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Erwählte der Ewigkeit (German Edition)

Erwählte der Ewigkeit (German Edition)

Titel: Erwählte der Ewigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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nachweisbaren Beschäftigungsverhältnisse. Kein Führerschein, keine Wagenzulassung, keine Kreditkarten, kein Wählerausweis, gar nichts. Als wäre der Typ ein Geist. Alles, was wir finden konnten, war eine Spende an eine Ehemaligenorganisation der Harvard-Universität unter seinem Namen. Und damit endet die Spur.«
    »Nun, das ist immerhin ein Anfang«, antwortete Tavia.
    Der Detective stieß ein grunzendes Lachen aus. »Wäre es wohl, wenn diese Information nicht aus den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts wäre. Das ist nicht unser Mann. Beim Schätzen liege ich oft daneben, aber der ist garantiert noch keine neunzig Jahre alt.«
    »Nein«, murmelte Tavia und dachte an Senator Clarences Weihnachtsparty zurück, an den Mann, den sie dabei beobachtet hatte, wie er aus der Galerie im ersten Stock des Hauses geschossen hatte. Sie hätte ihn etwa gleich alt geschätzt wie sie, maximal Mitte dreißig. »Vielleicht ein Verwandter von ihm?«
    »Vielleicht«, sagte der Detective. Er sah auf, als sich die Tür des anderen Raums öffnete und ein uniformierter Beamter eintrat, der die Verdächtigen anführte. »Okay, es geht los, Tavia. Showtime.«
    Sie nickte und trat unwillkürlich einen Schritt von der Scheibe zurück, als der erste Tatverdächtige den Gegenüberstellungsraum betrat.
    Er war es – den sie hier auf dem Revier identifizieren sollte.
    Sie erkannte ihn sofort, die wie gemeißelt wirkenden Wangenknochen, den angespannten Kiefer und das unversöhnlich gereckte, eckige Kinn. Sein kurzes goldbraunes Haar hing ihm zerzaust in die Stirn, aber nicht tief genug, um seine durchdringenden stahlblauen Augen zu verbergen. Und er war riesig – genauso groß und muskulös wie in ihrer Erinnerung. Unter den kurzen Ärmeln seines weißen T-Shirts wölbten sich seine Bizepsmuskeln, weite, fleckige graue Trainingshosen hingen ihm von den schmalen Hüften und ließen mächtige Oberschenkelmuskeln erahnen.
    Wie ein Raubtier kam er in den Raum, und der Trotz, die ungerührte Arroganz, die er ausstrahlte, ließen die Tatsache, dass er ein Häftling mit auf den Rücken gefesselten Händen war, bedeutungslos wirken. Er kam als Erster in den Raum, mit langen Gliedern und einem geschmeidigen Gang, der definitiv etwas Animalisches an sich hatte. Ihr fiel auf, dass er leicht hinkte. Auf seinem rechten Oberschenkel war ein Blutfleck, ein dunkelroter Klecks sickerte in den helleren Stoff seiner Trainingshose. Tavia beobachtete, wie er bei jedem seiner langen Schritte ein wenig größer wurde, als er zum Ende des Gegenüberstellungsraumes durchging.
    Sie fröstelte ein wenig in ihrem warmen Wintermantel, und ihr wurde leicht übel. Gott, den Anblick von Blut hatte sie noch nie ertragen können.
    Über die Lautsprecher wies einer der Polizeibeamten den Mann an, auf Position vier stehen zu bleiben und sich mit dem Gesicht zum Fenster zu stellen. Er tat es, und als er so dastand, sah er ihr in die Augen. Und zwar direkt.
    Erschrecken durchzuckte sie. »Sind Sie sicher, dass sie mich nicht – «
    »Ich verspreche Ihnen, Sie sind hier absolut sicher«, versicherte ihr Avery.
    Und doch blieben diese sengenden blauen Augen unablässig auf sie gerichtet, sogar nachdem auch der letzte der drei anderen Männer in den Raum geführt worden war und angewiesen wurde, sich mit dem Gesicht zur Scheibe aufzustellen. Diese anderen Männer standen zusammengesunken da und sahen zu Boden oder sie bewegten sich nervös und ihre Blicke irrten ziellos herum, ohne in der riesigen verspiegelten Scheibe etwas anderes zu sehen als ihr eigenes Spiegelbild.
    »Sind Sie so weit?«, drängte der Detective neben ihr.
    Sie nickte, ließ ihre Augen über die Reihe der übrigen drei Männer wandern, obwohl es gar nicht mehr nötig war. Die anderen sahen ihm überhaupt nicht ähnlich. Sie waren eine wilde Mischung, unterschiedlich gebaut, unterschiedlich groß und auch unterschiedlich alt. Einer war strichdünn, sein strähniges braunes Haar hing ihm schlaff auf die Schultern. Ein anderer war gebaut wie ein Ochse, mit breiten Schultern und einem riesigen Bauch. Er hatte dicke, dunkle Locken, ein bösartiges Gesicht und wütende kleine Augen über seiner roten, geschwollenen Hakennase. Der Dritte war ein unförmiger Mann mit Halbglatze, wohl um die fünfzig, der unter dem hellen Schein des Deckenstrahlers heftig schwitzte.
    Und dann war da er … dieser intensive, fast grausam gut aussehende Attentäter, der sie nach wie vor nicht aus den Augen ließ. Tavia war sonst

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