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Erwarte mich in Paris (German Edition)

Erwarte mich in Paris (German Edition)

Titel: Erwarte mich in Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.A. Urban
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Grinsen, auf meinem gerade noch so ernsten Gesicht aus. In diesem Moment erreichte ich das Ende des Laufstegs und ein Blitzlichtgewitter brach über mir herein. Ich zählte, wie Jerome gefordert hatte, bis fünf, dann lachte ich noch einmal in die Kameras, drehte mich um und lief den Weg wieder zurück.  
    Das hier war doch alles lächerlich! Anderswo kämpfen Menschen ums Überleben und hier verdiente man sein Geld mit Herumschlendern in bunter Kleidung. Ich konnte es nicht fassen!  
    Noch immer lachend trat ich hinter die Bühne.  
    „Nik scheint irgendwas mal wieder nicht verstanden zu haben. Coolness hieß es“, empfing mich Tom, der gerade die Jacke für seinen zweiten Auftritt überzog. „Manch einen verwirren zu viele Fremdsprachen eben mehr, als dass sie ihm nützen. Sprachsalat im Hirn, he?“  
    „Tom, Ruhe!“, mischte sich Jerome ein. „Ich will keinen Ärger. Nikola, geh zum Schminken.“ Er schob mich weiter in Richtung Spiegel. Hier empfing mich ein aufgeregter Etienne.  
    „Schnell, schnell, zieh dich um. Wenn ich den Anzug mit Make-up verschmiere, bekomme ich Ärger. Warte, ich helf’ dir.“  
    Er stieß mich mit sanfter Gewalt zu den Kleiderständern und zog mir währenddessen die Jacke von den Schultern.  
    „Los, Hemd runter! Hose runter!“ Auffordernd hielt er mir die braune Badehose entgegen.  
    „Muss ich das vor allen Augen machen?“  
    „Ja, klar. Zier dich nicht. Dafür ist keine Zeit.“ Er nahm mir die Hose aus der Hand. „Keine Sorge, alle sind viel zu beschäftigt, als dass jemand Muse hätte, dir was wegzugucken.“  
    Während er das sagte, tastete sein Blick über meinen Oberkörper und blieb an meinem Slip hängen, den ich gerade im Begriff war herunterzuziehen.  
    „Vor allem du, oder?“  
    Etienne verzog spöttisch seine Lippen. „Man nimmt, was man kriegen kann. Und für einen schönen Hintern würde ich sowieso noch lieber sterben“, setzte er nach, als ich ihm meine Kehrseite zudrehte, um einigermaßen ungestört meine Hosen zu wechseln.  
    „Pass nur auf, dass das nicht eher passiert, als du es dir wünschst.“ Ich richtete mich auf und sah ihm drohend in die Augen.  
    „Oh ja, genau das hat Alain gemeint“, rief er begeistert. „Danke für die wundervolle Inspiration.“ Aufgeregt rannte er zu seinem Schminktisch und winkte mich heran. Ich hatte keine Ahnung, wovon er redete. Doch das störte ihn scheinbar gar nicht.  
    „So, Augen zu. Jetzt beweise ich, dass ich ein wahrer Künstler bin.“  
    Er begann meine Augenlider mit einem Pinsel zu bearbeiten, malte und wischte. Dann fuhr er mit seinen Fingern durch mein Haar. „Kopf runter“, diktierte er und schüttelte mein gerade eben noch glatt zurückgestrichenes Haar wieder zu einer wilden Mähne auf.  
    „Fertig“, verkündete er endlich und trat einen Schritt zurück. „Ich bin ein Meister, wenn man bedenkt, dass ich nur wenige Minuten Zeit dafür hatte, findest du nicht auch?“  
    Als ich mich im Spiegel betrachtete, erkannte ich mich fast nicht wieder. Meine dunkel geschminkten Augen sahen mir wie glühende Kohlen aus einem wangenknochenbetonten Gesicht entgegen. Noch ein letztes Mal zupfte Etienne an meinem Haar. „Hm, ich an deiner Stelle würde es ja kürzen“, sagte er grüblerisch. Er schrie erschrocken auf, als Jerome ihn zur Seite schob.  
    „Wir brauchen dich jetzt, Nikola. Letzte Anprobe.“ Er winkte mich zu einem großen Paket, welches ein Assistent gerade öffnete.  
    „Gerade noch rechtzeitig gekommen“, bemerkte er und strich das Seidenpapier auseinander, welches den Inhalt verdeckte. „Sind sie nicht wunderschön?“ Er holte ein paar riesige, schwarz glänzende Schwingen hervor. „Echte Schwanenfedern.“  
    Mit geschickten Handgriffen half er mir in die Tragegurte. „Vielleicht ein bisschen groß, aber das können wir jetzt nicht mehr ändern … Nikola, du musst aufpassen, dass sie nicht am Boden schleifen. Schreite mit der Vorstellung eines stolzen König einher, dann passt das schon.“  
    „Wie ein Gott“, rief Etienne aus dem Hintergrund. „Ein zorniger Gott.“  
    „Ja, meinetwegen auch wie ein zorniger Gott. Solange du nichts mit den riesigen Dingern kaputt schlägst …“, antwortete Jerome genervt auf den Einwurf. „Den Rest machst du wie besprochen. Du gehst als Letzter raus, kurz hinter Alain, als sein Schatten sozusagen. Verstanden?“  
    Verblüfft nickte ich. Ich sollte also wirklich halb nackt, mit riesigen Flügeln, da raus,

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