Erwarte mich in Paris (German Edition)
stehen und würdest es nicht merken.“
„Was hätte ich denn davon? Nur eine Menge Neider, die mir eins auswischen wollen.“
„Sprichst du von Tom?“ Christin winkte ab. „Den vergiss mal ganz schnell. Du kommst heute mit zu mir. Auf meiner Couch ist immer ein Plätzchen für so einen schönen Mann wie dich frei. Morgen sehen wir dann weiter.“
„Danke, Christin. Ich weiß nicht, wie ich das alles wieder gut machen kann.“ Ich beugte mich zu ihr vor und küsste sie auf die Wange.
Wie auf Knopfdruck schoss ihr die Röte ins Gesicht. „Hör auf, du machst mich ganz verlegen. Das ist ja nicht auszuhalten mit dir“, schimpfte sie und überspielte damit ihre Befangenheit. „Wollen wir gehen und noch einen kleinen Spaziergang an der Seine machen?“
Ich nickte, und wir bahnten uns einen Weg durch die plaudernden Menschen.
Als wir an Andrej vorbeigingen, drehte sich dieser zu uns um. „ Nur ein Tipp: Verabschiede dich von Alain“, sagte er auf Serbisch und zwinkerte mir zu.
„Hat er mit dir geredet?“
„Ich glaube schon“, antwortete ich.
„Was? Was hat er gesagt? Sag schon!“ Ungeduldig zupfte Christin an mir herum.
„Nichts weiter. Er hat mir nur einen Rat gegeben.“
„Einen Rat? Was für einen Rat?“
„Wo ist Alain?“, unterbrach ich sie.
„Wieso? Was willst du von Alain?“
„Na, den Tipp befolgen, den mir das Supermodel eben gegeben hat.“
Christin schüttelte den Kopf. „Du bist mir ein Rätsel, Nikola. Aber dort hinten, dort steht Alain.“ Sie wies auf einen Pulk Menschen.
Ich fasste ihre Hand und zog sie hinter mir her. „So, jetzt springe ich über meinen Schatten und du wirst meine Zeugin.“ Augenblicklich begann mein Herz zu klopfen.
Alain war in eine Unterhaltung mit einem Journalisten vertieft. Zwischen seinen schlanken Fingern hielt er ein halbvolles Glas Rotwein. Ich trat zwischen den umherstehenden Leuten hervor, bis ich Alain, nur noch wenige Schritte entfernt, gegenüberstand.
Ich wartete auf eine Gelegenheit, ein Zeichen, auf irgendwas. Ich wusste selbst nicht so genau, was ich dann tun würde. Doch ich wollte Andrejs Rat befolgen und mir Alains Aufmerksamkeit sichern. Immerhin hatte ich es schon mehrfach unbewußt geschafft. Es sollte mir nicht schwer fallen, es noch einmal, vor all diesen Menschen, zu wiederholen.
Und endlich fiel Alains Blick auf mich. Kühl musterten mich seine grauen Augen.
Ein Ruck durchfuhr meinen Körper. Jetzt oder nie! Ich lächelte und machte einen Schritt auf ihn zu. Einen Augenblick streifte mich sein eiskalter Blick - dann drehte er sich weg, und ich sah nur noch auf seinen Rücken. Ich glaubte ohnmächtig zu werden. Das Blut wich mir aus dem Gesicht. Ich wankte. Gleich würde ich fallen. Vor aller Leute würde ich hier auf dem Boden liegen.
Christin riss mich aus meiner Trance. „Alles in Ordnung, Nikola? Geht es dir gut?“
Stumm, wie ein Idiot, starrte ich auf Alains breite Schultern.
„Brauchst du was zu trinken? Musst du dich hinsetzen?
„Ich … ich muss hier weg“, stammelte ich und taumelte Richtung Ausgang.
„Ich habe mich wie ein Dummkopf benommen“, jammerte ich in einem fort, während wir an der Seine entlang liefen.
„Es ist doch gar nichts passiert. Keiner hat irgendetwas mitbekommen“, tröstete mich Christin zum wiederholten Mal.
„Ich hätte nicht auf den Ratschlag hören dürfen. Jetzt denkt er, ich bin ein dummer Trottel.“
„Du meinst Alain? Er denkt sowieso, dass du ein Trottel bist.“ Sie lachte auf, als sie mein Gesicht sah. „Er denkt von jedem so, außer von sich selbst. Glaub mir, Nikola, alles ist gut. Der Abend ist für dich perfekt gelaufen. Wenn du Glück hast, kommen weitere Anfragen von namenhaften Designern, und du kannst weiterarbeiten.“
„Solange es nicht für das eingebildete Arschloch Serafon ist“, entfuhr es mir.
„Ach, Nikola. Ärgere dich doch nicht.“ Sie hakte sich bei mir unter und legte ihren Kopf an meine Schulter. „Wir gehen jetzt erst mal nach Hause, dort lass ich dir ein entspannendes Bad ein, und du schläfst dich mal richtig aus.“
Als sie ihren Arm um meine Taille legte und sich dicht am mich kuschelte, überflutete mich ein Gefühl der Dankbarkeit.
„Ich bin so froh, dass ich dich kenne, Christin.“
„Ich auch“, flüsterte sie, während in der Ferne die Lichter des Eifelturms zu blinken begannen.
Im Fernsehen
Ein
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