwar nicht, warum, aber ich wusste es.
    »Unten«, kam mir Griffin zuvor. Wir bewegten uns leise. Ich konnte nicht einmal Phoenix hören, der direkt hinter mir war. Am Fuß der Treppe blieb Griffin wieder stehen.
    »In dem Zimmer rechts«, flüsterte ich.
    Er schaute mich abschätzend an. »Woher weißt du das?«
    Ich war nicht in der Stimmung, Erklärungen abzugeben. Ich hatte sowieso keine Ahnung, wie ich das herausgefunden hatte. Ebenso wie ich keine Ahnung hatte, woher ich wusste, dass Lincoln in Schwierigkeiten steckte. Richtig schlimmen Schwierigkeiten. Ich drängte mich, ohne nachzudenken, an Griffin vorbei und machte die Tür auf.
    Der Raum dahinter war kahl. Im Gegensatz zum Eingangsbereich gab es hier nichts Verschwenderisches. Eigentlich gab es hier überhaupt nichts. Betonwände und Betonboden und in der Ecke einen Kandelaber mit zwei flackernden Kerzen. In der Luft lag Holzrauch, der mich an Zigarren erinnerte. Darüber lag … Blumenduft. Ich spähte in den dunklen Raum und suchte nach der Quelle dieser Gerüche. Wir waren nicht allein. Mein Körper wurde von der kalten Hitze erfasst, die durch meine Blutbahnen schoss; so viel Energie surrte durch mich hindurch, dass ich das Gefühl hatte, es würde mich gleich von den Füßen reißen.
    »Griffin. Wie schön, dass du uns besuchen kommst.« Die Stimme pulsierte durch den Raum. Ich schauderte und mein Körper spannte sich an, als würde etwas Giftiges versuchen, hineinzusickern. Ich konnte nicht sagen, aus welcher Richtung die Stimme kam, bis sich allmählich eine Gestalt materialisierte.
    »Wer ist deine Freundin, Griffin? Sie ist …« Langsam zeigte er sich. Er war weniger als drei Meter von mir entfernt, was schlicht und ergreifend schauerlich war. Ich wollte zurückweichen, aber mein Instinkt befahl mir, die Stellung zu halten. Es war nicht leicht.
    Er strich mit der Hand über den Aufschlag seines gut geschnittenen Anzugs und machte viel Aufhebens darum, ihn zurechtzuzupfen und zu glätten. Wenn er nicht so verdammt Furcht einflößend gewesen wäre, hätte ich gesagt, dass er definitiv tuntig wirkte. Gleich unter der Oberfläche seines affigen Äußeren schlummerte jedoch eine sehr ausgeprägte Form der Bösartigkeit.
    Unverhohlen ließ er seinen Blick über meinen Körper wandern. Das fühlte sich an, als würden Hunderte von Spinnen über mich krabbeln und in alle Winkel huschen. Ich kämpfte gegen das übermächtige Verlangen, wegzulaufen oder mich wenigstens auf den Boden zu werfen und zu wälzen. Er macht das mit Absicht, Vi. Lass dich nicht fertigmachen!
    Das Spielchen mochte zwar neu für mich sein, aber ich war in der Highschool. Und er war einfach nur ein weiterer Schulhofschläger. Wer zum Teufel war dieser Typ überhaupt?
    »Was haben wir denn da?«, sagte er mit einer Stimme, die zu jung zu sein schien für die Bosheit, die seine schwarzen Augen widerspiegelten; sie sahen aus, als wären sie mit Eyeliner umrandet.
    »Die anderen brauchen sich nicht zu verstecken, Onyx – weder hinter dem Licht noch in den Schatten. Wir wissen, dass ihr zusammenarbeitet.« Griffin sprach mit so fester Stimme, dass er gleich viel respekteinflößender klang. Er stieg wieder in meinem Ansehen.
    Drei Gestalten erschienen in der Ecke des Raumes, dort wo die Kerzen flackerten. Es sah aus, als würden sie geradewegs aus einem pulsierenden Licht auftauchen. Zwei weitere kamen in der gegenüberliegenden Ecke in Sicht. Ich blinzelte ein paarmal. Ich hätte schwören können, dass sie sich aus den dunklen Schatten an der Wand gelöst hatten. Oh. Mein. Gott … Oder auch nicht.
    »Ich spüre unsere Leute, Onyx. Zeig sie uns!«, verlangte Griffin,

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