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Erwarte mich in Paris (German Edition)

Erwarte mich in Paris (German Edition)

Titel: Erwarte mich in Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.A. Urban
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    „Bitte, Christin! Die Polizei hat Piero gehen lassen.“  
    „Ja, mit der Auflage, dass er Paris nicht verlässt.“  
    „Das hat doch nichts zu bedeuten. Ich darf Paris auch nicht verlassen.“ Verärgert faltete ich den Stadtplan zusammen. „Du wirst mich nicht gegen den letzten Menschen aufwiegeln, an dem mir noch etwas liegt!“  
    „Nein, natürlich nicht.“ Christin setzte sich neben mich und stützte ihr Kinn in die Handfläche. „Du weißt aber schon, dass seine Fingerabdrücke überall waren.“  
    „Und wenn schon. Ich hatte ihn selbst ins Haus gelassen.“  
    „… sogar auf der Tatwaffe?“  
    „Wir hatten sie beide angefasst. Und denkst du vielleicht auch, dass ich es war? Wie hätte er denn ins Haus kommen sollen? Kaum einer kennt den Code.“  
    Sie zuckte mit den Schultern. „Wenn ich es wüsste, würde ich sicher bei der Polizei arbeiten. In den Zeitungen steht etwas von einem Stricher, den er mit nach Hause genommen haben soll.“  
    „Bullshit! Alain war mir treu.“  
    „Es heißt, er soll nicht der erste Stricher gewesen sein, den er mitgenommen und mit dem er Verkehr gehabt haben soll.“  
    „Ich habe keine Ahnung, was er in seiner Jugend gemacht hat. Wir haben nie darüber gesprochen …“  
    „Nikola“, unterbrach sie mich. „Sie meinen damit dich!“  
    Beschämt drehte ich den Kopf weg. „Hat es Tom also doch noch geschafft, Schlechtes über mich zu verbreiten. Er hat den Tod verdient.“ Bitter stiegen die  Worte hoch, wie Galle.  
    „Ich denke nicht, dass du dir Sorgen um dein Image machen musst. Die Zeitungen schreiben viel. Aber du bist beliebt. Sie nennen dich den Jungen, der aus dem Nichts kam und Millionen erbte. Sie mögen dich, egal was erzählt wird.“  
    „Das ist mir egal, und bringt mir Alain nicht zurück.“  
    Christin verstummte. Sie wusste, dass Worte mir nicht halfen. Ich musste mit meinem Schmerz allein fertig werden. Dabei konnte sie mir nicht helfen.  
    Christin fasste meine Hand. „Komm, es wird Zeit.“ Sie richtete liebevoll den Kragen meines Hemdes. „Schwarz ist nicht deine Farbe. Es macht dich blass.“  
    „Es zeigt nur, wie ich mich fühle.“  
    „Wir trauern alle.“ Eine Träne hing an ihrem unteren Wimpernkranz und zitterte. „Es tut mir so leid!“  
    Schnell wendete ich mich ab und griff nach meiner Jacke aus schwarzer Wildseide. Ich hatte das Gefühl, wenn ich erst einmal mit weinen anfing, würde ich so bald nicht mehr aufhören können. Wir würden gleich auf Alains Beerdigung gehen, und ich gedachte nicht, die trauernde Witwe zu geben, die alle zu erwarten hofften. Ich würde mich bedeckt halten, denn ich wollte mich morgen nicht schon wieder als Schlagzeile auf dem Titelblatt der Zeitungen finden.    
     

Die Beerdigung
     
    „Das ist ja der reinste Menschenauflauf.“ Christin saß neben mir. Ihre Augen waren, genau wie meine, hinter dunklen Gläsern verborgen. „Alain hätte sich eine stille Beisetzung gewünscht.“  
    Obwohl auf dem Vorhof immer noch Unmengen von Menschen warteten, platzte die Trauerhalle mittlerweile fast aus allen Nähten.  
    „Er kann sich nun nicht mehr beschweren.“ Es tat mir weh, den Coolen, Unberührten nach außen zu kehren. Doch die vielen Kameras zwangen mich dazu. Überall standen sie und beobachteten jede unserer Regungen mit ihren schwarzen Augen. Sie lauerten auf eine Sensation oder einen Zusammenbruch. Doch keines von beidem würde ich ihnen heute bieten.  
    Ich hätte Père Lachaise gern mit Alain zusammen besucht, so wie Christin es mir damals vorgeschlagen hatte. Er hätte es sicher geliebt. Doch nun erwies ich ihm mit vielen anderen gemeinsam diese letzte Ehre. Ein Redner nach dem nächsten trat nach vorn, erzählten, wie wichtig ihnen Alain gewesen war, wie er sie beeinflusst hatte und was für ein toller Künstler und Mensch er gewesen war. Keinen davon hatte ich in meiner Zeit bei Alain je zu Gesicht bekommen. Ich hatte das Gefühl, sie machten sich nur wichtig, wollten zeigen, wie nah sie diesem unnahbaren Menschen gestanden hatten.  
    Ich hörte nicht zu. Mein Blick klebte an dem geschlossenen silbernen Sarg, der im Hintergrund der Halle stand und vor Blumengebinden und Buketts kaum zu sehen war.  
    Alain hatte glücklicherweise den ganzen Ablauf der Bestattungszeremonie vorab notariell festgelegt. Ich musste mich um nichts kümmern. Andere, fremde Menschen regelten diese letzte, große Show in seinem Auftrag.  
    Er hatte also doch an seinen

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