Erwählte der Ewigkeit (German Edition)
Popcorngirlanden. Sie wusste nicht, was sie mehr verblüffte: die heimelige Weihnachtsstimmung oder die Tatsache, dass sie mitten in einer Gruppe schwer bewaffneter Vampire und ihrer Stammesgefährtinnen stand und sich noch nie so willkommen und entspannt gefühlt hatte.
Renata hatte sie den anderen kurz vorgestellt, während Nikolai und Hunter ein Auge auf Chase am anderen Ende des Foyers hatten. Voller Bewunderung betrachtete Tavia die wunderschönen Frauen, die mit einigen der Ordenskrieger zusammen waren: Dylan mit den Sommersprossen und der feuerroten Mähne; Alex, eine athletische Blondine mit braunen Augen und einem offenen, freundlichen Lächeln; die zierliche Corinne, die mit ihrem langen rabenschwarzen Haar und dem zarten Gesicht zerbrechlich gewirkt hätte, wenn nicht die stählerne Entschlossenheit in ihren blaugrünen Augen gewesen wäre; und Jenna, die Normalsterbliche, von der Tavia schon auf der Fahrt hierher gehört hatte.
Die hübsche Brünette war erst vor einem Augenblick ins Foyer gekommen, leicht auf den Arm ihres Gefährten Brock gestützt. Im dunklen Gesicht des riesigen Stammesvampirs stand unverkennbare Besorgnis, die allein ihr galt.
»Wie ist es gelaufen?«, fragte Renata die beiden, nachdem sie Tavia begrüßt hatten. »Hat der Traumspaziergang mit Claire etwas gebracht?«
Jenna nickte eifrig. »Wir haben dieses Mal was Neues. Ich bin mir noch nicht sicher, was es zu bedeuten hat, aber Claire und ich haben alles dokumentiert. So schrecklich es auch war, das alles wie meine eigenen Erinnerungen zu erleben, kann ich trotzdem nicht erwarten, wieder reinzugehen und noch mehr mitzubringen.«
Neben ihr stieß Brock ein leises Knurren aus und murmelte etwas von sturen Weibern. Jenna schlang die Arme um ihn und sah in seine besorgten Augen auf.
»Er macht sich Sorgen«, sagte sie zu Tavia und den anderen und lächelte ihm zu.
»Er liebt dich eben«, flachste der riesige Krieger zurück, aber seine Stimme war so feierlich wie sein Blick.
»Tavia, darf ich mal deine Glyphen anschauen?« Die abrupte Frage kam von Mira, einem Kind von etwa acht oder neun Jahren, das Tavia bei ihrer Ankunft als eine der Ersten begrüßt und sie seither mit gebannter Faszination beobachtet hatte.
»Mäuschen«, ermahnte Renata sie und schüttelte erbittert den Kopf. »Manieren, junge Dame.«
»Tschuldigung.« Das flachsblonde Mädchen stieß einen reumütigen Seufzer aus. »Tavia, darf ich bitte deine Glyphen anschauen?«
»Das habe ich nicht gemeint, Mäuschen.« Renatas Miene war so beschämt wie die jeder Mutter eines vorwitzigen Kindes, aber in ihrer Stimme klang auch Belustigung mit. »So was fragt man andere Leute nicht, und man starrt sie auch nicht an.«
»Ist schon gut«, antwortete Tavia. »Das macht mir nichts aus.« Sie schob den Ärmel ihres Pullovers hoch und ließ das Kind das verschlungene Hautmuster sehen, das sich um ihren ganzen Arm zog. Es dauerte nicht lange, und auch die anderen Kinder – ein schlaksiger Rothaariger und ein Junge, dessen Kopf kahl geschoren war bis auf die glyphen bedeckte Kopfhaut und dessen Gesicht keinerlei Emotion zeigte – kamen zu ihnen herüber, um ebenfalls einen Blick darauf zu werfen.
»Das sind echte Dermaglyphen «, sagte der erste Junge, seine haselnussbraunen Augen blickten argwöhnisch unter seinem rötlichen Haar, das ihm in die Stirn hing. »Dann bist du also wirklich eine Stammesvampirin?«
Tavia nickte. »Sieht so aus.«
Mira verdrehte ihre veilchenblauen Augen. »Ich hab’s dir doch gesagt, Kellan. Er hat’s mir nicht geglaubt.«
Der Junge warf ihr einen mürrischen Blick zu. »Ich wollte es eben mit eigenen Augen sehen.«
»Du hast gesagt, du brauchst einen Beweis, so als hättest du gedacht, ich will dich hereinlegen.« Sie klang etwas verletzt. »Wieso glaubst du mir nie irgendwas?«
Kellan fühlte sich sichtlich unbehaglich, so öffentlich angeklagt zu werden. Als er endlich antwortete, klang seine Stimme defensiv. »Weil es dumm ist, sich nur auf Hörensagen zu verlassen.«
»Sogar bei deinen Freunden?«
Er antwortete nicht, und während ihre Auseinandersetzung zu einer stummen Pattsituation wurde, kam der andere Junge, der immer noch Tavias G lyphen musterte, näher. Er schob seinen eigenen Ärmel hoch und enthüllte ein ähnliches Muster auf seinem schmalen, aber muskulösen Unterarm.
Sein Name war Nathan, und außer, dass man ihn ihr als Corinnes Sohn vorgestellt hatte, war ihr der unergründliche Teenager ein Rätsel. Tavia sah
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