Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)
du dabei? Was ist das zwischen den beiden?«
Carl riss die Augen auf. Hatte sie ihn eben etwa nach seinem Gefühl gefragt? Wow, den Tag musste er sich im Kalender anstreichen.
»Ich …«, fing er an, aber da übernahm sie schon wieder. Nichts Neues unter der Sonne.
»Mein Gefühl ist nicht gut.«
Dann hüllte sie sich in Schweigen.
Drinnen bei Bjørn war in den letzten zwei Stunden eine Menge passiert. Lis und diverse andere Kollegen hatten anscheinend einen Überraschungsangriff auf Regale und Schränke durchgeführt.Sie waren fast leer geräumt, und im Moment schraubte ein Handwerker ein enormes Whiteboard an die Stelle der Wand, wo bei Marcus Jacobsen immer die Fotos von den Tatorten hingen.
Der Stuhl, auf dem Assad saß, war garantiert irgendwo aus der näheren Umgebung der Polizeipräsidentin entfernt worden. Hoffentlich ohne ihre Zustimmung, in dem Fall könnte es amüsant werden.
»Assad und ich haben uns ein bisschen über alles unterhalten«, eröffnete Lars Bjørn das Gespräch. »Und es scheint, dass er das Angebot, das ich ihm gemacht habe, nicht anzunehmen gedenkt.«
An der Stelle nickte Assad gut gelaunt. Na, dann wird das Angebot nicht besonders dolle gewesen sein, dachte Carl. Gegenwärtig hielt er von nichts und niemandem sonderlich viel, dazu grummelten die Nachwehen des Katers vom Wochenende noch zu laut in seinem Kopf.
»Ich will die Pläne, die Assad für sein Leben hat, nicht durchkreuzen – und im Übrigen auch nicht eure Routinen. Ihr solltet euch nur alle drei in Erinnerung rufen, dass die Verwaltung des Sonderdezernats Q mir unterstellt ist und dass ich deshalb auch die erforderliche Kontrolle über das haben muss, was dort unten vorgeht.«
Carl sah hinüber zu Rose. Die Dornen wuchsen schon.
»Wie ihr aus der Privatwirtschaft wisst, bedienen sich alle größeren Unternehmen sogenannter Controller, die die Effizienz der einzelnen Abteilungen im Auge haben. Hier im Haus können wir sagen, dass sich die Effizienz an zwei Faktoren bemisst: zum einen an der Aufklärungsrate der einzelnen Dezernate, und da steht ihr ja Gott sei Dank einigermaßen gut da.«
Dieser Idiot gehört wirklich aufgespießt und in siedendem Kokosfett frittiert, dachte Carl. Einigermaßen gut! Was wollte der Typ mit dieser Untertreibung erreichen?
Aber bevor Carl etwas sagen konnte, kam ihm mal wiederRose zuvor. »Herr sogenannter Chef von Dezernat A. Ich könnte Sie mir wirklich wahnsinnig gut als Chefermittler des Sonderdezernats Q vorstellen. Das würden Sie sicher super hinkriegen.« Dann schnellte sie zu Assad herum und brüllte ihn an: »Und du, Assad! Was ist mit dir los? Bist du inzwischen so von dir überzeugt, dass du dich nicht mehr für eine Dame erheben kannst, die steht?«
Völlig geschockt hüpften Assads Augenbrauen nach oben.
»So«, fauchte sie, als sie saß. »Jetzt sind wir auf Augenhöhe, Bjørn. Gewöhnen Sie sich schon mal daran.«
»Auf der anderen Seite«, fuhr Lars Bjørn ungerührt fort, »entspricht das Niveau eurer Personalkosten nicht den Vorschriften. Mir ist aufgefallen, dass eure Personenstunden im Verhältnis zum Budget doppelt so hoch zu Buche schlagen wie unsere hier oben. Und das muss sich ändern. Deshalb habe ich jemanden eingestellt, der ein bisschen ein Auge darauf haben soll. Ihr kennt ihn schon, Gordon Taylor.«
Carl ließ den Kopf sacken. Gordon Taylor? Controller? Bei ihnen?
»Verflucht, das Klappergestell will ich unten bei mir nicht rumrennen sehen. Der ist doch noch nicht trocken hinter den Ohren, Bjørn. Hat er überhaupt schon die Schule verlassen?«
»Er hat das Jurastudium fast abgeschlossen, und seine Noten sind top. Der ist hier im Handumdrehen fest angestellt.«
»Nein, also echt, nein.« Carl wedelte abwehrend mit den Händen und schickte sich an, rückwärts das Büro zu verlassen. »Den kannst du sofort retour nehmen, für den haben wir nun echt keine Zeit.«
Hier nahm das Gespräch plötzlich eine Wendung, die Carl in seinen wildesten Fantasien nicht vorhergesehen hätte.
»Wir können es doch einfach mal versuchen, Carl«, sagte Assad.
»Er ist gar nicht so schlimm«, ergänzte Rose.
Schachmatt. Was sollte er da noch sagen?
Carl betrachtete den Schaum im Glas und versuchte, sich zu erinnern, wie viele Kopfschmerztabletten er seit der Besprechung mit Lars Bjørn eingeworfen hatte.
Zwar verursachten diese Brausetabletten ab einer bestimmten Anzahl Magenschmerzen, aber dafür belebten sie einen ganz ordentlich. Und im Augenblick fühlte er
Weitere Kostenlose Bücher