Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)
aufgefallen. Wir werden den Mann überprüfen, Assad, keine Sorge.«
»Und dann diese Geschichte mit der Socke.« Assad klopfte auf die Tasche, in die er sie gesteckt hatte. »Glaubst du daran? Glaubst du, das könnte ein Souvenir vom Mord an Stark sein?«
Carls Blick schweifte über die Landschaft, das zarte junge Grün der Bäume. Was sollte er denn jetzt mit Lisbeth machen? Sollte er sich auf die Sache einlassen und die letzte Nacht wiederholen, oder was? Jetzt gerade, in diesem Moment, hätte er Lust dazu, aber bis vor zehn Minuten hatte er überhaupt nicht an sie gedacht. Kein einziges Mal seit heute früh. Missmutig blickte er zur Wolkendecke hoch, die sich immer weiter über die Landschaft schob. Wann kam denn nun endlich der verdammte Regen?
»Glaubst du das?« Assad stupste ihn von der Seite an.
»Hm.« Carl spürte ein Unwohlsein, das sich über dem Zwerchfell zu einer Übelkeit zusammenballte. »Ich weiß es nicht. Der DNA-Test wird es zeigen. Im Augenblick geht es primär darum, diesen Marco Jameson zu finden.«
Er schluckte ein paarmal und beugte sich über das Steuer, um den Druck etwas zu verringern, aber inzwischen waren die Schmerzen im Oberbauch bis unters Brustbein gezogen und hatten sich dort zu einer Art Tennisball verdichtet, der direkt in die Herzgegend drückte.
Was ist das denn jetzt?, dachte er und starrte angestrengt auf die Straße vor ihnen.
»Was ist los, Carl?« Assad klang besorgt. »Bist du krank?«
Carl schüttelte den Kopf. Er versuchte, sich zu konzentrieren. War da etwa wieder so eine Scheiß-Panikattacke im Anmarsch? Oder sogar etwas Schlimmeres?
Während Carl immer schwerer atmete und Assad immer drängender einen Fahrerwechsel anmahnte, glitten die Felder an ihnen vorbei.
Als Carl endlich an die Seite fuhr und die Beine aus dem Autostreckte, umwehte sie wieder der Güllegestank. Aber Carl roch nichts, ihm ging nur eines durch den Kopf.
Mona.
In einer halben Stunde konnten sie wieder im Präsidium sein. Heute war Mittwoch. Monas fester Tag im Sonderarrest.
28
René Eriksen war nach Kastrup zum Flughafen gefahren. Für die Jahreszeit war es an diesem Morgen um halb zehn erstaunlich kalt. Dort, wo die Passagiere am Zoll vorbeigehen mussten, wartete er ungeduldig auf die Ankunft von Teis Snap und seiner Frau Lisa.
Das Ziel war klar: Er wollte seine Curaçao-Aktien ausgehändigt bekommen. Und er war darauf eingestellt, laut zu werden, denn ein Skandal in der Öffentlichkeit war sicher das Letzte, was Teis gebrauchen konnte.
An Eriksen vorbei strömten Scharen sonnengebräunter Urlauber in Sandalen und Espadrilles, die freudestrahlend begrüßt wurden. Aber wo zum Teufel blieb Teis? War der Idiot etwa in Amsterdam nicht umgestiegen? War ihm die Situation inzwischen so egal, dass er lieber Kanalrundfahrten machte und Poffertjes futterte, als nach Hause zu kommen und sich um seine Angelegenheiten zu kümmern?
Oder hatte er bereits einen Käufer für die Aktien gefunden, die ihm gar nicht gehörten?
Die Ungewissheit machte Eriksen mürbe. Er wusste ja nicht mal, ob mit der UPS-Sendung alles in Ordnung war oder nicht. Aber gesetzt den Fall, dass weder die Sendung ankam noch Teis? Wie sollte er, Eriksen, dann seinen Zeitplan für die kommenden Tage einhalten?
Er atmete tief ein und aus und zwang sich, nicht mehr allen Neuankömmlingen krampfhaft ins Gesicht zu starren. Nervös spielte er mit den Autoschlüsseln in seiner Hosentasche.
Was für einen Sinn hatte es, hier noch herumzustehen, wenn der Scheißkerl am Ende gar nicht mitgeflogen war?
Er wollte gerade kehrtmachen, als Teis und seine Frau mit ihren Rollkoffern auftauchten.
Lisa sah ihn zuerst und zeigte lächelnd in seine Richtung. Teis entgleisten die Gesichtszüge, er sah nicht sonderlich klug aus in diesem Moment.
»Was machst du denn hier?«
»Oje, René, hast du auf uns gewartet?«, erkundigte sich Lisa. »Das tut uns leid, da hast du dir ja die Beine in den Bauch gestanden. Es hat so ewig gedauert, weil Teis’ Koffer nicht auf dem Gepäckband auftauchte.« Sie gab ihrem Mann einen leichten Rippenstoß. »Eine gute halbe Stunde lang warst du ganz schön blass, mein Lieber!«
Auf dem Weg von Terminal 2 kam René sofort zur Sache.
»Die Aktien waren nicht in der UPS-Sendung. Wo sind sie?«
Teis wirkte überrascht, und falls er die Aktien tatsächlich verschickt hatte, hätte er natürlich auch allen Grund, über deren Verschwinden überrascht zu sein. Doch der Schock, der ihm ins Gesicht geschrieben
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