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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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quer durch die unterste Etage zu der Ecke, wo das Steakhaus lag. Dort versteckte er wie immer seinen Helm hinter einem Stapel Paletten und kletterte über den Bauzaun.
    Jetzt stand er im Regen auf der Straße, es war erst drei Uhr. Zum Glück hatte ihn der Arbeiter nicht zwei Stunden später aufgescheucht, dann wäre er den Clanmitgliedern, die hier auf den Lieferwagen warten würden, direkt in die Arme gelaufen.
    Noch etwas unschlüssig, wohin er jetzt gehen sollte, überquerte Marco gerade die Fußgängerampel an der Jernbanegade, als plötzlich ein wütender Schrei herübergellte.
    »Murderer!«
    Marco erkannte die Stimme sofort.
    Zwischen Radfahrern in Regenkluft und Fußgängern mit Schirmen stoppte er mitten auf dem Überweg, um zu sehen, wo genau Miryam stand.
    »Jetzt wissen wir, warum wir alle nach dir suchen! Chris hat es uns erzählt. Du Mörder!«, schrie sie.
    Marco warf einen hektischen Blick auf die Vorbeiströmenden. Die eine Hälfte musterte ihn abschätzig, die übrigen hatten die Gesichter in Richtung des Kinos Dagmar Teatret gewandt, wo Dutzende von Radfahrern an der Ampel warteten.
    Da entdeckte er Miryam unter dem Kinovordach neben einem Filmplakat von ›The Tree of Life‹. Ihre Haare klebten an den Wangen, die Kleidung war dunkel vor Nässe, ihre Augen blickten gleichzeitig hasserfüllt und enttäuscht. Er sah ihr an, wie müde sie war, seit Stunden war sie auf der Straße, und er wusste, dass die Schmerzen in ihrem Bein unerträglich sein mussten.
    Noch einmal ließ Marco seinen Blick nach allen Seiten schweifen. War sie allein?
    »Ja, du Feigling, ich bin allein, aber schau dich ruhig nach den anderen um. Die werden dich bald haben!« Dann wandte sie sich an die Vorbeihastenden, die Arme theatralisch ausgestreckt, die Hände wie zum Gebet gefaltet: »Kann denn hier niemand den Kerl festhalten? Der hat einen Mann umgebracht!«, rief sie, aber keiner der Passanten schenkte ihr weiter Beachtung, nachdem sie gesehen hatten, wer da schrie.
    Als Marco sich von seinem Schock erholt hatte, rannte er zu ihr und packte sie bei den Schultern. »Ich war das nicht, Miryam, du kennst mich doch! Das war Zola! Zola ist der Mörder, das kannst du dir doch denken!«
    Aber die Worte prallten an ihr ab, als wäre sie durch eine komplette Gehirnwäsche gegangen.
    »Jetzt hör doch mal zu!«, schrie er und schüttelte sie. » Ich hab die Polizei zu euch geschickt, kapierst du das nicht? Ich war das.«
    Miryam wand sich aus seinem Griff. Ihr war anzusehen, dass seine Worte sie trafen. »Murderer«, wiederholte sie, diesmal ganz leise. »Du willst Zola einen Mord anhängen, hat die Polizei gesagt. Du bist ein Abtrünniger, ein Überläufer. Du fällst deinem Wohltäter und uns allen in den Rücken.«
    Marco schüttelte den Kopf. Er spürte, wie Tränen der Wut in ihm aufstiegen. Glaubte sie wirklich blind, was Zola ihnen einimpfte?
    »Miryam, Zola ist schuld, dass du heute ein verkrüppeltes Bein hast. Er hat den Unfall damals arrangiert …«
    Zu spät bemerkte er, wie sie zum Schlag ausholte, aber die Enttäuschung schmerzte ohnehin stärker als das brennende Gesicht. Er blinzelte seine Tränen weg und wollte ihr zum Abschied über die Wange streichen, doch ihr flackernder Blick, der sich jetzt auf einen Punkt hinter seiner Schulter richtete, ließ ihn jäh innehalten und reflexhaft herumschnellen: Pico, ein großes Pflaster am Kinn, bahnte sich rüde einen Weg durch die Menge.
    Marco reagierte augenblicklich. Mit einem Satz stand er bei einem Mädchen, das gerade sein Fahrrad in den Ständer schob, und schubste es beiseite, sodass es gegen die anderen Räder fiel. Er riss ihr Fahrrad an sich, und noch ehe sie Krach schlagen konnte, saß er auf dem Sattel. Im Zickzack fuhr er durch die aufgebrachte Fußgängerschar auf die Straße, zu der sich auch Pico sofort durchkämpfte.
    Marco konnte dessen Schnaufen hinter sich hören, nicht aber seine Schritte in den Adidas-Schuhen. Er wusste nur eines: Pico hatte extrem lange Beine. Die Passanten ringsum blieben stehen und sahen der Verfolgungsjagd zu, machten aber keine Anstalten einzugreifen.
    Nach ein paar Metern riss Marco den Lenker herum, nahm mit Schwung die Bordsteinkante und hielt auf den Platz vor dem knallbunt angestrichenen Palads-Kino zu, wo Würstchenverkäufer, Cafétische und jede Menge Regenschirmträger gefährliche Hindernisse darstellten.
    Jetzt hörte er Pico rufen: »Stopp, Marco! Wir wollen dir doch nur einen Deal anbieten.«
    Einen Deal, klar.

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