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Erwählte der Ewigkeit (German Edition)

Erwählte der Ewigkeit (German Edition)

Titel: Erwählte der Ewigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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Farbe, an die sie gewöhnt war, sondern in diesen bunten, changierenden Farben, die jeder Logik trotzten und allem, was sie je über sich zu wissen geglaubt hatte. Das waren keine Narben. Das konnten keine sein. Nichts an ihnen – nichts an ihrem Körper und an dieser neuen Kraft, die ihn durchströmte, war normal.
    Das wusste sie jetzt.
    Sie war nicht normal.
    Ihr entfuhr ein unglückliches Stöhnen, als sie den scharfen Druck ihrer Zähne an ihrer Zunge spürte. Nein, berichtigte sie sich. Nicht ihrer Zähne – ihrer Fänge.
    »Oh Gott.« Sie sah hinunter auf das Blut, das auf ihrer Brust und ihrem Bauch verschmiert war. Sein Blut, dunkel und klebrig, und es war dort, weil sie ihn gebissen hatte.
    Auch zwischen ihren Beinen war Blut, aber die schwachen rosafarbenen Flecken auf ihren Oberschenkeln stammten nicht von ihm. Tavia stöhnte und spürte, wie ein Anflug von Panik ihr die Kehle aufstieg, als ihr die ganze Tragweite dessen aufging, was sie hier getan hatte – die ganze verblüffende Realität dessen, was in den letzten paar Tagen mit ihr passiert war.
    Der Sex war nicht das Schlimmste. Gott, auch nicht annähernd. Sie würde wahrscheinlich den Rest ihres Lebens damit verbringen, sich selbst einzureden, dass es das Dümmste war, was sie je getan hatte – oder noch besser, dass es nie passiert war. Aber jetzt, wo all ihre Nervenenden knisterten und ihr Körper sich so angenehm schwerelos fühlte, konnte sie nicht leugnen, dass der Sex absolut unglaublich gewesen war.
    Und ungeschützt.
    Oh Gott.
    »Bescheuert, bescheuert, bescheuert«, tadelte sie sich leise, als sie rasch aufstand, immer mit Blick auf die geschlossene Badezimmertür, während sie in ihre Hosen fuhr und den BH und das Kapuzenoberteil mit Reißverschluss anzog.
    Nein, viel beunruhigender als ihre Jungfräulichkeit so schamlos wegzuwerfen war es, einen Fremden in den Hals zu beißen, in einer Art Fieberwahn, in dem sie gedacht hatte, sie wären beide … Himmel, das Wort wollte sie nicht einmal denken , so lächerlich kam es ihr vor.
    Doch es war nicht zum Lachen.
    Sie schob den Ärmel hoch und starrte die Narben an, die keine waren und die immer noch farbig pulsierten, vor ihren Augen von dunklem Violett und Weinrot zu einem tiefen Bronzeton changierten. In ihrem Mund waren die scharfen Spitzen ihrer Eckzähne immer noch verlängert, wenn auch nicht mehr die Raubtierfänge, die sie vorher gewesen waren. Ihre Augen waren immer noch bernsteingelb, aber auch das nahm allmählich wieder ab.
    Nein, dachte sie, erschrocken und bestürzt. Gar nicht zum Lachen.
    Ihr Körper wusste das, selbst wenn Logik und Verstand sich weigerten, es zu akzeptieren.
    Sie versuchte, das alles abzutun, aber trotzdem konnte sie das Gefühl nicht abschütteln, dass sie sich in ihrem ganzen Leben nie wacher und präsenter gefühlt hatte. Endlich fühlte ihr Körper sich so an, als gehörte er ganz ihr. Als hätte sich ein Vorhang von ihrem Bewusstsein gehoben, fühlte sie sich zum allerersten Mal wirklich lebendig.
    »Nein«, stöhnte sie leise und versuchte, diese verblüffende Erkenntnis wegzudrücken.
    Nichts von alldem konnte wahr sein. Vor wenigen Stunden war sie noch schwer krank gewesen. Vielleicht war das alles eine extreme Halluzination. Schließlich hatte Dr. Lewis sie immer wieder davor gewarnt, dass schon eine einzige Unterbrechung ihrer medikamentösen Behandlung zu unvorhersagbaren, aber sehr ernsthaften Komplikationen führen konnte.
    Vielleicht war es ja das. Vielleicht war das alles gar nicht real. Vielleicht hatten ihr Körper und ihr Verstand sich gegen sie verschworen, sobald sie ihre erste Tablettendosis nicht hatte einnehmen können. Vielleicht lag sie tatsächlich im Sterben, wie sie befürchtet hatte, vielleicht schon von dem Augenblick an, als er sie nach der Entführung aus dem Hotel hier in diesem Zimmer eingeschlossen hatte. Alles besser als die beunruhigende Alternative.
    Ihr Verstand und ihr Körper durchlebten im Todeskampf eine schreckliche Halluzination, angefangen mit dem Albtraum, aus dem sie in ihrem Schlafzimmer aufgewacht war, mit Visionen von Blut und Sex und einem Mann, der gar keiner war.
    An diese rationale Erklärung klammerte sie sich verzweifelt, als sie den Schuhkarton neben dem Bett öffnete.
    Nicht real, sagte sie zu sich selbst und zerriss das dünne Seidenpapier, um die brandneuen Nikes aus der Schachtel zu holen. Nicht real. Nur ein unheimlich taktiler, detaillierter Streich, den ihr sterbender Verstand ihr spielte,

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