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Erwarte mich in Paris (German Edition)

Erwarte mich in Paris (German Edition)

Titel: Erwarte mich in Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.A. Urban
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stehen und drehte sich um. „Komm, das Essen ist angerichtet.“  
    Er führte mich über eine Treppe ein Stockwerk tiefer, wo sich ein großer Wohnbereich befand. Dunkle Ledersofas mit Seidenkissen luden zum Entspannen ein. Hier war der Ursprung der Musik, welche wie ein Klangteppich über dem gesamten Haus lag. Alain trat an eine High Tech Stereoanlage und betätigte ein paar Knöpfe. Aus den unsichtbaren Lautsprechern erklang ein Duett in italienischer Sprache.  
    Dann ging Alain zum Esstisch. Mit einer energischen Bewegung strich er Berge von Skizzen und Notizen zur Seite.  
    „Arbeit! Sinn meines Lebens, aber dennoch manchmal lästiges Übel. Bitte setz dich.“ Er wies auf einen der antiken Stühle mit hohen Lehnen.  
    Ein weiß gekleideter Kellner trat herein. Er trug ein abgedecktes Tablett, das er vor uns auf dem Tisch absetzte. „Wie gewünscht, für zwei Personen, Monsieur Serafon“, sagte er und zog die Abdeckung weg.  
    Zischend zog ich die Luft zwischen den Zähnen ein. Ich musste meiner Überraschung unbedingt Ausdruck verleihen. Alain hatte mich gefragt, ob Käse in Ordnung wäre. Doch was mir hier präsentiert wurde, hatte mit einer normalen Käseplatte so wenig zu tun, wie eine Floßfahrt mit einer Ozeanüberquerung per Luxusschiff. Verblüfft sah ich das Arrangement aus verschiedenen Käsesorten, Obst und Broten an.  
    „Sie sind reich“, entfuhr es mir prompt. „Sogar mit eigenem Personal“, setzte ich nach und hätte mir am liebsten auf die Zunge gebissen.  
    „Ja, ich bin wohl das, was andere reich nennen“, antwortete Alain gelassen. „Immerhin tue ich auch genug dafür. Aber Personal habe ich, bis auf eine Haushälterin, keines. Jean arbeitet im Restaurant an der Ecke. Er bringt mir seit Jahren das, was ich brauche, damit mein Geist weiterhin über meinen Körper regieren kann. Ich vertraue ihm. Er ist einer der wenigen Leute, die hier ein- und ausgehen. - Danke, Jean, ich brauche dich heute nicht mehr. - Bedien’ dich“, forderte Alain mich auf. Und als hätten wir unsere Unterhaltung von vorher nie unterbrochen, sprach er weiter. „Ich sah dich bei unserem ersten Treffen und spürte sofort deine Tiefe und deinen Schmerz. Du warst besonders, hast mich neugierig gemacht und das, glaube mir, passiert nicht oft. Du standest an der Tür, in der abgelegten Kleidung eines anderen, mit deinem wilden Haar. Verloren und entwurzelt, wie ein junger Baum, der eine Rodung überlebt hat und seine Wurzeln tastend aussendet, um neuen Boden zu finden.“  
    Seine Worte trafen mich tief.  
    „Sie haben ja keine Ahnung …“ Ich konnte die Worte einfach nicht zurückhalten. Die Tränen, die mir in den Augen brannten, hatte ich im Gegensatz dazu besser im Griff.  
    Alain lehnte sich zurück. „Ich mag deine offene Art. Du hast dich von mir und meinen furchtbaren Attitüden nicht abschrecken lassen.“ Er hob seine Hand. „Du brauchst mir nicht widersprechen. Ich bin furchtbar, das weiß ich selbst. Ich habe es mir im Laufe meines Lebens angewöhnt, um mir lästige Menschen vom Hals zu halten. Von denen gibt es, weiß Gott, mehr als genug. Leider halte ich mir dadurch auch alle anderen Menschen fern. Und manchmal fühle ich mich einsam. In den letzten Jahren immer häufiger.“  
    Alain zog ein Kästchen zu sich heran und angelte eine Zigarette heraus. Gebannt verfolgte ich, wie er sie mit seinen schlanken Fingern zum Mund führte und anzündete. Er nahm einen langen Zug, bei dem sich seine Wangen nach innen wölbten.  
    „Erfolg bringt Einsamkeit mit sich. Ich habe es akzeptiert, denn es entspricht meinem Naturell. Aber jetzt werde ich alt. – Bitte, unterlasse jegliche Form von Mitleid oder falschen Schmeicheleien. Ich kenne die Wahrheit“, erstickte er meine Entgegnung im Keim „Ich habe erreicht, was man erreichen kann. Immer wieder habe ich mich neu erfunden. Immer wieder habe ich den Menschen gegeben, was sie wollten. Und auch jetzt … glaubst du, es war Zufall, dass ich gerade dich ausgewählt habe, meine Show zu beenden?“  
    Er blies den Rauch in die Luft, während er mich durch die Nebelschwaden hindurch ansah. „Du hast deine Rolle perfekt gespielt und jetzt hat die Presse wieder etwas zu fressen. Ja, so läuft das.“ Er seufzte. „Weißt du, mir fehlt etwas in meinem Leben. Ich hätte es nie gedacht, aber jetzt, wo ich in die Jahre komme, spüre ich es, wie einen abgetrennten Körperteil. Manche nennen es Nähe, Zuneigung oder auch Liebe.“ Seine Hand mit der

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