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Erwarte mich in Paris (German Edition)

Erwarte mich in Paris (German Edition)

Titel: Erwarte mich in Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.A. Urban
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mich dagegen entschieden. Doch ich kann es nicht mehr rückgängig machen.“  
    Er trat dichter an mich heran. „Nur für dich habe ich das getan.“  
    „Wieso bist du an dem Abend, als wir uns trafen, mitgekommen? Du hast doch gewusst, was mich in Alains Haus erwartet. Warum hast du mich trotzdem begleitet?“  
    „Ich wollte dir beistehen, wenn du ihn findest…“  
    „Und deine Spuren verwischen.“  
    „Bitte, Nikola! Was kann ich tun, dass du mir verzeihst? Ich habe Tom büßen lassen. Was soll ich noch machen?“  
    „Das mit Tom warst du also auch!“ Ich wich einen Schritt zurück.  
    „Das war das Mindeste, was ich dem Scheißkerl antun konnte. Weißt du, er hat über den Streich gelacht, den er uns gespielt hat. Er war auf seine Intrigen mächtig stolz und hat mir erzählt, wie er dich mit seinen Freunden ran genommen hat …“  
    „Kein Wort mehr!“, unterbrach ich ihn scharf.  
    „Er hat gewinselt und um Gnade gebettelt. Du hättest ihn hören sollen.“  
    „Das ändert auch nichts mehr. Alain ist tot …“ Wieder stiegen mir heiße Tränen in die Augen. Alles, was ich in den letzten Tagen zurückgehalten hatte, schien heute wie durch einen gebrochenen Damm hervorzusprudeln.  
    „Aber wir zwei leben noch“, seine Hand strich mir über die tränennasse Wange. Dann nahm er mir die Sonnenbrille ab, und steckte sie sich ins Haar. „Weißt du noch? Du hast mir schon einmal so ein Ding geschenkt. Ich habe sie immer noch. Sie erinnert mich an dich. Du hast mein Leben die ganze Zeit lebenswert gemacht. Wegen dir hatte ich ein Ziel. Wegen dir habe ich all die hässlichen Dinge ertragen, die ich tun musste. Nur du warst in meinen Gedanken.“ Fast beschwörend flüsterte er die Worte. Sie klopften an die Mauer in meinem Kopf und ließen Risse entstehen.  
    „Wusstest du denn nicht, dass ich dich liebe? Die ganze Zeit schon?“  
    „Aber du … du bist ein Mörder …“ Meine Stimme versagte. Die Trauer um Alains und dem, was aus Piero geworden war, überstieg das Maß, das ich ertragen konnte.  
    „Ich bin das, was ich sein muss, um zu überleben“, sagte Piero eindringlich.  
    „Du … du bist ein Stricher. Du gaukelst anderen Menschen Liebe und Lust vor, und gibst dich ihnen hin.“  
    Piero senkte beschämt den Kopf. „Denkst du, das mache ich aus Freude? Ich hasse es! Ich habe mir immer vorgestellt, dass du derjenige wärst … Das hat es mir leichter gemacht. Deine Lippen, deine Zunge, dein Schwanz in mir …“  
    Der Blick, den er mir nun zuwarf, ließ die Mauer aus Schmerz und Trauer endgültig bersten.  
    Tränen liefen über mein Gesicht. „Warum hast du das nie gesagt oder wenigstens irgendwie gezeigt?“  
    „Was hätte das geändert? Paco hat seine Augen überall. Keine Vergnügungen für mich, keine privaten Freuden. Ich gehöre den Männern, die dafür zahlen. – Aber das wird sich ändern.“ Seine Hände umfassten meine Wangen. Seine Lippen kamen mir sehr nah. Sie glänzten sanft im matten Licht der Straßenlaternen. Behutsam berührten sie meine Wange.  
    „Ich möchte deine Tränen trocknen. Ich möchte deine Trauer lindern. Diese Nacht gehört nur dir.“  
    Er sah mich ein paar Sekunden lang an, fasste dann meine Hand und zog mich hinter sich her. Ich wusste nicht, wohin. Doch ich folgte ihm mit tränenverschleiertem Blick.  
    Wir liefen zwischen Autowracks und Bergen von Müll hindurch. Der verwitterte Asphalt der Straßen war aufgeworfen, und die Häuser wuchsen wie hässliche, dunkelgraue Schatten in den Himmel. Er zog mich zu einem baufälligen Haus, einen Kellerabgang hinunter. In der Dunkelheit stolperte ich über die Stufen, auf denen Schmutz und Abfall lag. Piero eilte vor mir her, riss eine Tür auf und verschwand in der Finsternis.  
    Ich hörte nur meinen eigenen, keuchenden Atem. Vorsichtig tastete ich mich an den Wänden entlang. Piero umfing mich von hinten mir den Armen. Sein warmer Körper drückte gegen meinen.  
    „Es ist so dunkel hier.“ Ich konnte meine eigene Hand nicht erkennen.  
    „Es ist genau richtig für uns“, flüsterte mir Piero ins Ohr. „Lass mich dir heute das Paradies zeigen. Ich habe so lange darauf gewartet.“  
    Seine Hände schlüpften unter mein Hemd und zogen es über meinen Kopf. Begehren breitete sich in mir aus, wurde aber von einer aufkommenden Angst fast verdrängt.  
    „Piero … ich …“  
    „Warte!“ Er ließ mich los. Einige Schritte von mir entfernt hörte ich ihn hantieren.

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