Erwählte der Ewigkeit (German Edition)
Wahl.
Als er gerade zu seinem Sprint in die Freiheit ansetzen wollte, öffnete sich eine Stahltür am anderen Ende des Korridors. Kalte Nachtluft drang herein, und feiner Dezemberschnee umtanzte die große, schlanke Gestalt einer jungen Frau. Sie war in einen langen Wollmantel mit Kapuze eingehüllt. Welliges, kastanienbraunes Haar klebte an ihren von der Kälte geröteten Wangen und hing ihr in die ruhigen, intelligenten Augen.
Chase erstarrte. Er sah zu, wie sie sich den frischen Schnee von den glänzenden Lederstiefeln stampfte und sich zu einem der Polizeibeamten umdrehte, der sie ins Revier begleitete.
Wow, dachte Chase. Das war die Zeugin von der Weihnachtsfeier des Senators.
Der Cop, der sie hineinbegleitete, registrierte Chases Blick, und sein Gesicht wurde hart. Er warf den beiden Beamten, die die Delinquenten zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt durchs Revier führten, einen finsteren Blick zu und führte Senator Clarences attraktive Assistentin in einen Raum neben dem Korridor und außer Sichtweite.
»Weitergehen«, sagte der Cop, der das Schlusslicht der Gruppe bildete.
Wenn Chase an den Senator herankommen wollte, standen die Chancen offenbar gut, dass Bobby Clarence heute Abend auf der Wache sein würde, zusammen mit seiner hübschen Assistentin.
Neugierig genug, um das herauszufinden, verwarf Chase seine Fluchtpläne. Stattdessen verfiel er mit den anderen in Gleichschritt und ließ sich von den Cops weiter den Korridor hinunterführen, auf den Raum zu, in dem seine Augenzeugin verschwunden war.
3
»Bitte treten Sie ein, Ms Fairchild. Das dürfte nicht lange dauern.« Der Detective, der sie im Revier empfangen hatte, öffnete die Tür zu dem Raum für die Gegenüberstellung der Zeugen und ließ ihr den Vortritt. Drinnen warteten bereits mehrere grimmig blickende Männer in dunklen Anzügen und ein paar uniformierte Polizeibeamte auf sie.
Tavia erkannte die FBI -Agenten, die man ihr in den Stunden nach der Schießerei auf der Weihnachtsfeier des Senators vorgestellt hatte. Sie nickte der Gruppe grüßend zu und trat in den Raum ein.
Es war dunkel wie in einem Kino, die einzige Lichtquelle war die große Glasscheibe mit Blick in den leeren Gegenüberstellungsraum auf der anderen Seite. Neonröhren an der Decke tauchten den Raum in einen grellen weißen Schein, was ihn nicht gerade einladender machte. Über die Rückwand zog sich in zwei Metern Höhe eine Markierungslinie, darüber in regelmäßigen Abständen die Zahlen eins bis fünf.
Der Detective zeigte auf einen von mehreren vinylgepolsterten Stühlen vor dem großen Sichtfenster. »Wir fangen gleich an, Ms Fairchild. Bitte nehmen Sie Platz.«
»Danke, ich stehe lieber«, antwortete sie. »Und bitte, Detective Avery, nennen Sie mich Tavia.«
Er nickte, dann stapfte er in die hintere Ecke hinüber, wo ein Wasserspender und eine Kaffeemaschine standen. »Ich würde Ihnen ja Kaffee anbieten, aber der ist sogar grässlich, wenn er frisch ist, und so spät am Tag ist er schlimmer als Rohöl.« Er stellte einen Papierbecher unter den Wasserspender und zog am Hebel. In dem durchsichtigen Behälter sprudelten einige große Blasen, als der Becher sich füllte. »Spezialität des Hauses«, sagte er, drehte sich zu ihr um und hielt ihr den Becher hin. »Möchten Sie?«
»Nein danke.« Obwohl sie seine Bemühungen, eine entspannte Atmosphäre für sie zu schaffen, zu schätzen wusste, hatte sie kein Interesse an höflichem Geplänkel oder weiteren Verzögerungen. Sie hatte hier einen Job zu erledigen – und einen Laptop voller Termine, Excel-Tabellen und Präsentationen, die sie noch überarbeiten musste, sobald sie nach Hause kam. Normalerweise machte es ihr nichts aus, wenn aus Überstunden eine Nachtschicht wurde. Um ihr Privatleben hatte sie sich ja weiß Gott nicht zu sorgen.
Aber heute Nacht war sie angespannt, spürte die seltsame Mischung aus geistiger Überreizung und physischer Erschöpfung, wie immer nach einer der ausgedehnten Untersuchungen und Behandlungen in der Privatklinik ihres Hausarztes. Sie hatte den größten Teil des Tages bei ihrem Spezialisten verbracht, und obwohl sie nicht begeistert gewesen war, am Abend auch noch einen Zwischenstopp auf dem Polizeirevier einzulegen, wollte sich ein Teil von ihr persönlich davon überzeugen, dass der Mann, der vor einigen Tagen das Feuer auf einen Saal voller Menschen eröffnet hatte und für den heutigen Bombenanschlag in der Innenstadt verantwortlich war, tatsächlich hinter
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