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Erwarte mich in Paris (German Edition)

Erwarte mich in Paris (German Edition)

Titel: Erwarte mich in Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.A. Urban
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Rückens. „Irgendwann musst du mir mal erzählen, wie das passiert ist. Sieht nach Rutenhieben aus.“  
    Schnell drehte ich mich weg, so dass sie meinen Rücken nicht mehr sehen konnte.  
    „Mach dir deswegen keine Sorgen. Alain sagt, es macht ihm nichts aus. Die Narben sind zu dünn, als dass sie bei der Show auffallen würden. - Magst du vielleicht noch duschen?“  
    Der abrupte Themenwechsel kam mir ganz gelegen.  
    „Duschen? Gern! Und dann lad ich dich auf ein Glas Wein ein, als Wiedergutmachung.“ Mein winziges, fensterloses Zimmer lockte mich gerade gar nicht zum nach Hause gehen. Ich genoss die Plaudereien mit Christin. Mit ihr war es ganz anders als mit Tom. Es war schon so lange her, dass ich ein normales Gespräch geführt hatte. Mit ihr war das möglich.  
    „Was hast du denn wieder gut zu machen?“, fragte sie und strich mir dabei neckisch über die Brust. „Ich bin doch voll und ganz auf meine Kosten gekommen.“  
    Dieses Mal schoss mir die Hitze ins Gesicht. „Na ja, die Mühe, die du auf dich genommen hast. Du hättest mir auch diese Adresse geben können, bei der sie mir die Haare rausgerissen hätten.“  
    „Da hatte ich dann doch zu viel Mitleid mit dir. Es reicht schon, dass du Hals über Kopf in unsere seltsame Branche geworfen wirst. Glaub mir, da warten sicher noch skurrilere Überraschungen auf dich.“  
    „Aber solange ich dich an meiner Seite habe, kann mir ja nichts passieren.“  
    Dieser Satz entlockte ihr ein Strahlen, was sie wunderschön aussehen ließ.  
    „Ja“, flüsterte sie. „Ich könnte mir vorstellen, dass wir ein gutes Team wären.“  
    Ich war glücklich. Endlich hatte ich wieder einen Menschen, dem ich vertrauen konnte. Ich hatte dieses Gefühl so sehr vermisst. Während ich duschte und mich mit Christins duftendem Glitzershampoo einseifte, pfiff ich fröhlich vor mich hin. Nun fühlte ich mich wieder gut. Die Traurigkeit ließ sich wie eine Schmutzschicht abwaschen und floss mit dem Wasser gemeinsam in den Abfluss. Zurück blieben eine zitternde Aufregung und ein Tatendrang, meine Zukunft endlich wieder aktiv anzugehen.  
     

Der große Auftritt
     
    „Schön, dass du dich auch mal wieder blicken lässt“, empfing mich Tom am nächsten Morgen, als ich mit einer Tüte frischer Croissants in seine Wohnung kam. „Ich hoffe, dein Ausflug in die Stricherszene hat sich gelohnt.“  
    „Ich geh nicht mehr auf den Strich“, entfuhr es mir.  
    Toms Mund verzog sich zu einem höhnischen Grinsen. „Kann ich mir vorstellen. Kein Freier lässt sich gern vollkotzen.“  
    Ich schluckte den Ärger herunter, der in mir brodelte und ging in die Küche, wo ich, wie jeden Morgen, den Kaffee aufbrühte und den Frühstückstisch deckte. Ich könnte Tom erzählen, dass ich einen wundervollen Abend verbracht und eine echte Freundin gefunden hatte. Bis in die Morgenstunden hatte ich mich mit Christin unterhalten. Wir hatten gelacht und uns gegenseitig das Herz ausgeschüttet. Sie hatte mir erzählt, dass sie den Job bei Alain nicht nur wegen des Geldes machte. Sie wollte selber Designerin werden und glaubte, bei Alain Erfahrungen für später sammeln zu können. Ich erzählte ihr von dem Streit mit meiner Familie und dass ich Piero vermisste. Als ich ihr beichtete, dass ich befürchtete, ihn nie wiederzusehen, nahm sie mich in den Arm und tröstete mich. „Keine Sorge, das wird schon wieder“, sagte sie. „Bau dir hier erst einmal ein neues Leben auf, mit Geld und einer Wohnung. Irgendwann, wenn du nicht mehr an dein altes Leben denkst, wird sich bestimmt die Gelegenheit ergeben, ihn wiederzusehen. Vielleicht hast du dann ganz andere Dinge im Kopf, weil du an jedem Finger zehn haben kannst.“  
    „An jedem Finger zehn? Was denkst du von mir?“  
    „Das werde ich dir sagen, denn ich glaube, du weißt selber gar nicht so genau, wer du bist.“ Und dann begann sie mir aufzuzählen, wie sie mich sah. Schön, männlich, feurig, exotisch und sexy waren nur einige Worte, die sie benutzte. Mit jeder neuen Eigenschaft, die sie mir andichtete, wurde mein Kopf heißer.  
    „Hör auf, hör auf“, rief ich irgendwann und presste mir die Hände auf die Ohren.  
    „Doch, Nikola, ich schwöre dir, das ist alles wahr. Wenn wir uns unter anderen Umständen getroffen hätten … ich könnte mich glatt in dich verlieben …“ Still saßen wir da, während die Worte wie eine Seifenblase zwischen uns schwebten.  
    „Aber du hast doch jemanden Zivilisierteren

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