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Erwarte mich in Paris (German Edition)

Erwarte mich in Paris (German Edition)

Titel: Erwarte mich in Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.A. Urban
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    „Wahnsinn!“, entfuhr es mir.  
    „Na, dann bin ich ja gespannt, was du hierzu sagst.“ Alain trat ans Fenster und zog die schweren Vorhänge zurück. „Das beeindruckte bisher jeden Besucher.“  
    Die nächtliche Skyline von Paris befand sich vor dem Fenster. Als ich näher trat, konnte ich links den erleuchteten Eifelturm sehen. Unter uns floss träge die Seine.  
    Mit Schwung schloss er die Vorhänge wieder. „Erst einmal für heute Nacht, Nikola?“  
    Der Klang seiner Stimme, wie er das erste Mal meinen Namen aussprach, rührte in mir eine Saite, die noch die gesamte Nacht nachklang. Ich hatte etwas gehört, das mich dazu brachte, ihm zu vertrauen. Ich hoffte nur, dass dies nicht falsch war. Aber was sollte ich sonst tun? Ich hatte nicht allzu viele Möglichkeiten. Ich würde in Paris bleiben müssen, so lange, bis Piero kam. Aber ich würde beginnen, Zeichen für ihn zu hinterlassen, damit er mich auch fand. Und wer war besser dazu geeignet als Alain. Ich brauchte keinen Tom. Ich brauchte niemanden, der mir immer wieder vor Augen führte, wie unzulänglich ich war. Ich würde es allein schaffen … na ja, fast allein. Ich würde mir eine Existenz aufbauen und ich würde Piero erwarten. Denn irgendwann musste er kommen. Er hatte es mir versprochen.  
     

Père Lachaise
     
    „Was hast du ihm denn alles verraten? Er scheint so viel über mich zu wissen“, fragte ich Christin. Wir liefen an einer langen Backsteinmauer entlang, auf ein großes Tor zu. Sie hatte vorgeschlagen, dass wir hier einen Spaziergang machen und reden konnten. Das Wetter war himmlisch, strahlender Sonnenschein, der mich veranlasste, eines der Hemden, die mir Christin mitgebracht hatte, wie bei der Modenschau fast komplett offen zu tragen.  
    „Was sollte ich denn tun?“, verteidigte sich Christin und ließ zum wiederholten Male ihre Augen in mein offenes Hemd wandern.  
    „Er ist mein Chef. Als er mich diese ganzen Sachen gefragt hatte, habe ich mir nichts dabei gedacht. Er stellt oft seltsame Fragen, ohne dass ich vorher weiß, wozu er die Antworten braucht. Aber du …“ Sie stieß mir mit dem Zeigefinger hart auf die Brust. „Wie kommst du darauf, bei ihm einzuziehen? Einfach so? Du kennst ihn doch gar nicht.“  
    „Ich bin nicht bei ihm eingezogen“, verteidigte ich mich. „Ich habe nur bei ihm übernachtet. Hast du schon mal sein Haus gesehen? Es ist unglaublich. Wie ein Hotel. Es könnten dutzende Leute dort wohnen.“  
    „Ich kenne sein Haus, Nikola. Trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob du das Richtige tust.“  
    „Immer noch besser, als bei Tom. Der wartet doch nur darauf, mich wieder als seinen Schuhabtreter zu benutzen. Oder soll ich mich in deiner kleinen Wohnung heimisch einrichten?“  
    „Ich hätte nichts dagegen.“  
    „Christin, bitte!“ Kopfschüttelnd sah ich sie an. „Das mit uns beiden, das funktioniert nicht.“  
    „Ich weiß“, seufzte sie. „Aber meine Tür steht dir immer offen, nur, dass du es weißt. Alain ist ein Egozentriker. Er wird genau wissen, wofür er dich braucht. Denke ja nicht, dass er dir dieses Angebot völlig selbstlos gemacht hat.“  
    „So dumm bin ich auch nicht. Ich habe ihn schon darauf angesprochen.“  
    „Und?“  
    „Was und?  
    „Was will er im Gegenzug dafür?“  
    „Einen kleinen, provozierten Skandal. Außerdem ist er die Einsamkeit leid … Aber nicht so, wie du denkst. Er will keine körperliche Nähe, wenn du die Befürchtung hast.“  
    „Ich befürchte gar nichts. Es ist dein Leben.“    
    Wir liefen eine gepflasterte Straße hinauf. Christin schwenkte leicht nach links und blieb vor einem prunkvollen Grabmonument stehen. Irritiert sah ich mich um und bemerkte erst jetzt, wo wir uns befanden.  
    „Christin, ein Spaziergang über einen Friedhof?“ Tadelnd sah ich sie an. „So schlimm ist das, was ich vorhabe, doch auch wieder nicht.“  
    „ Père Lachaise ist nicht einfach nur ein Friedhof“, sagte Christin und ignorierte meinen Witz. Sie öffnete theatralisch die Arme. „Ich dachte, ich bringe dir Paris ein bisschen näher. Wenn du mit Alain zusammenleben möchtest, solltest du ein wenig kulturbeflissener werden.“  
    „Und da schleppst du mich zwischen lauter tote Menschen?“  
    Christin verschränkte ihre Arme vor der Brust und sah mich streng an. „Alain liebt den Belcanto-Stil. Das hast du sicher schon gemerkt.“ Als sie mein ratloses Gesicht sah, ergänzte sie schnell: „Ich meine, er hört gern

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