Erwählte der Ewigkeit (German Edition)
was hast du gehört, Tegan?«
Tegan schüttelte seinen lohfarbenen Kopf. »Gar nichts, aber ich habe Augen im Kopf. In letzter Zeit läuft sie herum, als hätte sie ein Loch im Herzen, und du siehst aus, als würdest du gerade deinen besten Freund verlieren.«
Scheiße. Er wollte es leugnen, aber es hatte wenig Sinn. Tegan musste ihm gerade ansehen, dass er ins Schwarze getroffen hatte. »Ich mache gerade alles kaputt. Als sie in mein Leben kam, wusste ich, dass sie jemanden verdiente, der ihr ein Leben bieten kann, das ihrer würdig ist. Ein sicheres, glückliches Leben. Nicht diese endlose Unruhe und Krieg.«
Tegan sah ihn mit schmalen Augen an. »Gabrielle hat nie den Eindruck auf mich gemacht, als sei sie eine, die sich blind auf irgendetwas einlässt. Wenn sie dich gewählt hat, dann wusste sie genau, warum. Jeder unter diesem Dach weiß, dass es nichts gibt, was du nicht für sie tun würdest.«
»Außer ihr einen Sohn zu schenken.« Lucan spürte sich die Worte sagen, bevor er sie zurücknehmen konnte. So schwer es ihm auch fiel, es zuzugeben, er war froh, dass er seine Schuld endlich ausgesprochen hatte. Sie für sich zu behalten, hatte nur dazu geführt, dass sie sich jede Sekunde tiefer in seine Seele hineinfraß. »Das ist es, was sie von mir haben will, Tegan – ein Kind. Und ich kann es ihr nicht geben. Nicht wenn ich weiß, dass dieser Krieg mit Dragos ihr unseren Sohn womöglich wieder nehmen kann. Und nicht, solange ich keine Zukunft für ihn sehen kann, die nicht von Gewalt und Verderbtheit bestimmt ist. In diesen Zeiten darf man einfach keine unschuldigen Kinder in die Welt setzen.«
Tegan war sehr still geworden. Er musterte Lucan, schien sich etwas zu überlegen, und schließlich zuckte er leicht mit den Schultern. »Vielleicht ist es so, Lucan. Aber andererseits, vielleicht gab es nie bessere Zeiten dafür. Vielleicht brauchen wir alle jetzt ein wenig Hoffnung.«
Lucan starrte ihn sprachlos an, und dann traf ihn die Erkenntnis wie ein Güterzug. »Du und Elise?«
»Bingo.« Tegan kicherte los, erfüllt von einem verblüfften Staunen, wie Lucan es noch nie an dem Krieger gesehen hatte, nicht in all den fünfhundert Jahren, die sie sich kannten.
»Verdammt, T. Gratuliere.« Er streckte die Hand aus und schlug seinem Freund auf die muskulöse Schulter, dann zog er ihn in eine kurze, brüderliche Umarmung. »Wie weit ist sie denn?«
Tegans Lächeln wurde noch breiter. »Noch nicht weit. Erst seit ein paar Nächten.«
Lucan dachte an die letzte Halbmondphase zurück, die kurze Fruchtbarkeitsphase für Stammesgefährtinnen mit Blutsverbindung. Während er Gabrielle weggestoßen hatte, hatten Tegan und Elise zusammen ein neues Leben erschaffen.
Jetzt schämte sich Lucan dafür, dass seine Angst ihn davon abgehalten hatte, seine eigene Blutsverbindung mit Gabrielle zu heiligen. Aber er konnte nicht leugnen, dass er sich für Tegan und seine geliebte Stammesgefährtin freute. »Ein Kind des Stammes könnte sich keine besseren, liebevolleren Eltern wünschen als euch. Das ist mein Ernst, mein Freund. Ich freue mich wirklich für dich und Elise.«
Der Krieger nickte feierlich. »Zu wissen, dass unser Sohn unterwegs ist, gibt mir nur umso mehr Grund, für eine bessere Welt zu kämpfen. Für die Söhne von uns allen, Lucan.«
Er wollte zustimmen, ihm sagen, dass er seine Hoffnung für die Zukunft teilte, die keiner von ihnen voraussehen konnte, aber er brachte kein Wort heraus. Tegan nickte, er verstand. Von allen Kriegern kannte besonders er als Gründungsmitglied des Ordens das Grauen, das Lucan innerlich zerfraß. Tegan musste es selbst spüren, und doch hatte er die Kraft gefunden, seine Angst zu besiegen und diesen enormen Glaubensakt zu wagen.
Lucan wollte glauben, dass auch er dazu fähig war.
Aber das Grauen wollte ihn einfach nicht loslassen.
Tavia war überhaupt nicht vorbereitet gewesen auf die familiäre Atmosphäre, die Chase und sie bei ihrer Ankunft im Hauptquartier des Ordens empfing. Wegen der Waffen und Kampfausrüstung ihrer Eskorte aus Boston hatte sie eine militärische Umgebung erwartet, sobald sie die Festung aus Naturstein und Fachwerk betrat, wo sie wohnten.
Aber es fühlte sich mehr wie ein Zuhause an als wie der Militärbunker, den sie sich vorgestellt hatte. Sie konnte sogar ein Feuer im offenen Kamin des großen Saals prasseln sehen, der an das Foyer angrenzte, und eine riesige Tanne, geschmückt mit selbst gebasteltem Weihnachtsschmuck, festlichen Schleifen und
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