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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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alt aus, doch schien sie in unerklärlicher Weise gealtert.
    »Ist alles gut bei dir, Mona?«, fragte er vorsichtig.
    Sie lächelte schwach, aber nur kurz. Dann strich sie ihm über die Wange, bemerkte entschuldigend, es herrsche Hochbetrieb, und schon verklang das Geräusch ihrer hohen Absätze im Labyrinth des Präsidiums.
    Carl blieb wie angewurzelt stehen, obwohl ein paar Kollegen, die die Szene beobachtet hatten, sich spitze Bemerkungennicht verkniffen und mit ihrer Schadenfreude kaum hinterm Berg hielten.
    Keine Fragen sind so aufschlussreich wie die unausgesprochenen. Jetzt durchdrangen ihn diese wie Giftpfeile. Ganz offenkundig wäre ihm Mona am liebsten gar nicht begegnet. Als stünde sie fester auf den Beinen, wenn er in sicherer Distanz war. Warum? Weil es ihr in seiner Anwesenheit nicht gut ging? Oder ging es ihr an sich nicht gut, und sie wollte nicht auch noch durch ihn daran erinnert werden? War ihr plötzlich bewusst geworden, dass sie alt wurde? War er ihr insgesamt nicht attraktiv genug oder erst seitdem die Scheidung von Vigga durch war? War er ihr damit plötzlich zu nahe gekommen? Hatte sie durchschaut, dass er vorhatte, um ihre Hand anzuhalten, und kalte Füße gekriegt?
    Carl schüttelte den Kopf. Es war müßig, darüber zu spekulieren.
    Eindeutiger waren da schon die Zukunftsperspektiven für Mona und ihn: Die sahen düster aus.
    In dem Moment klingelte sein Handy.
    »Ihr habt in anderthalb Stunden ein Treffen mit René E. Eriksen in seinem Büro«, sagte Rose.
    »Aha. Ich glaube nicht, dass Assad jetzt Zeit dafür hat, und ich …«
    »Nein, das verstehst du falsch. Du und Gordon, ihr sollt dorthin. Hast du nicht mit Lars Bjørn gesprochen?«
    Allmächtiger. Nahm dieses Elend denn gar kein Ende?
    »Ach ja, und dann hat mich deine Exfrau gebeten, dich daran zu erinnern, dass ihr eine Absprache habt. Du sollst ihre Mutter einmal die Woche im Pflegeheim besuchen, und das hast du schon fünf Wochen versäumt. Wenn du nicht gleich heute Nachmittag zu ihr fährst, wärst du ihr fünftausend Kronen schuldig, die sie sich heute Abend persönlich abholen würde. Sie hat ihre Mutter bereits angerufen und ihr erzählt, du seist auf dem Weg. Ich glaube, das ist zu schaffen: Wenn du jetztschnell nach Bagsværd losdüst, kannst du trotzdem in anderthalb Stunden bei Eriksen sein. Und ich sorge dafür, dass Gordon zur Stelle ist, wenn du im Ministerium aufschlägst.«
    Carl schluckte zweimal.
    »Was stehst du denn hier rum, Carl? Du siehst ja aus wie ein Zombie! Kreidebleich!« Laursen stand mit Schürze und allem Drum und Dran etwas weiter über ihm auf der Treppe.
    Na, wie sollte er das auf die Schnelle erklären, wenn seine Exschwiegermutter, Karla Margarethe Alsing, draußen im Pflegeheim Bakkegården saß und die Sekunden zählte?
    »Oh, wie gut, dass Sie kommen!«, rief der Altenpfleger und zog ihn mit sich durch die Demenzabteilung.
    »Sie musste umziehen, weil sie in ihrem alten Zimmer geraucht hat und das Deckbett Feuer fing. Alles, aber auch wirklich alles dort ist voller Ruß. Sie sollten mal die Tapete sehen. Pechschwarz.«
    Er öffnete kurz die Tür zu ihrem alten Zimmer. Nein, viel Brauchbares war da wirklich nicht übrig.
    »Sie hat mit den Feuerwehrmännern geflirtet, sodass die ihre Arbeit fast nicht tun konnten. Nur in Unterhose, sollte ich vielleicht hinzufügen.«
    Carl seufzte. Ihm blieben haargenau fünfundzwanzig Minuten, dann musste er weiter. Viel zu viel Zeit.
    »Hoffentlich haben Sie ihr in der Zwischenzeit ein bisschen mehr angezogen«, sagte er und zwang sich ein Lächeln ab.
    Der Altenpfleger nickte, ja, dafür hatte er gesorgt. Vielleicht wirkte er deshalb so müde und zog sich so eilig zurück, nachdem er den Gast abgeliefert hatte. Aber zuerst sagte er noch matt: »Sie dürfen auf dem Zimmer nicht rauchen, Karla. Das wissen Sie doch, wir haben es oft genug gesagt. Sonst passiert wieder etwas. Nur draußen im Garten ist das Rauchen erlaubt, also seien Sie so nett und drücken die Zigarette jetzt aus. Sonst müssen wir Ihnen die Zigaretten ganz wegnehmen.« Das warsein Abschiedssalut. Vermutlich hatte er es heute schon zig Mal gesagt.
    »Hallo, mein Schätzchen«, sagte Karla Alsing beiläufig, als wäre Carl gerade mal fünf Minuten weg gewesen. Wie sie dort in dem einst teuer bezahlten, mittlerweile völlig abgewetzten Kimono saß, wirkte sie wie die Königin des Kopenhagener Nachtlebens. Ihr Ellbogen ruhte auf der Armlehne, die Zigarette hing zwischen den gespreizten

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