Erwählte der Ewigkeit (German Edition)
Schloss und Riegel saß, wo er hingehörte.
Tavia ging näher auf das Sichtfenster zu und tippte prüfend mit dem Fingernagel dagegen. »Die muss ziemlich dick sein.«
»Ist sie. Sechs Millimeter dickes Sicherheitsglas.« Avery kam zu ihr herüber und nahm einen Schluck Wasser. »Es ist ein Einwegspiegel. Wir können die auf der anderen Seite sehen, aber die uns nicht, für sie ist es ein Spiegel. Dasselbe gilt für den Ton. Unser Raum hier ist schalldicht, aber wir bekommen den Ton von der anderen Seite über Lautsprecher. Wenn also gleich die bösen Jungs da drüben an der Wand stehen, brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, dass sie Sie identifizieren oder sie hören können, was Sie sagen.«
»Ich mache mir keine Sorgen.« Tavia spürte nichts als Entschlossenheit, als sie dem Mann über dem Rand seines Papierbechers in die Augen sah. Dann sah sie sich zu den anderen Beamten und Agenten um. »Könnten wir dann anfangen? Ich wäre so weit.«
»Okay. Gleich werden zwei Beamte eine Gruppe von vier oder fünf Männern nach drüben bringen. Sehen Sie sich die gut an und sagen Sie mir, ob einer von ihnen der Mann sein könnte, den Sie auf der Weihnachtsfeier des Senators gesehen haben.« Der Detective lachte leise und zwinkerte seinen Kollegen zu. »Nach der detaillierten Personenbeschreibung, die Sie uns nach dem Anschlag gegeben haben, dürfte das ein Kinderspiel für Sie sein.«
»Ich tue mein Bestes«, antwortete sie.
Er trank seinen Becher aus und zerdrückte ihn in der Faust. »Normalerweise geben wir keine Informationen über unsere Ermittlungen weiter, aber da der Kerl alles gestanden und sein Recht auf einen Anwalt abgelehnt hat, handelt es sich bei dieser Gegenüberstellung um eine reine Formalität.«
»Er hat gestanden?«
Avery nickte. »Er weiß, dass wir ihn wegen widerrechtlichen Betretens eines Grundstücks und versuchten Mordes drankriegen. Da kann er sich nicht rausreden, das Phantombild nach Ihren Angaben ist absolut eindeutig, und von seiner Flucht hat er noch frische Schussverletzungen.«
»Und das Bombenattentat heute?«, drängte Tavia und sah sich zu den Agenten der Bundespolizei um. »Er hat zugegeben, auch dafür verantwortlich zu sein?«
Einer der FBI -Agenten nickte zustimmend. »Hat nicht einmal versucht, es zu leugnen. Sagt, er hätte das ganze Ding inszeniert.«
»Aber ich dachte, daran waren noch andere beteiligt. Die Verfolgungsjagd mit der Polizei lief den ganzen Tag auf allen Kanälen. Ich habe gehört, alle drei Attentäter wurden auf einem privaten Anwesen von der Polizei erschossen.«
»Das ist korrekt«, bemerkte Avery. »Er hat ausgesagt, die drei Extremisten aus Maine für die praktische Ausführung des Bombenanschlags auf das UN -Gebäude rekrutiert zu haben. Die Hellsten hat er offenbar nicht erwischt, sie haben uns ja direkt zu ihm geführt. Aber er hat keine Gegenwehr geleistet, kam unbewaffnet aus dem Haus und hat sich der Polizei ergeben, sobald sie auf dem Grundstück eintraf.«
»Sie meinen also, er wohnt dort?«, fragte Tavia. Sie hatte Bilder von dem Anwesen mit seinem ausgedehnten Grundstück in den Nachrichten gesehen. Es war fast ein Palast. Der helle dreistöckige Kalksteinbau mit seinen hoch aufragenden Mauern, schwarz lackierten Türen und hohen Spitzbogenfenstern schien eher zum alten Geldadel Neuenglands zu passen als zu einem gewalttätigen Wahnsinnigen mit terroristischen Neigungen.
»Wir konnten den Eigentümer der Immobilie noch nicht ermitteln«, sagte der Detective zu ihr. »Das Anwesen wird seit über hundert Jahren treuhänderisch verwaltet; um an den Grundbucheintrag zu kommen, haben wir mit mindestens zehn Anwaltsfirmen zu tun. Unser Täter behauptet, er wohnt dort seit ein paar Monaten zur Miete, weiß aber nichts über den Eigentümer. Er sagt, es wäre möbliert vermietet worden, ohne Vertrag, und er zahlt die Miete in bar an eine der renommiertesten Anwaltskanzleien in der City.«
»Hat er gesagt, warum er das alles getan hat?«, fragte Tavia. »Wenn er den Anschlag auf den Senator und den Bombenanschlag gestanden hat, hat er Ihnen auch eine Begründung angegeben?«
Detective Avery zuckte mit den Schultern. »Warum tun Verrückte so etwas? Er hatte keine konkrete Begründung dafür. Tatsächlich ist dieser Typ uns fast genauso ein Rätsel wie das Haus, in dem er wohnt.«
»Inwiefern?«
»Wir wissen nicht einmal seinen richtigen Namen. Zu dem, den er uns angegeben hat, existiert keine Sozialversicherungsnummer, auch keine
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