Erwählte der Ewigkeit (German Edition)
aufgestellt waren – ein unendlicher Ring, der sie in diesem Augenblick verband. Niemand von ihnen trug die bei dieser Zeremonie übliche weiße Kapuzentunika; vermutlich war bei der Evakuierung aus Boston keine Zeit mehr gewesen, alles Nötige mitzunehmen. Aber sie hatten die acht schmalen weißen Seidenbahnen, und als die Kerzen um sie herum entzündet wurden, flochten Dante, Tess, Gideon und Savannah sie zu einer Wiege zusammen, die sie zwischen sich hielten, eine symbolische Verbindung zwischen Eltern und Paten.
Lucan stand vorne in der Mitte und übernahm nüchtern seine Rolle als Zeremonienmeister. »Wer bringt heute Nacht dieses Kind in unsere Mitte?«
»Wir«, antworteten Dante und Tess unisono. »Er ist unser Sohn, Xander Raphael.«
Auf Lucans Nicken trug Gabrielle den nackten Säugling zu seinen Eltern hinüber und legte ihn seiner Mutter in die Arme. Während Dante ein Ende der geflochtenen Wiege und Gideon und Savannah das andere hielten, hob Tess Xander hoch und zeigte ihn der Versammlung.
Chase spürte, wie Tavia neben ihm den Atem anhielt und in ehrfürchtigem Schweigen die Zeremonie beobachtete.
»Dies ist unser Kind«, rezitierten Tess und Dante zusammen. »Mit unserer Liebe haben wir ihn auf die Welt gebracht, mit unserem Blut und unserem Leben nähren und beschützen wir ihn vor allem Unbill. Er ist unsere Freude und unsere Hoffnung, perfekter Ausdruck unseres ewigen Bundes, und es ist uns eine Ehre, ihn euch, unserer Familie, zu präsentieren.«
»Ihr tut uns Ehre an«, kam die rituelle Antwort der versammelten Gemeinde.
Selbst Chase ertappte sich dabei, wie er sie murmelte. Er hatte unzählige solcher Rituale in den Dunklen Häfen mitgemacht, Geburten, Todesfälle und Blutsverbindungen, aber bei den Kriegern waren Zeremonien selten. Und besonders diese – die Präsentation eines Babys im Hauptquartier – war noch nie vorgekommen. Was den Augenblick sogar noch feierlicher machte, als Tess ihr Kind in Lucans Arme legte und dann wieder ihren Platz neben Dante einnahm. Lucans tiefe Stimme dröhnte wie die eines Predigers, als er sich Gideon und Savannah zuwandte. »Wer gelobt, dieses Kind zu beschützen mit Blut und Leben bis zum letzten Atemzug, sollte die Pflicht es erfordern?«
»Wir«, antwortete das Paar gemeinsam, und Chase, der es stumm mitgesprochen hatte, schluckte bitter. Er sah, wie Dantes Blick ihn in der Menge fand, und zwang sich, ihm zuzunicken, zum Zeichen, dass er die Entscheidung ehrlich akzeptierte, die sein Freund im besten Interesse seines Sohnes getroffen hatte.
Wie berechtigt diese Entscheidung gewesen war, erkannte Chase noch deutlicher im nächsten Augenblick, als Lucan Xander in die geflochtene Wiege legte und Gideon zum letzten Schritt des Rituals kam. Er hob das Handgelenk an den Mund und schlug die Fänge hinein, dann drehte er sich um und tat dasselbe mit Savannahs Handgelenk.
Chase hatte gewusst, dass es kam, aber sobald der Geruch von frischem Blut den Raum erfüllte, wurde sein Körper von einem heftigen Zittern erfasst. Er kämpfte dagegen an, aber sein Hunger war gnadenlos. Seine Fänge schossen aus dem Zahnfleisch und füllten seinen Mund aus.
»Chase?«, flüsterte Tavia leise neben ihm. »Bist du okay?« Sie hob die Hand und berührte seine Wange, ihr hübsches Gesicht sah im gelben Lichtschein seiner transformierten Augen besorgt aus.
Vorne in der Kapelle hielten Gideon und Savannah jetzt ihre Handgelenke über Xander, Blutstropfen regneten auf seine nackte Haut hinunter und bekräftigten ihren Schwur, zu seinem Schutz notfalls ihr Leben zu opfern.
Chase konnte nicht bleiben. Nicht, ohne die Kontrolle zu verlieren und die ganze Zeremonie zu ruinieren.
Voller Selbsthass glitt Chase aus der Bank und schlüpfte aus der Kapelle, so leise er nur konnte. Er stolperte den Korridor hinauf zum großen Saal und durch die Glastür auf die Terrasse hinaus. Dann sprang er mit einem mächtigen Satz hinunter und rannte in den tiefen dunklen Wald hinaus.
Bis er die kalte Nachtluft einatmete, war ihm schlecht vor Hunger, sein Atem ging heftig, sein Magen fühlte sich an, als wäre er in Fetzen zerrissen. Er ließ sich im Schnee auf alle viere fallen und atmete keuchend ein und aus.
»Chase?«
Ach verdammt. Tavia. Sie war ihm nach draußen gefolgt. Es brachte ihn um, dass sie ihn so sah, schwach und würgend wie der Junkie, der er war. Er würde sich nie verzeihen, wenn er ihr jetzt etwas antat. »Geh weg von mir, Tavia. Geh einfach … wieder rein.«
»Was
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