Erwählte der Ewigkeit (German Edition)
gar nicht.« Erstaunlicherweise war sie alles andere als müde, trotz allem, was sie in der letzten Zeit durchgemacht hatte. Ihr Körper fühlte sich stärker und lebendiger an denn je, was sie zweifellos ihren außerirdischen Genen zu verdanken hatte und weil sie die Tabletten nicht mehr nahm, die diesen Teil von ihr unterdrückt hatten. Sie musste zugeben, dass sie sehr neugierig auf diese neue Seite ihres Selbst war, ebenso wie auf die Rituale dieser seltsamen neuen Welt, in die sie da so plötzlich eingetaucht war. »Wenn du denkst, dass es niemandem etwas ausmacht, dass ich da bin, würde ich sehr gerne dabei sein.«
»Na, dann gehen wir doch endlich!« Mira zog sie eifrig an der Hand und führte die Gruppe an.
Trotz Tavias eigenen Interesses an diesen Leuten und trotz des freundlichen Empfangs, den sie ihr bereitet hatten, fiel ihr auf, dass Chase zurückblieb. Tatsächlich fühlte er sich jetzt definitiv unwohler als noch auf der Fahrt in den Norden. Sie spürte sein Unbehagen in ihren Adern, es prickelte wie winzige Nadelstiche unter ihrer eigenen Haut.
Sie blieb stehen und sah sich zu ihm um, wartete darauf, dass er sich ihnen anschloss. Sie konnte ihn nicht alleine hierlassen, wo die anderen alle in den anderen Raum hinübergingen – selbst wenn es offenbar genau das war, was er von ihr wollte. Als er endlich auf sie zuging, tat er es mit dem langsamen Schritt eines Mannes, der auf dem Weg zu seiner eigenen Hinrichtung war.
28
Das war der allerletzte Ort auf der Welt, wo er gerade sein wollte. Das Allerletzte, was er tun wollte, war, herumzustehen wie der Eindringling, der er war, und zuzusehen, wie Dante und Tess ihren Sohn seinem Paten Gideon präsentierten. Nicht dass Chase ihnen diese Wahl übel nahm. Es war das Richtige für ihr Kind, das Beste, was sie tun konnten. Sollte Xanders Eltern etwas zustoßen, bevor er volljährig war, wäre für den jungen Stammesvampir gesorgt; Gideon und Savannah würden ihm all die Liebe und Fürsorge geben, die er brauchte.
Dante war wahnsinnig gewesen, zu denken, dass Chase dieser Rolle jemals gerecht werden konnte. Nur gut, dass Chase ihm und Tess bewiesen hatte, was für ein ungeeigneter Kandidat er war, noch bevor ihr Kind seinen ersten Atemzug getan hatte. Und jetzt würde er sich im Hintergrund halten und versuchen, sich unbeteiligt zu fühlen – nur Erleichterung darüber zu spüren, dass diese Ehre Gideon übertragen wurde statt ihm.
Aber zu dumm, dass auch Tavia dabei sein würde. Sie kannte die Tradition oder die Bedeutung des Rituals nicht, wusste auch nicht, wie viele Pannen und Versäumnisse Chase sich geleistet hatte, um das Privileg zu verlieren, zum Vormund des Babys ernannt zu werden. Aber als sie jetzt alle die festlich geschmückte Kapelle betraten und sich in die hölzernen Bankreihen setzten, wusste er, dass sie seine Scham spüren konnte, und das war schlimm genug.
Dachte er zumindest, bis Tavia auf der anderen Seite des kerzenerleuchteten Raumes Elise erblickte. Sie zeigte ihre Überraschung nicht, aber er spürte, wie sie neben ihm erstarrte, als sie die Frau ansah, die einst zu seiner engsten Familie gehört hatte. Zur größten Schande seines Lebens.
Elise stand mit Gideon und Savannah und Dante, Tess und dem Baby im vorderen Teil der Kapelle. Sie hatte ihnen mit den Seidenbahnen geholfen, die in der Zeremonie verwendet wurden, aber als ihre blassvioletten Augen Chase und Tavia erblickten, flüsterte sie den wartenden Paaren etwas zu und kam zu ihnen herüber. Auf halber Strecke hielt Tegan sie auf, legte schützend den Arm um sie und begleitete sie zu ihnen. Seine Miene war vorsichtig und wachsam, ein Mann, der bereit war, notfalls selbst in diesen heiligen Räumen Blut zu vergießen, um seine Gefährtin vor Gefahren zu schützen.
Und was Chase anging, war das auch kein Wunder. Chase konnte immer noch Elises Ohrfeige spüren, die sie ihm bei ihrer letzten Begegnung gegeben hatte. Einen Schlag, den er mehr als verdient hatte, dafür, was er kurz vor seiner Trennung vom Orden zu ihr gesagt hatte.
Aber das hier war etwas anderes.
Er sah zu, wie das blutsverbundene Paar auf sie zukam – Elise madonnenhaft strahlend, Tegan finster und besitzergreifend – und plötzlich wusste er es.
Sie war schwanger.
Es hätte ihn schwerer treffen sollen. Vielleicht hätte es das auch, wenn Tavia nicht neben ihm gestanden und ihn ruhig und ohne ihn zu verurteilen beobachtet hätte, als das Paar sich ihnen näherte. Sie war still und heiter,
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