Erwarte mich in Paris (German Edition)
ausbreitete, war fast so gut wie die Hand von dem Typ, als er mir einen runtergeholt hatte.
Ich konnte es einfach nicht erwarten, es wieder zu tun. Ich wollte Erfahrungen sammeln, egal wie. Ich wollte mich hingeben, egal wem. Und ich wollte Piero beweisen, dass ich doch Ahnung hatte, von dem, was er angeblich so außergewöhnlich gut konnte, dass Paco ihn immer wieder losschickte. Ich konnte es genau so gut. Und ich würde ebenfalls Geld heimbringen. Immerhin hatte mich schon jemand dafür bezahlt, obwohl ich ein blutiger Anfänger war. Dabei hatte ich noch nicht einmal angedeutet, dass ich dafür Geld verlangen würde.
Schon als ich in der U-Bahn saß, hatte ich das Gefühl, dass mich jeder Kerl musterte und abschätzte. Wenn mir ein Mann zufällig in die Augen sah, schien es mir sofort so, als ob er ergründen wollte, wie gut ich war. Selbstbewusst hob ich den Kopf und schaute sie von oben herab an. Sollten sie doch kommen, ich würde es mit jedem machen. Nur fragen mussten sie.
Ich war bereit, es mit dem geilsten Typen der Stadt zu machen. Ich fühlte mich gut, so unglaublich stark und begehrenswert.
Vor der Bar angekommen, zögerte ich nicht, sondern ging sofort hinein. Mit meinem neu erlangten Selbstbewusstsein ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen, während ich meine Daumen lässig in die Gürtelschlaufen hängte. Ich spürte die Blicke der anwesenden Männer wie tastende Finger auf mir. Ich genoss diese Beachtung. Sie waren wie Liebkosungen.
Ein blonder Typ erregte meine Aufmerksamkeit. Er war breit gebaut und sah mir direkt in die Augen. Als sich unsere Blicke kreuzten, machte er eine seltsame Geste mit der geschlossenen Hand an dem Mund, während seine Zunge von innen gegen seine Wange stieß und sie rhythmisch ausbeulte. Es sah lustig aus, und ich grinste ihn frech an, während ich die Geste nachahmte. Dann setzte ich mich auf einen Barhocker. Wie schon beim letzten Mal drehte sich der Barkeeper zu mir um.
„Hi, Peter“, begrüßte ich ihn freundlich.
„Hau bloß ab! Ich dulde hier keine Stricher.“ Finster sah er mich an.
„Was meinst du? Ich wollte doch nur was trinken.“
Peter packte den Ausschnitt meines T-Shirts und zog mich halb über den Tresen zu sich heran. Unsere Gesichter waren nur Zentimeter voneinander entfernt. Sein warmer Atem schlug mir entgegen.
„Wenn du nicht sofort meinen Laden verlässt, breche ich dir beide Beine! Mach deine Geschäfte auf der Straße und lass dich nie wieder hier drin blicken. Verstanden?“ Mit einem Stoß gab er mich frei.
Ich weiß nicht, wie ich aus der Bar gekommen war, aber als ich wieder klar denken konnte, stand ich auf der Straße. Der blonde, breite Typ stand neben mir.
„Du bist nicht der Erste, der Ärger mit Peter hat. Die meisten Jungs trauen sich nicht mehr rein, sondern warten auf der Straße“, sagte er und sah mich an. „Wie viel?“
„Fünf Euro?“, sagte ich schnell, damit es nicht auffiel, dass ich ein Neuling war.
„Für französisch?“
„ Oui, monsieur “, antwortete ich und war froh, dass ich ein annehmbares Französisch sprach.
„Du bist wohl ein besonders Schlauer“, antwortete der Blonde grinsend und wies auf eine dunkle Toreinfahrt.
Eine halbe Stunde später war ich um einiges klüger. Unter anderem, dass bei dem Blonden nicht meine Sprachkenntnisse gefragt gewesen waren. Außer den fünf Euro, die ich verlangt hatte und die ich nebenbei in meine Hosentasche gesteckt hatte, hielt ich auch seine Brieftasche in der Hand. Schnell steckte ich sie unter mein T-Shirt. Ich hätte gern etwas getrunken oder mir den Mund ausgespült, aber ich traute mich nicht zurück in die Bar. Sollte ich vielleicht wieder nach Hause? Unsicher trat ich von einem Fuß auf den anderen. Ein langes, silbernes Auto mit verdunkelten Scheiben hielt neben mir an. Das Beifahrerfenster glitt lautlos herunter und der Fahrer beugte sich herüber.
„Bist du frei?“
Diese Frage verwirrte mich. Sie erinnerte mich an die seltsame Frage des Blonden nach meinen Sprachkenntnissen, obwohl ich sie später gar nicht gebraucht hatte.
„Ja?“, antwortete ich zögerlich.
„Magst du zu meinem Fahrgast einsteigen und eine Runde durch die Stadt drehen?“
„Warum nicht?“ Meine Augen versuchten die getönten Scheiben des Wagens zu durchdringen, was mir aber nicht gelang. Währenddessen stieg der Fahrer aus, lief um den Wagen herum und öffnete mir die Hintertür.
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