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Erwählte der Ewigkeit (German Edition)

Erwählte der Ewigkeit (German Edition)

Titel: Erwählte der Ewigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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schlüpfte aus dem Raum, seine nackten Füße machten kein Geräusch auf dem Korridor.
    Sie sahen ihn nicht.
    Menschenaugen konnten ihn nicht wahrnehmen, als er mit übernatürlicher Geschwindigkeit den langen Korridor hinunterraste, so geräuschlos und verstohlen wie ein Geist.
    Sobald er draußen auf der Straße war, machte Chase sich auf den Weg zu seinem Ziel. Für die paar Menschen, die ihm entgegenkamen, war er nur ein kalter Windstoß im mitternächtlichen Schneegestöber, das aus dem dunklen Himmel fiel. Er wusste genau, wohin er jetzt gehen würde. Von seinen Raubtierinstinkten geleitet machte er sich auf zu einem bestimmten Anwesen im Viertel North Shore, so schnell und unaufhaltsam wie der Tod.

6
    In seinem Posteingang waren seit dem Nachmittag fünfhundertzweiunddreißig E-Mails – einschließlich der von Tavia Fairchild mit seiner Rede für die Wohltätigkeitsveranstaltung am Morgen.
    Ganz die effiziente Assistentin, hatte sie sich die Mühe gemacht, eine separate Datei mit Anekdoten über einige der Leute beizufügen, die das Wohltätigkeitsfrühstück besuchen würden. Eine Art sozialer Spickzettel, der ihm helfen sollte, seinem Ruf einer beeindruckenden Persönlichkeit, die einen unangestrengten Charme besaß, gerecht zu werden. Er warf kaum einen Blick auf das Dokument, fand es schwer, sich für die aktuellen Wohltätigkeitsprojekte diverser Society-Matronen aus Back Bay oder den Tabellenplatz des Hochschulteams jedes einzelnen schwerreichen Konzernmanagers auf der Gästeliste zu interessieren.
    Im Lichtkegel seiner Schreibtischlampe schlug er seinen Kalender auf und warf einen desinteressierten Blick auf die unendlichen Besprechungen und Ausschusssitzungen, öffentlichen Auftritte und sozialen Verpflichtungen, die die Seiten füllten.
    All das bedeutete ihm jetzt nichts mehr.
    Hatte es ihm je etwas bedeutet? Er war sich nicht sicher. Das alles war ihm plötzlich fremd geworden. Selbst der Anblick seines eigenen Namens, seines eigenen Selbst.
    Oh, er hatte immer noch einen Job zu erledigen. Es war von allerhöchster Wichtigkeit, dass er auf seiner Karriereleiter weiter aufstieg. Aber all seine alten Träume und Sehnsüchte – der persönliche Ehrgeiz, der früher jeden seiner sorgsam geplanten Schritte gelenkt hatte – bedeuteten ihm jetzt nichts mehr.
    Sein Leben hatte ein neues Ziel bekommen.
    Drake Masters – Dragos, die einzige Sache, der er noch diente – hatte ihm seine wahre Bestimmung gezeigt.
    Bei ihrem letzten Treffen hatte er ihm das klargemacht. War das erst gestern Abend gewesen? Er konnte sich nicht genau daran erinnern, wie lange es gedauert hatte. Die Zeit, so wie alles andere auch, hatte für die leere Hülle dessen, der er einst gewesen war, irgendwie aufgehört zu existieren.
    Für ihn fühlte es sich an, als hätte er schon immer seinem Meister gehört. Es gab nichts vor ihm und nichts nach ihm. Nichts außer seinem einzigen Daseinszweck, ihm zu dienen und ihn zu beschützen.
    Weshalb er nach seiner Rückkehr in sein Anwesen in North Shore auch als Erstes seinen Meister kontaktiert und ihn darüber informiert hatte, was auf dem Polizeirevier mit dem festgenommenen Stammesvampir geschehen war.
    Er hatte seinem Meister auch von Tavia Fairchild und ihren Fragen erzählt – ihrem ahnungslosen Verdacht. Er hatte gehofft, sein Meister wäre nicht verärgert, dass er die Frau hatte gehen lassen, und er bekam auch wirklich keine Rüge. Tatsächlich hatte sein Meister über seinem Bericht fast amüsiert gewirkt.
    »Die Frau überlasse nur mir«, hatte er ihn angewiesen. »Um die neugierige Tavia Fairchild werde ich mich persönlich kümmern. Du hast deine Befehle, Lakai. Sorge dafür, dass du sie unverzüglich ausführst.«
    Und das hatte er getan.
    Das private Publikum für morgen Abend war schon bestellt, ein persönlicher Gefallen, um den er einen alten Freund gebeten hatte, der zu einem der höchsten Ämter der Nation aufgestiegen war. Sein Meister würde mit ihm zufrieden sein. Und morgen um diese Zeit würde er seine Operation durch einen weiteren loyalen Diener verstärkt haben.
    Der Lakai lächelte, in der Gewissheit, das Wohlwollen seines Meisters gewonnen zu haben.
    Er fuhr seinen Computer herunter und wollte gerade aufstehen und schlafen gehen, als er draußen im Gang vor seinem Arbeitszimmer ein gedämpftes Geräusch hörte. Er stand auf, ging zu der geschlossenen Tür, öffnete sie und spähte vorsichtig hinaus.
    Einer seiner Sicherheitsleute lag reglos auf dem Läufer

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