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Erwarte mich in Paris (German Edition)

Erwarte mich in Paris (German Edition)

Titel: Erwarte mich in Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.A. Urban
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mich am Arm fest und sah mich seltsam an.  
    „Meine Medizin? Ach ja …“ Die Tabletten warteten in meinem Nachtisch auf mich. Ich hatte ihm ja davon erzählt. Runtergespült mit einem halben Glas Wodka würden sie meine Nerven beruhigen und mich den ganzen Abend in einem klareren Licht sehen lassen. Ich schlug den Weg zum Treppenhaus ein, über das man mein Zimmer erreichen konnte.  
    „Schön hast du’s hier“, sagte Piero, als wir dort ankamen. Er ging zum Fenster und öffnete es.  
    Die Nachtluft strich zu uns herein. Piero, vor der nächtlichen Kulisse von Paris, wirkte auf mich wie ein Zauber. Ich starrte ihn an und konnte mich gar nicht satt sehen. Er war noch genauso schön, wie in meiner Erinnerung.  
    „Ich liebe Paris. Es ist eine schöne Stadt. Aber ich habe dich vermisst.“ Ich lächelte schüchtern, als ich sah, dass ihm mein Starren unangenehm wurde. „Du wirst es nicht glauben“, redete ich weiter, „aber ich habe fast kein Fernweh mehr. Ich bin ein richtig Sesshafter geworden.“  
    „Das kann ich mir vorstellen.“ Er beobachtete, wie ich eine Tablette nahm. „Tust du mir einen Gefallen?“  
    „Welchen?“ Mein Herz blieb fast stehen, als er zu mir kam und meine Hand fasste.  
    „Nimm noch eine!“  
    „Wieso?“  
    Er sah mich nur mit einem bittenden Ausdruck an, in dem eine seltsame Besorgnis mitschwang.  
    „Es geht mir schon viel besser. Ich bin gut im Vergessen, weißt du.“ Ich zwinkerte ihm zu.  
    „Trotzdem!“ Er nahm mir die Packung aus der Hand und drückte mir eine weitere Pille heraus.  
    „Ich konnte deinen Bitten noch nie widerstehen“, sagte ich und schluckte sie mit einem weiteren Schluck Wodka herunter.  
    Die Wirkung setzte augenblicklich ein. Meine Umgebung rückte ein Stück in den Hintergrund und Pieros Bewegungen schienen langsamer zu werden. Fast sinnlich strich er durch mein Zimmer, besah sich das glänzende Bad, nahm die Zeitschriften in die Hand, die Christin mir mitgebracht hatte und auf denen mein Titelbild prangte.  
    „Du bist berühmt“, stellte er nüchtern fest.  
    „Kann ich dich damit wenigstens beeindrucken?“ Ich lag auf der Couch und beobachtete ihn, während sich Müdigkeit, wie ein schwarzer Zylinder, über mich stülpte. Ganz leise vernahm ich Gesang. Pur ti miro, pur ti godo. Ich schreckte hoch. Kerzengerade saß ich da und lauschte in die Nacht.  
    „Alain ruft mich“, flüsterte ich fast unhörbar.  
    „Was redest du?“ Erschrocken sah Piero mich an. Nachdenkliche Falten zogen sich über seine Stirn.  
    So einen Ausdruck hatte ich noch nie auf seinem Gesicht gesehen. Die Zeit hatte auch ihn verändert. Doch es gefiel mir. So ernst, so männlich. Die knabenhafte Weichheit war völlig aus seinen Zügen verschwunden.  
    Benommen schüttelte ich den Kopf. Ich hatte doch gerade noch an etwas anderes gedacht, aber an was? Alain – fiel es mir wieder ein. Ich stand auf und ging zur Tür.  
    „Wo willst du hin?“ Piero sprang in die Höhe.  
    „Ich gehe zu Alain.“  
    „Schau dich an! So kannst du nicht gehen.“  
    Er hatte recht. Ich hatte noch immer das zerrissene Hemd und die kaputte Hose an.  
    „Hilfst du mir? Ich schaffe das nicht allein“, lallte ich. „Ich hatte es dir doch gesagt, zwei Tabletten sind zu viel.“  
    Piero ging an den Kleiderschrank. Er zuckte zurück, als er die Massen von Kleidungstücken sah.  
    „Alles geschenkt bekommen“, erklärte ich.  
    Irgendwie hatte ich das Gefühl, meine Worte nicht mehr unter Kontrolle zu haben. Auch auf meine Augen konnte ich mich nicht mehr verlassen. Warum nur wirkte Piero die ganze Zeit so, als fühle er sich schuldig. Dieser beschämte Gesichtsausdruck, der immer wieder über seine Züge huschte, war mir an ihm völlig unbekannt. Nicht einmal damals, als wir meiner Großmutter einen frisch gebackenen Kuchen gestohlen hatten und erwischt worden waren, hatte er so schuldbewusst ausgesehen.  
    „Was hast du zu verbergen?“, gluckste ich.  
    „Wieso? Ich habe nichts getan.“ Er sah mich prüfend an. „Ich fühle mich in diesem ganzen Luxus nur nicht so wohl. Das kannst du sicher verstehen.“  
    Warum klangen diese Sätze wie Ausflüchte?  
    „Man gewöhnt sich schneller an den Reichtum, als man am Anfang glaubt“, antwortete ich.  
    Piero half mir, das Hemd zu schließen, da ich mich immer wieder verknöpfte.  
    „Bist du dir sicher, dass du heute noch zu Alain musst?“ Piero hielt mich an der Tür zurück. „Es geht dir

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