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Erwählte der Ewigkeit (German Edition)

Erwählte der Ewigkeit (German Edition)

Titel: Erwählte der Ewigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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fangen unten in Southie an, so treiben wir die Rogues aus beiden Richtungen zusammen und erwischen so viele wie möglich.«
    »Roger«, kam die grimmige Antwort.
    Hinter ihnen drehten die Scheinwerfer des Rovers abrupt ab, als Brock durch den Hindernisparcours von Stau und Verkehrschaos schlängelte und dann das Gaspedal durchdrückte.
    »Alle Mann fertig machen«, sagte Lucan und warf einen ernsten Blick auf die anderen. »Das wird eine lange, blutige Nacht.«

38
    Der Terror dauerte bis zur Morgendämmerung an.
    Tavia hatte kein Auge zugetan. Wahrscheinlich hatte das niemand in der Stadt. Wahrscheinlich hatte niemand im ganzen Land in dieser scheinbar endlosen, hoffnungslosen Nacht voller Schreie und Gewalt auch nur eine Minute Schlaf gefunden.
    Erst als der Tagesanbruch die Rogues in ihre Verstecke trieb, hatten die Angriffe nachgelassen. Seither waren die Schreie der Trauernden, Verzweifelten und Verlorenen zu hören – der Morgen danach in einem Kriegsgebiet, dessen ganzen Schrecken die wenigsten Menschen erfassen konnten.
    Und es war noch nicht vorüber.
    Sobald die Sonne unterging, würde eine erneute Todeswelle kommen. Das wusste Tavia mit einem Grauen, das ihr bis ins Mark ging, als sie die Haustür von Chases Dunklem Hafen öffnete und hinaus ins Tageslicht trat.
    Ihr Plan, Dragos zu finden, hatte sich über Nacht gefestigt. Sie hatte die notwendigen Maßnahmen ergriffen, die Methode ausgeklügelt, wie sie in seine Nähe kam und den Bastard mit etwas Glück töten konnte.
    Als Tavia mit raschen Schritten aus der alten Villa trat und losging, empfing sie ein wahres Armageddon. Überall standen verlassene Autos mit blinkenden Scheinwerfern herum, das Schrillen ihrer Alarmanlagen vermischte sich mit dem melodiösen Klingeln von Tausenden von Handys, die niemand mehr abnahm, zu einer misstönenden Symphonie. Rauch und Asche wirbelten aus den schwelenden Trümmern geplünderter Geschäfte und Wohnhäuser, und auf den schneebedeckten Plätzen und verwaisten Gehsteigen standen riesige Blutpfützen.
    Boston war eine Geisterstadt geworden. Niemand riskierte es, auf die Straße zu gehen, außer Tavia und den Mitarbeitern des Katastrophenschutzes, die mit grimmigen Gesichtern die verwüsteten Straßen patrouillierten, oder den Teams der Gerichtsmediziner, die die zahllosen Leichen zudeckten und abtransportierten.
    Mit gesenktem Kopf eilte Tavia zu ihrem Ziel, ihr tränten die Augen angesichts all der Abscheulichkeit und Zerstörung. Sie ging ans andere Ende der Stadt, zum Polizeirevier von Suffolk County, demselben, wo sie erst vor einer Woche gewesen war. Es kam ihr vor, als wäre ein Jahrzehnt vergangen, seit man sie dorthinbestellt hatte, um den namenlosen Schützen von Senator Clarences Weihnachtsfeier zu identifizieren.
    Ihre Welt hätte sich nicht grundlegender ändern können, als sie es in den paar Tagen danach getan hatte. Die Realität war auf den Kopf gestellt, und jetzt war der angebliche Wahnsinnige der Mann, den sie so liebte wie niemanden sonst. Ohne den sie nicht mehr leben wollte. Und sie war fest entschlossen, wieder mit ihm zusammenzukommen, sobald sie ihren Teil beigetragen hatte, ihren gemeinsamen Feind zu vernichten.
    »Miss Fairchild – Tavia?« Über den Lärm in dem geschäftigen Revier hinweg hörte sie Detective Averys Stimme, kurz nachdem sie eingetreten war. Sie blickte auf und sah, wie der ältere Polizist auf sie zueilte, sein Gesicht sah verhärmt und abgespannt aus. Mit offener Besorgnis musterte er sie von Kopf bis Fuß. »Mein Gott, fehlt Ihnen auch nichts?«
    Sie war in Ordnung, aber die Schürfwunden und Prellungen auf ihrem Gesicht und Körper vermittelten ein anderes Bild, genau wie beabsichtigt. Außer diesen Verletzungen, die sie sich selbst zugefügt hatte, waren ihre Jeans und der schwarze Pulli mit den langen Ärmeln zerrissen, ihre verdreckten Halbschuhe blutgetränkt, Letzteres Ergebnis ihres Fußmarschs ins Revier.
    »Kommen Sie mit. Ich finde jemanden, der Sie verarztet«, sagte der freundliche Detective, der ihr Schweigen offenbar als Schock interpretierte. Er führte sie durch das Gebäude, durch die Gruppen nervöser Polizeibeamten, die in kollektiver Benommenheit im Gebäude ankamen oder es verließen.
    »Wenigstens sind Sie am Leben, Gott sei gedankt«, redete er weiter und führte sie zu einem leeren Stuhl in einem unbesetzten Büro. Mit zitternden Händen nahm er den Hörer des schwarzen Telefons auf dem Tisch ab und wählte eine Nummer. Dann knallte er fluchend

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