Erwählte der Ewigkeit (German Edition)
gewesen. Es war gut, beim langen Warten auf Neuigkeiten etwas zu tun zu haben.
Jenna rieb sich den Nacken mit der Glyphe , er schmerzte von zu vielen Stunden ohne Schlaf und zu vielen Sorgen um Brock und die anderen Krieger. Sorgen um die ganze Welt. Im Licht der Geschehnisse der letzten vierundzwanzig Stunden schien nichts anderes mehr wichtig. Wenigstens waren alle, die ihr wichtig waren, in Sicherheit. »Lucan und Mathias Rowan haben zwei Agenten nach Newport runtergeschickt, um den Dunklen Hafen zu bewachen, solange Reichen in Europa ist. Claire sagt, sie ist in guten Händen.«
Gideon nickte. »Freut mich zu hören. Konnte sie noch einige Nachforschungen darüber anstellen, wie genau ihre Eltern umgekommen sind, bevor gestern Abend die Hölle ausgebrochen ist?«
»Ja«, antwortete Jenna. »Darum hat sie eigentlich angerufen. Claire hat die Hilfsorganisation kontaktiert, für die ihre Mom in den Fünfzigern gearbeitet hat, und sie haben ihre Aufzeichnungen über den Rebellenangriff auf das Dorf durchgesehen. Wie sich herausstellte, wurden an diesem Tag mehrere Menschen getötet, drei Mitarbeiter der Hilfsorganisation und vier Dorfbewohner.«
»Claires Vater war einer von ihnen?« Als sie mit den Schultern zuckte, legte Gideon den zerbrochenen schwarzen Polymerring hin, an dem er gearbeitet hatte, und sah sie mit gerunzelten Brauen über den Rand seiner kleinen blau getönten Sonnenbrille an, die ihm kühn auf der Nasenspitze saß. »Claires Vater ist nicht unter den Opfern?«
»Niemand scheint es sicher zu wissen. Laut Augenzeugenberichten von Dorfbewohnern wurde er mehrfach angeschossen. Tödlich verletzt, genauso wie Claires Mutter und die anderen.«
»Aber?«, drängte Gideon, jetzt mit finsterem Gesicht.
»Aber es existieren keine Aufzeichnungen darüber, dass seine Leiche geborgen wurde.«
»Ich werd verrückt.«
»Kannst du laut sagen.« Jenna schüttelte den Kopf, immer noch etwas benommen von dem Gedanken. »Er wurde für tot erklärt wie die anderen Opfer und hörte von diesem Tag an einfach auf zu existieren. Soweit wir wissen, könnte er einfach aufgestanden und weggegangen sein.«
»Nicht, wenn er ein Normalsterblicher war«, antwortete Gideon. Sein Blick war ernst und verriet, dass jeder Zweifel ausgeschlossen war.
»Genau.« Claires Neuigkeiten hatten Jennas Gewissheit nur verstärkt, dass sie auf der richtigen Spur war. Wenn Dylan nicht so hartnäckig darauf bestanden hätte, dass ihr Vater nur ein normalsterbliches Durchschnittsarschloch gewesen war, hätten sich alle Fragezeichen zu Jennas Theorie aufgelöst.
»Jen?« Als hätte der Gedanke sie herbeigezaubert, stand Dylan in der offenen Tür des Techniklabors. Sie war bleich vor Schreck. In der Hand hielt sie ein vergilbtes Stück Papier.
»Hallo«, sagte Jenna, stand auf und ging ihr entgegen. Dylan sah so fassungslos aus, dass Jenna sie fest in den Arm nahm. »Was ist los? Ist was passiert?«
Die Augen der Stammesgefährtin wirkten verloren. »Bei allem, was gerade los ist, hatte ich heute irgendwie Heimweh. Meine Mom hat mir gefehlt. Als sie letztes Jahr gestorben ist, habe ich eine kleine Schachtel mit Andenken aus ihrer Wohnung mitgenommen. Ich hatte sie noch nicht ganz durchgesehen, wusste nur, dass ein paar Briefe und Postkarten von ihren Reisen drin waren. Nur Kleinigkeiten eben. Sie war sentimental, hatte das größte Herz der Welt.«
Jenna führte Dylan in den Raum und zu dem leeren Bürostuhl. »Erzähl mir, was los ist.«
»Ich habe gerade alles in der Schachtel durchgesehen. Ganz unten habe ich einen zugeklebten Umschlag gefunden. Das hier war drin.« Sie legte das Papier auf den Tisch. In der rechten oberen Ecke stand etwas in einer schwungvollen, ausgreifenden Handschrift: Zael. Mykonos, ’75. Dylan starrte vielsagend zu Jenna hoch. »Ich bin im Jahr darauf geboren.« Keine Frage, worauf sie anspielte.
»Aber ich dachte, deine Mom und dein Dad waren schon verheiratet. Du hast zwei ältere Brüder.«
Dylan nickte. »Und 1975 hat meine Mom sie ein paar Monate verlassen. Sie ging ganz allein nach Griechenland, ließ einfach alles stehen und liegen und verschwand. Vor ein paar Jahren hat sie mir erzählt, dass sie sich von meinem Dad scheiden lassen wollte, aber er hat sie angefleht, zu ihm zurückzukommen. Aber von dem hier hat sie mir nie erzählt. Von ihm .«
Dylan drehte das Papier um. Es war ein aus der Nähe aufgenommenes Foto eines unglaublich schönen Mannes mit nacktem Oberkörper und goldbrauner Haut, der
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