Erwählte der Ewigkeit (German Edition)
liegen. Sie schlüpfte unter die Decke und wartete, dass die starken Medikamente jeden Gedanken an den Mann auslöschten, der in ihre Träume eingebrochen war – ganz der gefährliche Kriminelle, der er war.
7
Im privaten Nachtclub der Agentur in Chinatown sah es aus wie in einem Kriegsgebiet. Mathias Rowan, derzeit der regionale Direktor der Agentur, gab sich alle Mühe, das stumpfe Pulsieren seiner hervortretenden Fänge zu ignorieren, als er durch den Raum ging, um sich ein Bild vom ganzen Ausmaß des Gemetzels zu machen. Der Club schwamm geradezu in Blut, es war auf Boden und Wänden, Stühlen und Tischen, oben auf der Bühne und sogar an der verdammten Decke.
»Ich weiß, es ist höllisch spät, um Sie hier herauszurufen, Direktor Rowan, aber ich dachte, das müssen Sie sich selbst ansehen«, sagte der Agent neben ihm.
So kurz vor dem Morgengrauen war das eigentlich keine Zeit für die Angehörigen des Stammes, ihre Dunklen Häfen zu verlassen. Aber so etwas konnte wirklich nicht warten. Diese rücksichtslose, unsagbar grausame Anarchie gefährdete ihre ganze Spezies.
»Ich habe Sie angerufen, sobald mein Team und ich hier ankamen und die Situation entdeckten, Sir.« Die polierten Schuhe des Agenten knirschten in Glasscherben und verstreuten Trümmern, als er zu Rowan herüberkam und neben ihm in dem totenstillen, leichenübersäten Etablissement stehen blieb. »Die Menschen waren alle tot und der Club bereits verlassen, als wir ankamen. Dem Anblick und Geruch nach zu urteilen muss es schon vor einigen Stunden geschehen sein.«
Rowan ließ den Blick über die Relikte der Gewaltorgie gleiten, die vor einigen Stunden hier getobt hatte. Dass Stammesvampire die Täter waren, stand außer Frage, aber noch nie in seinem über hundertjährigen Leben hatte er eine solch brutale Missachtung von Menschenleben gesehen. Und die Tatsache, dass das Blutbad mit großer Sicherheit von seinen eigenen Agenturkollegen begangen worden war, erschütterte ihn bis ins Mark.
»Und niemand hat sich als Augenzeuge gemeldet?«, vergewisserte er sich. »Was ist mit Taggart, steht der nicht meistens an der Tür? Er muss doch etwas gesehen haben. Oder was ist mit dem anderen Dutzend Agenten, die hier Stammgäste sind?«
»Ich weiß nicht, Sir.«
Wütend wirbelte Rowan zu dem Agenten herum. »Sie wissen nicht, ob sie heute Nacht hier waren, oder Sie wissen nicht, ob sie das Massaker an diesen Menschen mitten in der Bostoner Innenstadt zu verantworten haben?«
»Äh, weder noch, Sir.« Der Agent erbleichte ein wenig unter dem wütenden Blick seines Vorgesetzten. »Ich war mir nicht sicher, wo ich bei einer solchen Situation anfangen soll. Als Erstes habe ich Sie angerufen.«
Rowan stieß einen frustrierten Seufzer aus. Der Agent war jung und neu auf seinem Posten. Frisch von den einfachen Rekruten befördert, hatte er Angst, seine Kompetenzen zu überschreiten oder einen Fehler zu machen. Und er war der Gerechtigkeit verpflichtet, was in der Agentur heutzutage selten war, wie Rowan zugeben musste.
Er fragte sich, wie lange der Junge im Dienst so unverdorben bleiben würde.
»Es ist in Ordnung, Ethan.« Er gab dem Jungen einen leichten Klaps auf die Schulter. »Sie haben richtig gehandelt. Rufen wir Ihr Team herein und räumen wir die Sauerei hier auf.«
Der Agent nickte knapp. »Jawohl, Sir.«
Als er hinausging, um die anderen zu holen, warf Mathias Rowan einen weiteren langen Blick auf das Blutvergießen und die Leichen, die ihn umgaben. Es war unsagbar abscheulich, was hier geschehen war, absolut unentschuldbar. Und er konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass das Gemetzel die Handschrift eines Schurken trug, den er inzwischen nur allzu gut kannte.
Dragos.
In den Monaten, die Rowan der heimliche Verbündete des Ordens war, hatte er aus erster Hand erfahren, wozu Dragos fähig war – von der Entführung und Misshandlung Dutzender unschuldiger Stammesgefährtinnen bis zum Angriff auf den Dunklen Hafen in Boston neulich, bei dem fast alle Mitglieder einer prominenten Stammesfamilie umgekommen waren.
Und dann war es keine vierundzwanzig Stunden her, dass die menschlichen Behörden in das geheime Hauptquartier des Ordens eingedrungen waren.
Noch mehr Chaos und Verwüstung, die auf Dragos’ Konto gingen.
Und jetzt das.
Rowan war sicher, dass Dragos zu verantworten hatte, was heute Nacht hier geschehen war. Denn konnte es für ihn einen günstigeren Zeitpunkt geben, um sich hervorzuwagen und sich zu amüsieren als jetzt,
Weitere Kostenlose Bücher