Erwählte der Ewigkeit (German Edition)
zu, wie seine Augen mit den langen Wimpern ihre Hautmuster in sich aufnahmen, sie eine nach der anderen katalogisierten. Er wirkte ernst und seltsam distanziert, viel älter als er war und überhaupt anders als jeder Junge, den sie je gesehen hatte.
Als er mit schief gelegtem Kopf zu ihr aufsah, durchdrangen sie seine blaugrünen Augen mit der kühlen Leidenschaftslosigkeit einer Klinge. »Du bist Gen Eins. In Dragos’ Labor geboren.«
Sie nickte.
»Ich auch.«
Sofort spürte Tavia ein Zusammengehörigkeitsgefühl und den absurden Drang, das Kind zu umarmen, das wie sie ein Opfer von Dragos’ Machenschaften gewesen war. Sie wollte sich mit Nathan unterhalten, ihn über seine Erfahrungen mit dem Monster befragen, das sie beide erschaffen hatte, aber sein Blick nahm einen gehetzten Ausdruck an, und er schlug die Augen nieder. Als er wieder zu ihr aufsah, war sein Blick erneut völlig ausdruckslos.
Im selben Augenblick kamen Tegan und ein anderer Krieger aus einem Raum am Ende des Korridors und traten in die Versammlung im Foyer. Der dunkelhaarige Mann neben Tegan forderte durch seine bloße Präsenz Aufmerksamkeit und Respekt, und noch bevor Tegan ihn ihr vorgestellt hatte, bestand kein Zweifel daran, dass es sich um den Anführer des Ordens handelte.
»Lucan, das ist Tavia Fairchild.«
Sie nahm die riesige Hand des Kriegers, und Lucans kluge graue Augen musterten sie eingehend, als er ihr mit schwieligen Fingern fest die Hand drückte. »Mathias Rowan hat uns die wichtigsten Informationen gegeben, aber Sie werden verstehen, dass wir Fragen an Sie haben, jetzt, wo Sie hier sind.«
»Natürlich«, antwortete sie. »Ich werde helfen, wo ich kann. Ich habe selbst so viele Fragen.«
Er nickte grimmig und ließ ihre Hand los. »Vorerst bleiben Sie hier, unter dem Schutz des Ordens. Das bedeutet, dass Sie dieses Grundstück nicht verlassen und ohne meine ausdrückliche Erlaubnis mit niemandem außerhalb dieser Mauern Kontakt aufnehmen.«
»Okay.« Es klang schon sehr nach Gefangenschaft, aber sie konnte das Angebot nicht ablehnen, wo sie so wenige andere Möglichkeiten hatte. Außerdem hatte sie den ersten Teil ihres Lebens in einer Art Gefängnis zugebracht; jetzt kannte sie wenigstens die Wahrheit. Und sie hatte Chase. Sie spürte ihn in ihrer Nähe, seine Präsenz hinter ihr war warm und tröstlich, obwohl er Anspannung ausstrahlte wie ein Hochofen.
Lucan warf ihm über die Schulter einen abschätzenden Blick zu. »Leider sind die Verhältnisse hier recht beengt, wir haben nur noch ein einziges freies Zimmer – «
»Ich brauche es nicht.« Trotz seines lässigen Schulterzuckens klang Chase düster und abwehrend. »Ihr habt doch sicher schon irgendwo eine abschließbare Zelle für mich vorbereitet.«
»Das hängt von dir ab, Harvard.«
»Und wir können das alles später klären.« Beim Klang der angenehmen Frauenstimme hinter ihnen im Foyer drehten sich alle Köpfe nach ihr um. Tavia sah die Schönheit mit den kastanienbraunen Haaren an, deren gefühlvolle braune Augen nur auf Lucan gerichtet waren. Das war seine Gefährtin; Tavia spürte die knisternde Energie, die das Paar verband. »Du musst Tavia sein«, sagte sie und ging mit einem freundlichen Lächeln auf sie zu. »Ich bin Gabrielle.«
»Hallo.«
Gabrielle ging zu Lucan hinüber und schlang ihre Finger durch seine. »Tess und Dante warten schon mit den anderen drüben in der Kapelle. Kommt ihr?«
Lucan senkte den Kopf und fuhr ihr mit dem Handrücken zart über die Wange. Nur eine einfache Geste, und doch lag dabei so viel Hingabe in seinen Augen, dass es Tavia den Atem nahm. »Alles, was du willst, meine Liebste. Das ist mein Ernst. Wie du gesagt hast, den Rest können wir später klären.«
Sie starrte lange zu ihm auf, eine unausgesprochene Frage hing zwischen ihnen in der Luft. Dann breitete sich auf ihrem Gesicht ein sanftes Lächeln aus, warm und freudig, und nur für ihn allein bestimmt. Als sie sich wortlos umarmten, kam Mira zu Tavia herüber und nahm sie an der Hand. »Komm mit. Du musst das Baby sehen.«
»Das Baby?« Tavia sah sich zu den anderen Frauen nach einer Erklärung um.
»Tess’ und Dantes neugeborenen Sohn, Xander Raphael«, antwortete Renata. »Er ist jetzt eine knappe Woche alt und wird heute Nacht offiziell seinen Paten vorgestellt. Das ist eine Stammestradition.«
»Du kannst gerne dabei sein«, sagte Gabrielle. »Aber du bist sicher sehr erschöpft, also wenn du dich lieber etwas ausruhen möchtest – «
»Aber
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